Die Eigenschaften von Atmosphäre, Meereis und polaren Ozeanen, und speziell deren Wechselwirkungen untereinander, spielen eine entscheidende Rolle im globalen Klimasystem. Gleichzeitig dominiert die jahreszeitliche Entwicklung des Meereises die biologischen Prozesse und biogeochemischen Zyklen der polaren Ökosysteme. Unglücklicherweise sind die für das Verständnis dieser komplexen Systeme notwendigen Beobachtungen vor Ort vor allem in den eisigen, dunklen Wintermonaten nur extrem schwer zu bekommen.
Der rasante technologische Fortschritt der vergangenen Jahrzehnte eröffnete auch der Polarforschung ganz neue Möglichkeiten. So können mithilfe von autonomen Messbojen mittlerweile Zeitreihen gewonnen werden, die den gesamten jahreszeitlichen Zyklus vom Wachstum bis zum Schmelzen des Meereises abdecken. Dabei dient das Meereis selbst den Bojen als driftende Plattform. Im Rahmen von regelmäßigen Schiffsexpeditionen in die Polargebiete während der Sommermonate werden eine Reihe dieser Eisbojen auf dem Meereis installiert, wo sie den extremen Bedingungen im Laufe der Wintermonate trotzen.
Mithilfe sogenannter „multidisziplinärer, eisbasierter und integrierter Observatorien“ (englisch “Multidisciplinary Ice-based Distributed Observatory“, kurz MIDO) kombinieren wir eine Vielfalt verschieden spezialisierter Bojentypen, um Schlüsselparameter rund um den eisbedeckten zentralen arktischen Ozean aufzuzeichnen. Die gleichzeitige autonome Aufzeichnung von physikalischen, biologischen und biogeochemischen Messdaten in Atmosphäre, Meereis und Ozean über Zeiträume von mehreren Monaten/Jahren ermöglicht damit einzigartige Einblicke in Prozesse und Wechselwirkungen, die mit anderen Mitteln unmöglich zu erlangen sind.