04. April 2022
Online-Meldung

IPCC-Klimabericht zu Minderungsmöglichkeiten

Die Fakten sind eindeutig: Die Zeit zum Handeln ist gekommen. Wir können die Emissionen bis 2030 halbieren.
The Roaring Forties Die "Bruellenden Vierziger" (Foto: Frank Rödel)

Im Zeitraum 2010-2019 waren die durchschnittlichen jährlichen globalen Treibhausgasemissionen so hoch wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit, aber die Wachstumsrate hat sich verlangsamt. Ohne sofortige und tiefgreifende Emissionssenkungen in allen Sektoren ist eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C nicht zu erreichen. Allerdings mehren sich die Hinweise auf wirksame Klimaschutzmaßnahmen, so die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im jüngsten Weltklimabericht, den die Arbeitsgruppe III heute vorgestellt hat.

In seiner Pressemitteilung gibt der Weltklimarat folgende Beispiele:

  • Seit 2010 sind die Kosten für Solar- und Windenergie sowie für Batterien nachhaltig um bis zu 85 % gesunken. Eine wachsende Zahl von Maßnahmen und Gesetzen hat die Energieeffizienz verbessert, die Abholzungsrate verringert und den Einsatz erneuerbarer Energien beschleunigt.
  • Die Begrenzung der globalen Erwärmung erfordert einen grundlegenden Wandel im Energiesektor. Dazu gehören eine deutliche Verringerung des Verbrauchs fossiler Brennstoffe, eine weit verbreitete Elektrifizierung, eine verbesserte Energieeffizienz und der Einsatz alternativer Brennstoffe (wie Wasserstoff).
  • Städte und andere städtische Gebiete bieten ebenfalls erhebliche Möglichkeiten zur Emissionsreduzierung. Diese können durch einen geringeren Energieverbrauch (z. B. durch die Schaffung kompakter, fußläufig nutzbarer Städte), die Elektrifizierung des Verkehrs in Kombination mit emissionsarmen Energiequellen und eine verbesserte Kohlenstoffaufnahme und -speicherung durch die Natur erreicht werden. Es gibt Optionen für etablierte, schnell wachsende und neue Städte.
  • Die Verringerung der Emissionen in der Industrie erfordert eine effizientere Nutzung von Materialien, die Wiederverwendung und das Recycling von Produkten sowie die Minimierung von Abfällen. Bei den Grundstoffen, einschließlich Stahl, Baumaterialien und Chemikalien, befinden sich treibhausgasarme bis treibhausgasfreie Produktionsverfahren in der Pilotphase bis zur Marktreife.
  • Land- und Forstwirtschaft sowie andere Flächennutzungen können in großem Umfang Emissionen reduzieren und auch Kohlendioxid in großem Umfang abscheiden und speichern. Allerdings kann die Landnutzung nicht die verzögerten Emissionssenkungen in anderen Sektoren ausgleichen. Die möglichen Maßnahmen können der biologischen Vielfalt zugutekommen, uns bei der Anpassung an den Klimawandel helfen und die Lebensgrundlagen, die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Wasser sowie mit Holz sichern.
  • Der Bericht geht über die technologischen Maßnahmen hinaus und zeigt, dass die Finanzströme zwar um das Drei- bis Sechsfache unter dem Niveau liegen, das bis 2030 erforderlich ist, um die Erwärmung auf unter 2°C zu begrenzen, dass aber weltweit genügend Kapital und Liquidität vorhanden sind, um Investitionslücken zu schließen. Dies setzt jedoch ein klares Signal der Regierungen und der internationalen Gemeinschaft voraus, einschließlich einer stärkeren Ausrichtung der Finanzierung des öffentlichen Sektors und der Politik.

Prof. Hans-Otto Pörtner, Ökophysiologe am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung und Co-Vorsitzender der IPCC-Arbeitsgruppe II zum aktuellen Bericht:
"Aus der Sicht von WGII heißen wir den dritten Teil des Weltklimaberichtes willkommen. Er beschreibt eindringlich die Maßnahmen, die erforderlich sind, um die Erwärmung und dadurch Klimaschäden zu begrenzen. Wichtig ist, dass Politik und Gesellschaft die Umsetzung nicht weiter verzögern, sondern umgehend und umfassend tätig werden. Ansonsten ist das Ziel bald außer Reichweite, dem Pariser Abkommen zu entsprechen. Durch Begrenzung der globalen Erwärmung bei 1,5°C sichern wir die Möglichkeit, uns noch erfolgreich an den bisherigen Klimawandel anzupassen und die Welt noch einigermaßen so zu bewahren, wie wir sie kennen."

 

Hier gibt es weitere Informationen:

3. Teilbericht des Sechsten Sachstandsberichts (AR6) des IPCC der Arbeitsgruppe III (WGIII) des Klimaberichts zu Minderungsmöglichkeiten: „Climate Change 2022: Mitigation of climate change“ - Summary for Policymakers
Die Pressemitteilung des IPCC auf Englisch
Meldung der Helmholtz-Klima-Intiative
Informationen der deutschen IPCC-Koordinierungsstelle