Wenn Kolleg*innen am AWI die Vor- und Nachteile der beiden Polarregionen abwägen, dann schneidet die Antarktis zumindest beim Wetter meistens besser ab.
In der Regel ist es zwar auch in den Sommermonaten recht kalt, aber die Sonne scheint oft 24 Stunden. In windstillen Ecken auf dem Deck kann dann in den freien Minuten sogar ein Sonnenbad genommen werden. So war es vor drei Jahren, als wir uns im Rahmen von PS111 in dieser Gegend lange aufhielten. In diesem Jahr ist es jedoch anders. Das Wetter gleicht eher dem in der Framstraße, der Meerenge zwischen Spitzbergen und Grönland. Die Sonne schien bisher nur gelegentlich (Abb. 1), der Wind bläst dagegen oftmals stark und leichter Schneegriesel verhindert den regelmäßigen Einsatz der Hubschrauber. Warum wir fast arktische Verhältnisse haben, erklärt im Folgenden unser Bordmeteorologe Steffen Schröter.
Wer geglaubt hat, uns würden auf PS124 jeden Tag strahlender Sonnenschein und Hochdruckwetterlagen erwarten, der wurde auf dieser Reise bitter enttäuscht. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Über dem östlichen Weddellmeer, wo sich die meisten Arbeitsstationen befinden, bilden sich im Bereich einer großen, küstennahen Polynja immer wieder Schlechtwettergebiete aus. Zudem ziehen recht regelmäßig, wie an einer Perlenkette aufgereiht, umfangreichere Tiefdruckgebiete von der Bransfield Straße, der Meerenge zwischen King George Island und der Antarktischen Halbinsel, zur Prinzessin Martha Küste. Diese Tiefs lenken recht feuchte Luft vom Südatlantik bzw. dem nördlichen Weddellmeer in den Bereich rund um die Polarstern (Abb. 2).
So wird kalte Luft vom Kontinent mit der im Verhältnis feuchtwärmeren Luft gemischt. Es entstehen kleinere Tiefs oder auch Tiefdruckrinnen und somit die vorherrschenden, tiefhängenden Wolken in Verbindung mit Schneefall (Abb. 3). In unserem Forschungsgebiet dominiert im Grunde seit Beginn der Expedition daher ein tristes Grau. Schwacher Zwischenhocheinfluss ist meist nicht von Dauer und bewirkt prinzipiell nur, dass die Wolkenuntergrenze ein wenig angehoben wird. Dies kommt den Fliegern aber immerhin zu Gute. Sonnenschein ist bisher eher Mangelware. Die Großwetterlage sollte sich nachhaltig ändern, sobald Neueisbildung die Polynja wieder schließt. Dann dominieren kältere und trockenere Luftmassen und es bilden sich vermehrt blockierende Hochdruckgebiete aus – wie werden sehen.
Bleiben noch die Antworten auf die Fragen vom letzten Wochenbericht - alles gewusst oder erahnt?
750 nautische Meilen zurückgelegt | Wie viele Kilometer? | 1390 km |
658 km Meeresboden untersucht | Wie viele Eisbergkratzer entdeckt? | 167 |
14 Quadratmeter Meeresboden beprobt | Wie viele Kilogramm Sediment gewonnen? | 1800 kg |
30,76 m Eiskerne, 6,4 km Schnee- und Eisdickentransekts | Wie viele Stunden auf der Eisscholle verbracht? | 21 h 35 min |
6 Bio-Eiskerne | Ergaben wie viele Filterproben? | 270 |
79819 l Meerwasser gefiltert | Ergibt wie viel Gramm Mikroplastik? | Analyse erfolgt im Heimatinstitut |
20 km Strecke, 6000 Fotos | Wie oft wurde ein Oktopus gesehen? | Oktopus: 1000 mal Seegurken: 500 mal |
Verankerungsaufnahme: 6643 m Leine, 112 Instrumente | Wie viele Verankerungen wurden aufgenommen? | 11 Verankerungen |
27 Profile, 180 000 Fotos | Wie viel GB Speicherplatz benötigt? | 2,5 GB |
2 Robben, 2578 Tauchgänge | Wie viele Tiefenmeter total getaucht ? | 30793 m |
Tabelle 1: Die Antworten auf die im letzten Wochenbericht gestellten Fragen. OFOBS: Ocean Floor Observation and Bathymetry System.
PS124 grüßt aus dem südwestlichen (76 °S 30 °W) Weddellmeer – entdeckt vor fast 100 Jahren vom britischen Segler James Weddell, der bis zu den Positionen unserer nördlichsten Verankerungen (74 °S) in die Bucht vordrang, da scheinbar die Wetterbedingungen in dem Jahr besonders günstig waren.
Hartmut H. Hellmer (Fahrtleiter)