27. September 2011
Pressemitteilung

Ausgewählt: Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts erhalten neue Fördermittel der Helmholtz-Gemeinschaft

Bremerhaven, den 27.09.2011.  Die Helmholtz-Gemeinschaft hat in einem strengen Auswahlverfahren 20 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ausgewählt, die nun an einem der 17 Helmholtz-Zentren ihre eigene Forschungsgruppe aufbauen können. Drei der bewilligten Anträge kamen aus dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, das damit überdurchschnittlich erfolgreich war. Sie haben sich in einem wissenschaftlichen Wettstreit unter 226 Antragstellern aus dem In- und Ausland durchgesetzt und werden über einen Zeitraum von fünf bis sechs Jahren mit einem Gesamtbudget von jeweils 1,25 bis 1,5 Millionen Euro gefördert. In den neuen Arbeitsgruppen werden rund 20 junge Forscher und Techniker an gesellschaftlich relevanten Fragen der Klimaforschung arbeiten.

Der Potsdamer Geologe Dr. Hugues Lantuit beispielsweise wird sich der zum Teil dramatischen Erosion arktischer Küsten (Pressemitteilung vom 18.04.2011) und damit einem Thema widmen, das die Lebensbedingungen nordischer Gemeinschaften ganz entscheidend verändern wird. Zwar sind arktische Landstriche in der Regel nur dünn besiedelt. Wie nahezu überall auf der Welt sind Küsten aber auch im Hohen Norden wichtige Achsen für das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben in der jeweiligen Region. Da rund 34 Prozent der weltweiten Küsten in arktischen Dauerfrostgebieten liegen, handelt es sich um riesige Gebiete, die von zunehmender Erosion betroffen sind. Bislang lässt sich zwar das Ausmaß des Küstenrückzugs deutlich feststellen, ein umfassendes Verständnis der auslösenden Faktoren und der Erosionsprozesse selbst aber fehlt. In Zusammenarbeit mit der Universität Potsdam wird die neue  Nachwuchsgruppe des Alfred-Wegener-Instituts die arktische Küstenerosion deshalb eingehend am Beispiel der kanadischen Beaufortsee studieren. Dort geht die Küstenlinie gegenwärtig um durchschnittlich 1 bis 2 Meter pro Jahr zurück. Die Region gehört damit zu den am stärksten von Erosion betroffenen Küsten der Arktis.

Wie stark der Meeresspiegel bis zum Ende des Jahrhunderts steigt, hängt entscheidend  davon ab, wie die großen Eisschilde Grönlands und der Antarktis sich verändern werden. Gegenwärtig sind exakte Vorhersagen auch deshalb schwer zu treffen, weil das Fließverhalten von Eis noch nicht genau berechnet werden kann. Je schneller Gletscher  sich bei anhaltender Erderwärmung aber in Richtung Ozean bewegen, desto größer werden die langfristigen Auswirkungen auf den Meeresspiegel sein. Die Nachwuchsgruppe der Glaziologin Dr. Ilka Weikusat wird am Alfred-Wegener-Institut deshalb die Fließ- und Deformationsmechanismen von Eis untersuchen und dabei vor allem die mikroskopisch kleinen Strukturen polarer Eisschilde genau unter die Lupe nehmen. Denn so ungewöhnlich es klingt: die Dynamik der gigantischen Gletscher Grönlands und der Antarktis wird von der Mikrowelt der Eiskristalle ganz erheblich beeinflusst. Kooperationspartner sind die Universitäten Tübingen und Utrecht.

Dr. Hauke Flores beschäftigt vor allem die Frage, wie ein Rückgang des Meereises die marinen Ökosysteme der Polarregionen verändern wird. Der Biologe arbeitet derzeit am niederländischen Forschungsinstitut IMARES auf der Insel Texel und wird seine Nachwuchsgruppe am Alfred-Wegener-Institut in Kooperation mit IMARES und der Universität Hamburg aufbauen. Meereis ist von Mikroalgen und Kleinstlebewesen besiedelt, die wiederum eine große Rolle für den Kohlenstoffhaushalt polarer Ökosysteme spielen. Hauke Flores will deshalb mit seinem neuen Team ermitteln, wie sehr der Kohlenstoff aus dem Meereis die gegenwärtigen Nahrungsnetze der polaren Meere bestimmt. So lassen sich die Auswirkungen auf  Fischbestände und biologische Vielfalt abschätzen, wenn die Meereisfläche – wie gegenwärtig in der Arktis zu beobachten (Pressemitteilung vom 05.09.2011), – immer kleiner wird. Die Ergebnisse des Projekts werden deshalb wichtige Daten liefern, um Fischereimanagement und Meeresumweltschutz in Arktis und Antarktis vorausschauend zu gestalten.


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