22. Oktober 2018
Online-Meldung

Verhandlungen über Antarktis-Meeresschutzgebiet

Internationale Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze in der Antarktis (CCAMLR) lehnt Antrag dieses Jahr ab
Pinguin-Küken (Foto: Stefan Christmann, Alfred-Wegener-Institut)

UPDATE am 02. November 2018:

Auf der diesjährigen Sitzung der Internationalen Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze in der Antarktis (CCAMLR) ist weiter über das Meeresschutzgebiet (MPA) im antarktischen Weddellmeer verhandelt worden. Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts haben den im Jahr 2016 erstmals eingereichten Antrag federführend ausgearbeitet. Die diesjährigen Verhandlungen endeten jedoch erfolglos.

„Der Antrag wurde nicht angenommen, aber damit ist das Vorhaben noch nicht gescheitert“, sagt der umweltpolitische Sprecher des Alfred-Wegener-Instituts, Stefan Hain. „Der Antrag wird im nächsten Jahr wieder eingereicht werden.“ Dass derartige Verhandlungen über ein Meeresschutzgebiet zäh sind und sich häufig über viele Jahre hinziehen, darauf hatte sich die achtköpfige deutsche Delegation eingestellt. „Es war allerdings frustrierend, dass China und Russland gar nicht bereit waren zu konkreten Gesprächen.“ So habe kein wissenschaftlicher Austausch stattgefunden.

Damit ist die Entscheidung über die Einrichtung eines Schutzgebietes in dem Weddellmeer erst einmal vertagt. Die Kommission hob jedoch noch einmal hervor, dass die vom AWI in den vergangenen sechs Jahren ausgearbeitete Grundlage die „derzeit beste verfügbare Wissenschaft“ für den Vorschlag darstellt. Dieses Prädikat ist die Voraussetzung für die Einrichtung eines Schutzgebietes und wurde dem Antrag bereits 2016 verliehen. Nachdem China und Russland diesen Beschluss nachträglich anfechten wollten, hat sich die Kommission erneut ausdrücklich für das Prädikat ausgesprochen.

Insgesamt wird angestrebt, rund um die Antarktis eine Reihe von Meeresschutzgebieten (Marine Protected Areas, MPA) einzurichten. So sollen Regionen unter Schutz gestellt werden, die im Zuge der globalen Erwärmung und der damit einhergehenden geringeren Meereisbedeckung zukünftig einem stärkeren Fischereidruck ausgesetzt sein könnten. Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts führen seit Institutsgründung im Jahr 1980 regelmäßige Forschungsexpeditionen ins Weddellmeer durch. "So hat die Kommission Deutschland gebeten, den Schutzgebietsantrag für das Weddellmeer auszuarbeiten", sagt AWI-Biologe Prof. Thomas Brey, der dies mit seinem Team im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft übernommen hat.

Seit dem Jahr 2013 haben die Forscher Daten zusammengetragen und analysiert, sowie den Schutzgebietsantrag ausgearbeitet, den die Europäische Union dann im Jahr 2016 bei CCAMLR eingereicht hat. „Wenn man das Rossmeer als Beispiel nimmt, haben wir die halbe Wegstrecke hinter uns“, ordnet Brey die zeitliche Perspektive ein. Im Rossmeer war letztes Jahr nach fast zehnjährigen Verhandlungen ein großes MPA unter CCAMLR eingerichtet worden.

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