29. Oktober 2021
Pressemitteilung

Expertisen-Service zur Weltklimakonferenz in Glasgow

Alfred-Wegener-Institut ist mit mehreren Forscherinnen und Forschern auf der COP26 vertreten
Polarsternexpedition ANT-XXVII/2 (Foto: Frank Rödel)

Vom 1. bis 12. November 2021 treffen sich in Glasgow Staatsoberhäupter, Organisationen und Forschende zur Weltklimakonferenz COP26. Es geht vor allem darum, die nationalen Maßnahmen und Ziele zu überprüfen und weiterzuentwickeln, um die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu begrenzen. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind jetzt schon mit weitreichenden Folgen zu sehen und zu spüren. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts sind vor Ort, beteiligen sich an Veranstaltungen der COP26 und berichten von ihren Erfahrungen und Erkenntnissen aus der Polar- und Meeresforschung. Eine Themenwebseite mit Expertinnen und Experten zur Polar- und Meeresforschung auf der COP26 geht heute online.

Im November schaut die Welt nach Glasgow: Zum 26. Mal treffen sich internationale Akteure zur Conference of the Parties (COP) des United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC). Die COP26 gilt als Deadline für ambitionierten Klimaschutz und damit als wichtigste Klimakonferenz seit Paris 2015. Damals wurde von 195 Staaten ein völkerrechtlich verbindliches Übereinkommen erzielt, die globale Erwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen – auf deutlich unter zwei Grad Celsius, möglichst auf 1,5 Grad Celsius. Nachdem sie das Abkommen ratifiziert hatten, legten die Staaten nationale Klimapläne fest, die die Erreichung dieser Ziele ermöglichen sollen. Die Bundesregierung hat 2016 den „Klimaschutzplan 2050“ verabschiedet. Das „Bundes-Klimaschutzgesetz 2019“, das 2021 nach einem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts noch einmal verschärft wurde, hinterlegt die Umsetzung dieses Plans mit konkreten Maßnahmen für Deutschland.

2021 stehen diese national festgelegten Beiträge auf dem Prüfstand: Laut dem Pariser Klimaabkommen müssen Länder alle fünf Jahre ambitioniertere Klimaschutzziele vorlegen. Das geschieht nun zum ersten Mal in Glasgow. Dass die nationalen Bemühungen bisher nicht ausreichen, um das Zwei Grad-Ziel zu erreichen, zeigte der sechste Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) und die aktuelle Betrachtung des UNEP (United Nations Environment Programme): Nach derzeitigen Entwicklungen würde sich die Erde global bereits 2030 um 1,5 Grad Celsius erwärmt haben, bis zum Ende des Jahrhunderts sogar um 2,7 Grad. Wie ambitionierte Maßnahmen finanziert und Entwicklungsländer im Kampf gegen die Auswirkungen der globalen Erwärmung unterstützt werden sollen, sind zentrale Themen in den Beratungen der Staats- und Regierungschefs in Glasgow.

"Der Klimawandel verändert jetzt schon das Leben an Land, in den Ozeanen und den Polargebieten. Uns bleibt nur noch ein kleines Zeitfenster, um die Meilensteine des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Wenn sich jetzt die internationale Politik in Glasgow trifft, müssen wir das wie eine absolute Deadline verstehen für die globale Umsetzung von ökologischem, ökonomischem und sozialem Gleichgewicht", sagt Prof. Antje Boetius, Direktorin Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI).

Das AWI vor Ort in Glasgow

Die globale Erwärmung trifft auch die Polargebiete, die sich besonders schnell erwärmen. Auch wenn sie weit weg von uns scheinen, spielen sie eine Schlüsselrolle für das globale Klimasystem und beeinflussen sogar das Wetter vor unserer Tür. Auch der Ozean spürt die Erwärmung sowie Extreme wie Hitzewellen deutlich und droht, seine Funktion als größter Treibhausgasspeicher unserer Erde zu verlieren. Umso wichtiger ist die Meeres- und Polarforschung für das Aufdecken von Wechselwirkungen und für präzisere Vorhersagen der nächsten Jahrzehnte. AWI-Expert:innen sind in Glasgow, um dort in verschiedenen Formaten den Wandel von Eis, Ozeanen und Atmosphäre und die Folgen zu zeigen. 
 

Fotoausstellung POLARNIGHT

31. Oktober bis 12. November 
Esther Horvath

Auf 20 eindrucksvollen Bildern zeigt Esther Horvath, AWI- Fotografin und Bildredakteurin, die wissenschaftliche Arbeit und den Alltag auf der einjährigen MOSAiC-Expedition unter den extremen Bedingungen im zentralen Arktischen Ozean. Die Fotos geben Einblicke in das einzigartige Unterfangen sowie die spektakuläre und schützenswerte Polarlandschaft.
 

