Die Corona-Pandemie hat nicht nur das öffentliche Leben rund um den Globus lahmgelegt. Ihre Folgen behindern auch die Arbeit am 6. Weltklimabericht, denn die vielen am Bericht beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt sind wie ihre Landleute von massiven Einschränkungen betroffen. Universitäten sind geschlossen, sodass vielerorts nur noch im Homeoffice gearbeitet werden kann. Kinder dürfen nicht mehr in die Schule, sondern müssen zuhause betreut werden. Reisen fallen aus, persönliche Kontakte beschränken sich auf Telefonate und Videoschalten.
Um die Arbeit am bevorstehenden 6. Sachstandsbericht dennoch voranzutreiben, veranstaltet die dem Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), angegliederte Unterstützungseinheit der Arbeitsgruppe II des IPCC (der sog. „Weltklimatrat“) derzeit eine zweiwöchige Reihe virtueller Konferenzen. Auf diesen tauschen sich die rund 300 ehrenamtlich am Bericht arbeitenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu den wichtigsten Themen der Arbeitsgruppe II aus. „Die Bereitschaft der Autorinnen und Autoren, sich in diesen virtuellen Konferenzen einzubringen, ist beeindruckend. Wegen der Zeitverschiebung müssen viele der Autoren extrem früh aufstehen oder aber bis spät in die Nacht wach bleiben, um teilnehmen zu können. Nichtsdestotrotz wird kontrovers diskutiert und zielstrebig gearbeitet“, sagt Prof. Hans-Otto Pörtner, AWI-Forscher und Ko-Vorsitzender der Arbeitsgruppe II.
Eines der vielen online diskutierten Themen ist die Corona-Pandemie. Dabei gehen die Expertinnen und Experten unter anderem den Fragen nach, ob der Klimawandel künftige Pandemien möglicherweise begünstigt und inwiefern Klima- und Naturschutzstrategien zu deren Vermeidung beitragen können.
Die Veranstaltungsreihe kommt auch bei den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gut an. „Ich bin erschöpft, aber wirklich überwältigt, mit welchem Elan alle Kolleginnen und Kollegen dabei sind – ganz ungeachtet dessen, dass Kinder oder andere Familienmitglieder zu betreuen sind und wir Wissenschaftler dabei vor denselben Herausforderungen stehen wie alle anderen Menschen auch“, twitterte Dr. Lisa Schipper, Umweltsozialwissenschaftlerin an der Universität Oxford und Leitautorin der Arbeitsgruppe II, zum Ende der ersten Veranstaltungswoche.
Die Arbeitsgruppe II des Weltklimarates IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) bewertet auf Basis der existierenden wissenschaftlichen Fachliteratur, welche Auswirkungen der Klimawandel auf die Natur und menschliche Siedlungsräume hat; in welchem Maße sich sowohl Menschen als auch Pflanzen und Tiere an den Klimawandel anpassen können und welche Risiken für die verschiedenen Lebensgemeinschaften bleiben werden. Außerdem entwickeln die Expertinnen und Experten Lösungsansätze, mit denen die Auswirkungen des Klimawandels begrenzt und allen Menschen eine lebenswerte Zukunft auf dem Planeten Erde geboten werden soll.
Neue Forschungsergebnisse zu diesen vielen Themenfeldern müssen bis zum 1. November 2020 zur Veröffentlichung eingereicht sein, um noch für die nächste Berichtsversion der Arbeitsgruppe II berücksichtigt zu werden. Der Teilbericht der Arbeitsgruppe II zum sechsten Sachstandsbericht des IPCC wird nach den Beiträgen der Arbeitsgruppen I (Naturwissenschaftliche Grundlagen) und III (Minderung des Klimawandels) erscheinen – voraussichtlich im Frühjahr 2022.