Auf einem internationalen Workshop haben Naturschutzbehörden, Wissenschaft, Naturschutzverbände und Austern-Farmer ein europäisches Netzwerk gegründet. Ihr Ziel ist die Wiederansiedlung und Bestandsstärkung der inzwischen sehr seltenen und stark bedrohten heimischen europäischen Auster.
Mehr als 65 Experten aus zehn Ländern Europas und den USA haben sich vom 1. bis 3. November 2017 zum ersten internationalen Workshop zur Wiederansiedlung der Auster getroffen. Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) haben den Workshop in der Bremer Landesvertretung in Berlin gemeinsam mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) organisiert.
Am AWI läuft seit dem Jahr 2016 das vom BfN geförderte Projekt RESTORE zur Wiederansiedlung der Europäischen Auster. „Die Gründung des Netzwerks ist für die Stärkung dieser in ganz Europa bedrohten Art sehr wichtig. Es ermöglicht die gemeinschaftliche Erarbeitung von Wiederansiedlungsstrategien und erleichtert den Wissenstransfer zwischen den einzelnen, regionalen Projekten,“ sagt AWI-Biologin Dr. Bernadette Pogoda, Projektleiterin von RESTORE.
Die Experten einigten sich in Berlin unter anderem auf folgende Kernpunkte:
• Es werden für eine erfolgreiche Durchführung von Ansiedlungsprojekten in Europa genügend gesunde Saataustern gebraucht. Doch eine Entnahme von Saataustern aus bestehenden Wildbeständen ist nicht ratsam, um die Wildbestände nicht weiter zu schwächen. Austernzuchtbetriebe sind daher essentiell, um geeignete Jungaustern zu produzieren.
• Wiederansiedlungsprojekte können nur dort erfolgreich durchgeführt werden, wo passende Umweltbedingungen herrschen und keine bodenverändernden Aktivitäten insbesondere durch grundberührende Fanggeräte der Fischerei oder Sand- und Kiesabbau stattfinden. Ausreichend geeignete und ungestörte Meeresgebiete müssen identifiziert und als mögliche Ansiedlungsstandorte ausgewiesen und vor Schädigungen geschützt werden.
• In vielen europäischen Meeresregionen ist der für Europäische Austern schädliche Parasit Bonamia vorhanden. In Bonamia-freien Gebieten dürfen nur parasiten-freie Austern eingebracht werden.
• Ein Monitoring der Bestandsentwicklung sowie der Begleitfauna sollte nach inter-national abgestimmten Methoden erfolgen.
• Die genetische Variabilität der Austernbestände muss gewährleistet bleiben und bei entsprechender Nachzucht für Restaurationsvorhaben berücksichtigt werden.
Weitere Informationen gibt es in dieser Pressemitteilung des BfN.