Podiumsdiskussion „Polar warming, global warning“

3. November, 14 Uhr
Moderation: Dr. Nicole Biebow

Große Teile der Arktis haben das 1,5°C-Ziel des Pariser Abkommens bereits überschritten. Die polaren Eisschilde sind ein potenzieller Auslöser für den globalen Meeresspiegelanstieg. Der EU Polar Cluster unter AWI-Beteiligung ist ein Netzwerk von europäischen Projekten und Organisationen mit Schwerpunkt auf Polarforschung, Beobachtungen, Infrastruktur und/oder Modellierung. Er vermittelt wissenschaftliche Fakten über den polaren Wandel, um die Anpassung, Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit von Gemeinschaften und Lebensräumen in den Polarregionen zu schützen und zu unterstützen.
 

Keynote „MOSAiC – the greatest Arctic expedition of our time”

3. November, 17:30-18:30 Uhr
Dr. Marcel Nicolaus

Für ein Jahr driftete der Forschungseisbrecher Polarstern mit dem Meereis durch die zentrale Arktis, auf der bisher ehrgeizigsten arktischen Forschungsexpedition MOSAiC. Ein Jahr nach der Rückkehr berichtet Marcel Nicolaus über die ersten Ergebnisse aus dem Epizentrum des Klimawandels. Der AWI-Meereisphysiker koordinierte den Aufbau der wissenschaftlichen Messungen auf der MOSAiC-Scholle.
 

Dokumentarfilm „Arctic Drift: A climate research documentary on the most extensive scientific expedition to the Arctic in history – MOSAiC”

7. November, 17-19 Uhr
Podiumsdiskussion mit Prof. Antje Boetius, Prof. Markus Rex und Phillip Grieß

Der 90-minütige Dokumentarfilm nimmt die Zuschauer mit auf die MOSAiC-Expedition in die Arktis. Ein Jahr lang begleitet der Film ein internationales Klimaforschungsteam, das in der lebensfeindlichsten, extremsten und stärksten bedrohten Region der Erde entscheidende Forschungsarbeiten durchführte. Begleitet wird der Dokumentarfilm von einer Diskussionsrunde mit Prof. Antje Boetius, Prof. Markus Rex und Produzent Phillip Grieß (UFA). Sie beantworten Fragen zu den neuesten Forschungsergebnissen sowie zum Klimawandel. 
 

Auftauender Permafrost: Auswirkungen auf Emissionen und Umwelt

4. November, Focus Day „Permafrost“ Cryosphere Pavilion
Dr. Jens Strauss, Prof. Hugues Lantuit, Dr. Paul Overduin

Emissionen aus tauendem Permafrost werden mit steigenden Temperaturen zunehmen und liegen bereits heute in der Größenordnung der jährlichen Emissionen Japans. Das Auftauen der lang gefrorenen Böden beeinflusst auch die Stabilität von Küstenlinien, mit Auswirkungen für viele einheimische Gemeinden. Doch Permafrost gibt es nicht nur an Land, sondern auch in Regionen, die seit der letzten Eiszeit unter Wasser liegen. Diese Quellen könnten erheblich zu den Treibhausgasemissionen beitragen, sind aber noch nicht genügend erforscht. Beim Focus Day Permafrost wird diskutiert, welche Auswirkungen Emissionen aus Permafrost haben und wie sie verhindert werden können.
 

Bewertung der Meeresökosysteme des Südlichen Ozeans

6. November, Focus Day „Polar Oceans: Extinctions and Long-tailed Legacy of Acidification, Warming and Freshening” Cryosphere Pavilion
Dr. Jilda Caccavo

Das Projekt „Marine Ecosystem Assessment for the Southern Ocean (MEASO)“ hat gezeigt, dass sich diese Ökosysteme aufgrund des globalen Klimawandels und direkter menschlicher Einflüsse erheblich verändern. MEASO unterstreicht die Bedeutung des Südlichen Ozeans als wichtige CO2-Senke und seine Rolle als Lebensraum für ikonische, vom Eis abhängige und wandernde Arten. Ein Schwerpunkt liegt auf globalen Managementstrategien, um die Ökosysteme des Südlichen Ozeans auch in Zukunft vor dem Klimawandel und dem Einfluss des Menschen zu schützen. 
 

Links zu den Veranstaltungen, weitere Informationen und Eindrücke aus Glasgow zeigen wir auf unserer Themenwebseite

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