Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen dem grönländischen Eisschild und dem umliegenden Ozean
Das Verbundvorhaben „GROCE“ (englisch von „Greenland Ice Sheet Ocean Interaction“) ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziertes Forschungsvorhaben an dem acht deutsche Institute und Universitäten beteiligt sind. Das Ziel dieses Forschungsvorhabens ist es, das Verständnis der Dynamik des im Wandel befindlichen grönländischen Eisschildes zu verbessern. Dazu müssen die Wechselwirkungen besser erforscht werden, die den Nordatlantik, den Arktischen Ozean und die Gletscher Grönlands miteinander verbinden. Auf der Webseite des Projekts finden Sie nähere Informationen.
Der Fokus unserer ozeanographischen Arbeiten liegt auf Messungen nahe der Kalbungsfront des 79 Nord Gletscher, der längsten noch existierenden schwimmenden Gletscherzunge Grönlands (80 x 25 km, Eisdicke: 100 bis 600 m). In 2016 sind wir mit R/V Polarstern (als erstes Forschungsschiff überhaupt) bis an die Abbruchkante des Gletschers gelangt und konnten so einen erstaunlich schnellen Einstrom von warmen Atlantikwasser unter die Gletscherzunge ausfindig machen. Um über ein ganzes Jahr den Wärmetransport in die mit Ozeanwasser gefüllte Gletscherhöhle aufzuzeichnen und z.B. mögliche jahreszeitliche Änderungen aufzuzeichnen, haben wir zwischen 2016 und 2017 Messinstrumente entlang der Kalbungsfront ausgelegt, die kontinuierlich Temperatur, Salzgehalt und Geschwindigkeiten in verschiedenen Wassertiefen messen.
Unsere ozeanographischen Zeitserien zeigen Einstromgeschwindigkeiten von bis zu 50 cm/Jahr und einen Wärmetransport der zu mittleren Schmelzraten von 13 m/Jahr an der Unterkante der Gletscherzunge führt. Spannenderweise ist es die sehr komplexe Bodentopographie vor der Abbruchkante, die den ozeanischen Wärmetransport unter die Gletscherzunge (und damit die Schmelzraten an der Unterseite der Gletscherzunge) kritisch kontrolliert. Daher hängt vermutlich die Stabilität der Gletscherzunge essentiell von großskaligen Veränderungen der Eigenschaften des Atlantikwassers (Temperatur und Salzgehalt) ab, die hunderte Kilometer entfernt von der Küste aufgeprägt werden.