Antarktische Phytoplanktonökologie und Biogeochemie

Die CO2-Aufnahme durch Phytoplankton im Südpolarmeer wird hauptsächlich durch den begrenzten Eintrag von Spurenmetallen, insbesondere Eisen und Mangan, eingeschränkt. Da die Bioverfügbarkeit von Spurenmetallen durch ihre Chemie und ihre biologischen Aufnahmestrategien bestimmt wird, verändern biologische Aktivitäten auch die Spurenmetallchemie im Meerwasser. Das Hauptziel der EcoTrace-Gruppe ist es, zu verstehen, wie sich der globale Wandel auf die Ökologie und Biogeochemie des Phytoplanktons im Südpolarmeer auswirken wird. Die Folgen klimatischer Veränderungen, insbesondere auf die Versorgung und den Kreislauf von Eisen und anderen Spurenmetallen (Mangan, Zink, Kobalt) und ihre Auswirkungen auf die Produktivität im Südpolarmeer, sind essentiell für das Verständnis des komplexen Gleichgewichts von biogeochemischen Kreisläufen und Klimarückkopplungsmechanismen. Vorhersagen darüber, wie das antarktische Phytoplankton auf diese Störungen auf zellulärer und Ökosystemebene reagieren könnte, sind eine große Herausforderung in der Erforschung des globalen Wandels.

Team

Dr. Scarlett Trimborn - Gruppenleiterin
Dr. Silke Thoms - Zellmodelliererin
Christian Völkner - Chemieingenieur
Ricarda Kluge - Biologische Technikerin

Doktorandinnen:
Alexandra Bettinelli
Elisabeth Rosselli
Jasmin Stimpfle

Master Studentin:
Diya Pallipad

Wir sind Teil der programmorientierten Forschung in der Helmholtz-Gemeinschaft:

Topic 6: Marines und polares Leben: Erhalt der Biodiversität, biotischer Interaktionen und biogeochemischer Funktionen

  • Subtopic 6.2 Anpassung des Meereslebens
  • Subtopic 6.3 Die zukünftige biologische Kohlenstoffpumpe 

Kompetenzen

Die EcoTrace Arbeitsgruppe verfolgt einen multidisziplinären Labor- und Feldarbeitsansatz, der Meeresbiologie und -chemie integriert, um ein prozessbasiertes Verständnis zu erlangen:

 

  • In-situ-Probenahmen von natürlichen Phytoplanktongemeinschaften und ihre physiologische Charakterisierung zusammen mit der detaillierten Analyse der Meerwasserchemie ermöglichen es uns, primäre und sekundäre Parameter zu identifizieren, die das Ökosystem des Südpolarmeers antreiben.

  • Manipulationsexperimente mit natürlichen Phytoplanktongemeinschaften, die vorhergesagte Klimawandelszenarien simulieren, entschlüsseln zukünftige Auswirkungen auf die Artenzusammensetzung, Produktivität und Biogeochemie des Südpolarmeeres.

  • Laborexperimente mit ökologisch relevanten Spezies liefern ein mechanistisches Verständnis der physiologischen Prozesse (Photosynthese, Kohlenstoff- und Spurenmetallaufnahme) als Reaktion auf den Klimawandel.

  • Im Rahmen von Wettbewerbsexperimenten wird untersucht, wie sich die Ressourcenbeschränkung (Spurenmetalle) und die Wechselwirkungen zwischen den Arten auf die Struktur der Phytoplanktongemeinschaften im Südpolarmeer auswirken. 

  • Mathematische Modelle liefern ein Prozessverständnis für die dynamische Regulierung der Photosynthese und des Kohlenstofferwerbs für die verschiedenen Phytoplanktonarten als Reaktion auf Licht- und Nährstofflimitationen (einschließlich Spurenmetalle). Die Modellentwicklung auf zellulärer Ebene umfasst auch den Lebensraum des Phytoplanktons, wie z. B. die Bildung von Solekanälen im Meereis als Lebensraum von Eisalgen.
     
  • Unsere Ergebnisse werden in multidisziplinären Kontexten genutzt, die von physiologischen bis hin zu ökologischen Prozessen reichen, was wiederum die Entwicklung und Validierung von Zellmodellen.

Werkzeuge

Chlorophyll a Fluoreszenz und computergestützte Ansätze zur Beurteilung der Photosynthese

Durch die Kombination von Laborexperimenten, theoretischen und rechnerischen Ansätzen untersuchen wir, wie sich die Begrenzung von Spurenmetallen (wie Fe, Zn und Mn) auf die photosynthetische Effizienz von Phytoplankton-Schlüsselarten auswirkt. Basierend auf unserem derzeitigen Verständnis der photosynthetischen Reaktionen entwickeln wir dynamische Modelle der wichtigsten Mechanismen und Prozesse des photosynthetischen Elektronentransports. Diese Modelle beschreiben alle Zwischenschritte von der Photonenabsorption und Ladungstrennung am Photosystem II bis hin zur Reduktion des terminalen Elektronenträgers Ferredoxin am Ende der Elektronentransportkette. Wir untersuchen, wie alternative Elektronenflusswege die Synthese von ATP und die Produktion des reduzierenden Äquivalents NADPH beeinflussen, was die Fixierung von Kohlenstoff antreibt. Wir bieten einen theoretischen Rahmen, um unsere Hypothesen über intrinsische Mechanismen zu testen, die mit der Akklimatisierung von Algenzellen an unterschiedliche Spurenmetallversorgung in Kombination mit Lichtschwankungen verbunden sind.

