Wahrzeichen der deutschen Polarforschung
Das Forschungsschiff Polarstern ist das wichtigste Werkzeug der deutschen Polarforschung und das Flaggschiff des Alfred-Wegener-Institutes. Seit seiner Indienststellung am 9. Dezember 1982 hat FS Polarstern mehr als 1,916 Millionen Seemeilen (Stand April 2024) zurückgelegt. Das sind etwa 3,55 Millionen Kilometer. Es ist bis heute eines der leistungsfähigsten Polarforschungsschiffe weltweit.
An durchschnittlich 305 Tagen im Jahr ist Polarstern im Einsatz. Zwischen November und März kreuzt das Forschungsschiff üblicherweise in der Antarktis, in den Sommermonaten forschen Wissenschaftler in arktischen Gewässern. Dabei legt Polarstern in jedem Jahr gut 50 000 Seemeilen zurück – das entspricht gut zwei Erdumrundungen auf Höhe des Äquators. Der Forschungseisbrecher Polarstern kann sogar in der Packeiszone arbeiten, denn das Schiff ist ein Kraftpaket: Bis zu 1,5 Meter dickes Eis bricht das Schiff mit seinem doppelwandigen Stahlrumpf und 20 000 PS problemlos. Den Weg durch dickeres Eis bahnt es sich durch Rammen. Außerdem ist Polarstern für Temperaturen von bis zu -50 Grad Celsius gewappnet und kann sogar im Eis der Polarmeere überwintern.
Gut ausgestattet
Weniger kalt ist es im Bauch des Schiffes. Hier arbeitet und lebt eine Schiffscrew von bis zu 44 Personen und außerdem maximal 55 Wissenschaftler und Techniker. In neun wissenschaftlichen Laboren machen internationale Forscher biologische, geologische und geophysikalische, aber auch glaziologische, chemische sowie ozeanographische und meteorologische Forschungsarbeiten. Polarstern hat eine Grundausstattung wissenschaftlicher Geräte an Bord, zwischen den Expeditionen ist das Schiff jedoch „nackt“. Denn wie die Labore ausgerüstet werden, welche wissenschaftlichen Geräte und ob zusätzlich Laborcontainer mit an Bord gehen, hängt von den Fragestellungen und den Forschungsvorhaben der Wissenschaftler ab, die an einer Expedition teilnehmen.
Außerdem hat Polarstern meistens auch zwei Helikopter und Schlauchboote an Bord - das ist wichtig, damit Wissenschaftler bei Messungen auch den Einflussbereich des Schiffes verlassen können. Die Helikopter nutzen die Forscher beispielsweise zur Walbeobachtung und zum Schleppen von Messgeräten wie dem EM-Bird, ein Gerät mit dem Wissenschaftler die Eisdicke im Überflug messen. Die unzähligen wissenschaftlichen Messdaten verschiedener Projekte werden laufend von einem Bordrechnersystem erfasst, gespeichert und bei Bedarf weitergeleitet.
Ohne Polarstern wäre auch die Forschung an den Stationen des Alfred-Wegener-Instituts nicht möglich. Mithilfe von Polarstern versorgt das AWI zum Beispiel die antarktische, ganzjährig besetzte Neumayer- Station III. Die Lieferungen umfassen alles von frischem Gemüse für das Stations-Team, über modernstes IT-Equipment bis hin zu Schrauben und Teilen zur Instandhaltung der Station.
Dass das 1982 in Dienst gestellte FS Polarstern noch immer zu den leistungsfähigsten Forschungsschiffen der Welt gehört, verdankt es auch einer Generalüberholung. Von 1999 bis 2001 wurde das Schiff technisch auf den damals neusten Stand gebracht. Ein Nachfolger für Polarstern ist in Planung.
Der Forschungseisbrecher Polarstern hat bislang insgesamt 1.915.605 Seemeilen zurückgelegt (Stand April 2024). Eine Seemeile entspricht 1,852 Kilometern, somit waren es seit Dezember 1982 bis April 2024 3.547.700,46 Kilometer.
Ob Fischerei, Tiefseearbeiten oder Sedimentkern-Bohrungen: Für einen reibungslosen Forschungsbetrieb stehen den Wissenschaftlern momentan 52 620 Meter Drahtseil zur Verfügung, die an Bord auf insgesamt 9 verschiedenen Speicherwinden aufgespult sind.
Maschinen und Kessel von Polarstern verschlingen in einem Monat circa 900 Tonnen Dieselkraftstoff. In der selben Zeit werden in der Kombüse um die 3150 Brötchen gebacken und in der Messe rund 3200 Eier, 360 Liter Milch sowie 180 Liter verschiedene Fruchtsäften verschlungen. Und um die verspeisten Sachen auch wieder sauber loszuwerden, verteilen die Stewardessen pro Monat um die 680 Rollen Toilettenpapier auf die einzelnen Kammern.
Die Bordapotheke wird vor Antritt jeder Expedition mit 1000 Tabletten, 200 Pflastern, 45 Ampullen und 200 Zäpfchen gegen Seekrankheit ausgerüstet.
Heimathafen | Bremerhaven |
---|---|
Länge | 118 Meter |
Breite | 25 Meter |
Max. Tiefgang | 11,20 Meter |
Max. Verdrängung | 17.277 Tonnen |
Leergewicht | 12.012 Tonnen |
Indienststellung AWI | 1982 |
Motor | 4 x KHD RBV 8M540 |
Motorleistung | 19.198 PS (vier Maschinen) |
Reichweite | 19.000 Seemeilen / 80 Tage |
Max. Geschwindigkeit | 16 Knoten |
Einsatzgebiet | Überall incl. Packeiszone |
Schiffscrew | 44 |
Tage auf See pro Jahr (im Durchschnitt) | ca. 305 |
Werft | Nobiskrug, Rendsburg und Howaldtswerke - Deutsche Werft Kiel AG |
Wissenschaftler bei Ausfahrt / Fahrten mit Übernachtung | Keine / 53 |