Potsdamer InnoLab für Arktisforschung

Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK) des Landes Brandenburg fördert das Potsdamer InnoLab mit einer einmaligen Landessonderfinanzierung der Gesamtkosten über 2,75 Millionen Euro. Die neuen, innovativen Ausrüstungen und Geräte werden sowohl in den Laboren in Potsdam als auch auf den zahlreichen jährlich stattfindenden Feldarbeiten in der festländischen Arktis, den Küsten und im angrenzenden Arktischen Ozean eingesetzt. Es handelt sich um ganz unterschiedliche Geräte, zum Beispiel um modulare Komponenten zur Wolkenbeobachtung, um analytische und datenbasierte Werkzeuge der Fernerkundung in Permafrostregionen und um Laboreinrichtungen zur Analyse vielfältiger Probenserien aus der Atmosphäre, Böden, Eis und Gewässern.

Die Forschung an Brandenburgs kältesten Arbeitsplätzen in der Arktis findet dort statt, wo die wenigsten Menschen Umweltänderungen mitbekommen. Die polaren und subpolaren Regionen um den Nordpol stellen ein Frühwarnsystem des globalen Klimawandels dar. Kaum eine Region weltweit hat sich in den vergangenen Jahrzehnten so stark erwärmt wie die hohen nördlichen Breiten. Durch die Freisetzung von Spurengasen aus tauendem Permafrost verschärft sich der globale Treibhauseffekt. Über atmosphärische Fernwirkungen aus der Arktis gerät auch das Wetter in Brandenburg ins Schwanken. Die nordpolaren Meere, Küsten und Permafrostregionen bergen einzigartige Lebensräume für Menschen, Tiere, Pflanzen und bieten unverzichtbare Ökosystemleistungen. In Sibirien ist beispielsweise die einzigartige Ökologie borealer Nadelwälder und der Tundra gefährdet.

Die Bedrohung dieser Naturräume durch den Klimawandel führte in den letzten Jahren zu einer Intensivierung und zunehmenden Wahrnehmung der Polarforschung in der Arktis. Die wissen- schaftlichen Befunde fließen in Klimaprognosen ein und werden politisch und medial in ihrer Wichtigkeit für künftige Handlungsoptionen erkannt. Beispielhaft sei die jüngst abgeschlossene MOSAiC-Kampagne genannt, die größte Polar-Expedition aller Zeiten (MOSAiC - Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of Arctic Climate). Von Herbst 2019 bis Herbst 2020 driftete der deutsche Forschungseisbrecher POLARSTERN eingefroren durch das Nordpolarmeer. Die erhobenen Daten werden wertvoll für Generationen sein, um den Einfluss der Arktis auf das globale Klima vorherzusehen.

Neben dieser Großkampagne finden jährlich zahlreiche Feldarbeiten in der festländischen Arktis und im angrenzenden Arktischen Ozean statt. Eine besondere Rolle spielt die Küste als Übergangsglied. Beobachtungsnetze, Datenflut und Probendichte nehmen stetig zu und müssen in den heimischen Laboren analysiert und mit leistungsintensiven und rechnergestützten Systemen ausgewertet werden. Die rasche Entwicklung und zunehmende Bedeutung der Polarforschung erfordert eine Anpassung der wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit an zeitgemäße Untersuchungsmethoden, um die Strahlkraft der Potsdamer und Brandenburger Polarforschung weiterhin zu befördern.

Die vom MWFK bewilligten Gerätekomponenten im Potsdamer InnoLab für Arktisforschung werden Brandenburgs kälteste Arbeitsplätze maßgeblich unterstützen und damit zur internationalen Spitzenforschung des AWI-Standorts Potsdam beitragen, der in den letzten sechs Jahren vier ERC- Preisträger/innen hervorgebracht hat. Die traditionell in Potsdam auf sehr hohem Niveau betriebene Polarforschung wird mit der Förderung mit einem noch attraktiveren Arbeitsumfeld in der Laborinfrastruktur ausgestattet, wodurch weitere Spitzenforschende und hochqualifiziertes Personal angezogen werden. Als besondere Stärke liegt der Fokus in der Ursachenforschung des Klimawandels in den Polarregionen, stellt aber auch direkte Bezüge zu den Entwicklungen in Brandenburg her. Die Komponenten des InnoLabs konzentrieren sich auf die drei Forschungsfelder am AWI Potsdam in Bezug auf Permafrostdynamik, die räumlich-zeitlich Variabilität von polaren terrestrischen Umweltsystemen sowie die Rolle atmosphärischer Prozesse in Wechselwirkungen mit Land-Ozean-Verknüpfungen im arktischen Klimasystem. Die methodischen Anwendungen finden zudem Eingang in die praxisorientierte universitäre Lehre und in die Ausbildung von nichtwissenschaftlichem Personal (technische Azubis), ein für Brandenburg förderlicher Aspekt.

 

Auskünfte & Kontakte

• Allgemeine Auskünfte zum InnoLab: apl. Prof. Dr. Bernhard Diekmann

• Ökologische Prozesse in der Arktis: Prof. Dr. Ulrike Herzschuh

• Permafrost-Prozesse in der Arktis: Prof. Dr. Guido Grosse

• Atmosphärische Prozesse in der Arktis: Prof. Dr. Markus Rex