Ansprechpartnerinnen: Dr. Silke Thoms   Dr. Scarlett Trimborn

Ultra Clean-Probennahme

Unser Ultra-Clean-CTD-Setup ermöglicht es uns, die Wassersäule auf alle Arten von Spurenelementen, insbesondere Spurenmetallen wie z.B. Cadmium, Kobalt, Kupfer, Eisen, Mangan, Nickel und Zink, zu untersuchen. Dazu besteht das Setup aus drei Komponenten.

   1. Die Ultra-Clean-CTD

Die Charakterisierung der Wasserchemie und die Probennahme auf Spurenelemente ist durch die Verwendung von Titan und Kunststoff anstelle von Stahl möglich. Die CTD Rosette ist ausgestattet mit zwei Temperatursensoren, zwei Leitfähigkeitszellen, jeweils einem Drucksensor, einem Sauerstoffsensor, einem Transmissometer, einem Fluoreszenzsensor, einem Sensor zum Messen photosynthetisch wirksamer Strahlung und einem Altimeter. Alle Sensoren haben ein Titangehäuse und sind für eine Tiefe von bis zu 6000 m oder mehr ausgelegt. Zur Wasserprobenentnahme ist die Rosette mit 24 x 14-Liter-Flaschen aus PVC und Titan mit Schmetterlingsverschlüssen ausgestattet. 

   2. Windencontainer

Die Ultra-Clean-CTD kommt mit einer eigenen Winde in einem 20 Fuß Seecontainer, um die Winde und das Kabel vor Umwelteinflüssen zu schützen. Anstelle eines normalen Stahlkabels verfügt die Winde über 8000 m synthetisches Seil. Diese mobile Winde ist so flexibel wie möglich konzipiert, sodass wir unsere Ultra-Clean-CTD auf alle Arten von Forschungsplattformen mitnehmen können und nicht auf ein bestimmtes Schiff beschränkt sind.

   3. Reinraumcontainer

Ebenfalls zum Setup der Ultra-Clean-CTD gehört ein Reinraum in einem 20 Fuß Container, um auch hier die größtmögliche Mobilität und Flexibilität zu gewährleisten. Der Reinraum ist vollständig metallfrei, das heißt es gibt keine offenen Metalloberflächen im Inneren des Reinraumes. Neben dem Platz, um alle 24 Flaschen der CTD an einer Wand zu montieren, verfügt der Container über zwei Werkbänke und einen dritten offenen Arbeitsbereich, der mit sauberer Luft gespült wird. Um die Flaschen in den Reinraum einzubringen, ist der Container mit einer zusätzlichen Schleuse ausgestattet. In dieser Schleuse werden die CTD-Flaschen mit deionisiertem Wasser gewaschen, um Salzwasser und Staub abzuspülen.

Spurenmetallanalytik

In der EcoTrace-Arbeitsgruppe verfügen wir über die Techniken und das Know-how, um alle Arten von Spurenmetallproben zu analysieren, seien es Wasserproben, Partikelproben oder sogar Gewebe- und Stuhlproben. Alle Spurenmetallproben werden mittels ICP-MS gemessen. Am AWI verfügen wir über zwei Maschinen, um diese Proben zu bearbeiten. Eine ist die neu erworbene Element XR (Thermo Fisher) und eine Attom (Nu Instruments). Für die Messung mittel ICP-MS müssen die Proben je nach Probentyp unterschiedlich vorbereitet werden.

Wasserproben
Um den Spurenmetallgehalt von Meerwasserproben zu analysieren, müssen diese zunächst aufkonzentriert und die Matrixkomponenten wie Na, Mg, Ca und Cl entfernt werden. Beide Schritte werden mit dem seaFast (ESI) mittels eines Chelatharz durchgeführt. Nach der Elution der konzentrierten Spurenmetalle von der Säule können die Spurenelementkonzentrationen im sub-nanomolaren Bereich präzise und genau bestimmt werden. 

Partikelproben
Zur Analyse von partikulären Spurenmetallproben verwenden wir ein DAS 30 (Picotrace) für einen Säureaufschluss mit konzentrierten Säuren unter Druck. Hierzu werden die Proben in 30mL Teflongefäße gegeben. Eine Mischung aus starken Säuren wie HNO3 und HF (je nach Probenmaterial) wird hinzugefügt. Die Gefäße werden verschlossen und mehrere Stunden auf 180 °C erhitzt. Nach dem Aufschluss wird die Säure verdampft und die Probe in 2% HNO3 resuspendiert und mittels ICP-MS gemessen.

Ansprechpartner*in: Dr. Christian Völkner    Dr. Scarlett Trimborn

Bestimmung und Charakterisierung von Spurenmetallen und ihren natürlichen Liganden mittels Voltametrie

Die Arbeitsgruppe EcoTrace verfügt über mehrere Voltameter vom Typ VA-Stand 663 (Metrohm) und ein EC Epsilon (Bioanalytical Systems). Mit diesen können wir die chemische Speziation von Eisen sowie die Konzentration von huminsäureähnlichen Substanzen mittels „Competitive ligand exchangeadsorptive cathodic stripping voltammetry“ (CLE-AdCSV) bestimmen.

Ansprechpartner*in: Dr. Christian Völkner    Dr. Scarlett Trimborn