Mammuts und Rentiere als Umwelt-Ingenieure?
M.Sc. Torben Windrisch-Woiwode
Der Klimawandel schreitet weiter voran. Besonders die empfindlichen, eigentlich von Kälte geprägten arktischen Gebiete verändern sich dadurch rasant: die Permafrostböden tauen und Mikroorganismen darin setzen Kohlenstoff in die Atmosphäre frei, die Baumgrenze verschiebt sich weiter nach Norden…
Was aber haben Mammuts mit diesem Klimawandel zu tun? Und könnten Rentiere helfen dieses empfindliche Ökosystem wieder zu stabilisieren? Sind Tundra- und Taiga überhaupt stabile Ökosysteme, oder könnte eine Zukunft der terrestrischen Arktis ganz anders aussehen?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Permafrost Carbon Stabilization by Recreating a Herbivore-Driven Ecosystem (PeCHEc)-Projekt am Alfred-Wegener-Institut in Potsdam, das Zusammenhänge zwischen Veränderungen der Bodentemperatur, der Speicherung von Kohlenstoff im Boden und der Anwesenheit großer Säugetiere in der eurasischen Arktis untersucht.
Dabei werden Dinge wie organischer Kohlenstoffgehalt im Boden, Zustand der Vegetation, Zersetzungsgrad des organischen Materials und das Alter der verschiedenen Bodenschichten bestimmt. Diese werden dann zwischen Orten mit unterschiedlich starker Beweidung verglichen, um so Aussagen über den Zusammenhang zwischen Intensität der Beweidung und Veränderungen der Umwelt treffen zu können.
Die Hypothese hinter diesem Projekt ist, dass mehr Tiere mehr Pflanzen abfressen, so die „steppenartige“ Tundra-Vegetation kurz halten und den Schnee zertrampeln, so dass der Boden im Winter weniger gegen die Käte isoliert wird. So kühlt der Boden vergleichsweise stärker aus und damit würde die Aktivität der Mikroorganismen, die im Boden organisches Material in CO2 und Methan umwandeln, reduziert. Dann bliebe mehr Kohlenstoff im Boden und würde nicht weiter zu einer Erwärmung der Atmosphäre beitragen, was wiederum zu weniger Erwärmung der Böden führen würde und so weiter…
Könnten also viele Pflanzenfresser in der Arktis ein Mittel sein, den Klimawandel zu bremsen?