Wechsel in der Küstenforschung: AWI Vizedirektorin Prof. Dr. Karen Wiltshire übernimmt Klimainstitut am Trinity College Dublin

Die Vizedirektorin des AWI für die Küstenforschung und Direktorin der Biologischen Anstalt Helgoland wechselte im Juli an das Trinity College Dublin, um ein Klimainstitut zu gründen. Nachfolger am AWI ist der aquatische Ökologe Prof. Dr. Maarten Boersma.
[19. August 2024] 

Seit 2001 erforschte Prof. Dr. Karen Wiltshire am Alfred-Wegener-Institut die Veränderungen der Ökosysteme in der Nordsee und insbesondere im Wattenmeer im Zusammenhang mit menschlichen und natürlichen Einflüssen – wie dem Klimawandel. Fünf Jahre später übernahm sie die Rolle der stellvertretenden Direktorin sowie der Direktorin der Biologischen Anstalt Helgoland des AWI. Nach über zwei Jahrzehnten im hohen Norden folgte sie nun einem Ruf ans Trinity College Dublin, um in der irischen Hauptstadt ein Klimainstitut zu gründen. Dazu wurde sie nun beurlaubt. Ihre Ämter hat Prof. Dr. Maarten Boersma, der jetzige Fachbereichssprecher der Biowissenschaften am AWI, zum 01. Juli übernommen. 

Karen Wiltshire hat frühzeitig erkannt, welche Wertigkeit Langzeitforschung und Messungen für die Zukunft der Meere haben. Am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) leitete sie von 2009 bis 2015 die Sektion Ökologie der Schelfmeere und seit 2013 die Sektion Ökologie der Küsten. Während ihrer Zeit an der Biologischen Anstalt (BAH) hat sie die Langzeitdatenreihen Helgoland Reede und Sylt Reede neu organisiert und für die Meeresforschung nutzbar gemacht. Die Messreihen aus der Nordsee gehören nun zu den wichtigsten globalen Meeresdatensätzen; sie fließen in Klimamodelle ein und werden eingesetzt, um derzeitige und zukünftige Entwicklungen der Meeresökologie im Zusammenhang mit dem Klima zu bewerten.

„Sehr gerne habe ich für die BAH und das AWI gearbeitet. Zusammen haben wir die exzellente Forschung des ältesten deutschen Meeresinstitutes, der Biologischen Anstalt Helgoland, und der Wattenmeerstation auf Sylt in die Zukunft gerichtet und international sichtbar gemacht“, sagt Karen Wiltshire über ihre Zeit am AWI. In Dublin wird die Küstenforscherin ab dem 15. Juli am Trinity College ein Institut aufbauen, das Klimaforschung und Klimawissen aus den nationalen und internationalen Kooperationen der irischen Universität unter einem Dach zusammenführen und erweitern soll. Das AWI wird Karen Wiltshire auch in dieser neuen Rolle begleiten, da Deutschland und Irland bereits lange exzellente wissenschaftliche Beziehungen pflegen. Das Trinity College und das AWI können sich am neuen Institut besonders zu Themen wie Küstenschutz, Küstennutzung, Klimaschutz durch erneuerbare Offshore-Energiequellen, neue Nahrungsnetze und Meerespegelanstieg vernetzen.

Seit dem 1. Juli hat Maarten Boersma die Ämter von Karen Wiltshire übernommen. Er wurde Mitte Juni vom AWI-Kuratorium zum Vize-Direktor für die Küstenforschung bestellt: „Ich freue mich sehr auf diese neue Aufgabe. Mir ist es wichtig, unsere Forschung an den Standorten Sylt und Helgoland noch internationaler zu vernetzen und zu dem immer schneller wachsenden Interesse an konkreten Maßnahmen für natürlichem Klimaschutz und Meeresschutz beizutragen.“ Der AWI-Gewässerökologe hat in den Niederlanden studiert und promoviert und ist Professor im Fachbereich Biologie/Chemie der Universität Bremen. Am AWI leitete er die Sektion Ökologie der Schelfmeere und ist Sprecher für den Fachbereich Biologie. Mit der Arbeitsgruppe „Nahrungsnetze“ untersucht Maarten Boersma am AWI wie sich externe Faktoren, wie Nährstoffe, Temperatur, Licht, Kohlendioxid und interne Wechselbeziehungen auf die Struktur und Dynamik von Nahrungsnetzen auswirken. 


Großes Engagement für den wissenschaftlichen Nachwuchs und gesellschaftlich relevante Themen

Am AWI legte Karen Wiltshire enormen Wert auf die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses: So war sie neben ihrer Professur an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, verantwortlich für das Nippon-POGO Center of Excellence am AWI, das in den letzten zehn Jahren 100 internationale Stipendiaten für globale Meeresforschung ausgebildet hat. Karen Wiltshire war viele Jahre Sprecherin der Küstenforschung im Forschungsprogramm des AWI bzw. des Helmholtz Forschungsbereich Erde und Umwelt. Dabei hat sie maßgeblich die Agenda zur Ausrichtung der deutschen Küstenforschung vorangetrieben und kollaborative Vernetzungen zwischen Disziplinen unterstützt.

Auch für die großen gesellschaftlichen Belange hat sich Karen Wiltshire während ihrer Zeit am AWI stets eingesetzt. So initiierte sie die Strategiegruppe zu Multi-Use und Meeresschutz-Themen im Konsortium Deutsche Meeresforschung (KDM). Sie machte sich für einen an den vielfältigen Stakeholdern orientierten Dialog stark, auch zu konfliktreichen Themen wie den Ausbau der Offshore-Windenergie in der deutschen Meeresplanung. Als Mitbegründerin von „Scientists for Future“ vertritt sie wichtige Meeresklimathemen regelmäßig in internationalen und nationalen Gremien.

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Pressestelle

Sarah Werner
+49 471 4831 2008
sarah.werner@awi.de

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Das Institut

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in den Polarregionen und Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Als eines von 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft koordiniert es Deutschlands Polarforschung und stellt Schiffe wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen für die internationale Wissenschaft zur Verfügung.