Austernfischerei in Nordfriesland
Austern stellen seit Jahrhunderten ein wichtiges und begehrtes Lebensmittel in vielen Küstenregionen dar. Die Austernfischerei in Nordfriesland war eine der Bedeutendsten im Wattenmeer und bereits im 12. und 13. Jahrhundert zählte sie - neben dem Heringsfang - zu den ersten kommerziell betriebenen Fischereien. 1587 stellte König Frederick II die damals zu Dänemark gehörenden Austernbänke zwischen Fanø und Husum unter königliches Hoheitsrecht.
Wegen ihrer Qualität und ihrem Geschmack wurden die nordfriesischen Austern besonders geschätzt und bis an den dänischen Hof nach Kopenhagen oder den russischen Hof nach St. Petersburg exportiert. Durch die Anbindung an neu entstandene Eisenbahnstrecken im Zuge der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts erweiterten sich die Exportmöglichkeiten und somit auch die Absatzmärkte. Um die steigende Nachfrage zu decken, wurde die Befischung intensiviert. Die Auswirkungen der Überfischung machten sich schnell bemerkbar, konnten aber weder durch Schonzeiten und zeitlich befristete Pachtverträge noch durch Versuche der Zucht und Wiederbesiedlung kompensiert werden. Die sinkenden Erträge führten schließlich dazu, dass die Austernfischerei auf Sylt 1925 eingestellt wurde und die Bestände soweit geschwächt waren, dass die Europäische Auster (Ostrea edulis) seit Mitte des 20. Jahrhunderts aus dem nördlichen Wattenmeer verschwunden ist.
Bei den Austern, die heute im Sylter Wattenmeer weit verbreitet sind, handelt es sich um die Pazifische Auster (Crassostrea gigas). Seit 1986 werden Jungaustern dieser Art aus Zuchtbetrieben in „Tischkultivierung“ im Wattenmeer vor Sylt großgezogen. Hier besteht die einzige Austernkultur Deutschlands. Wenige Jahre nach Etablierung dieser Austernkulturen hatte sich die nichteinheimische Art unerwartet auch in den Miesmuschelbänken um Sylt angesiedelt und bildet hier seitdem großflächige Riffe aus.
Fischer mit Dredge, wie sie in der Austernfischerei eingesetzt wurde.