Nachdem wir die Cap Verdischen Inseln verlassen hatten verliefen die nächsten Tage sehr ruhig mit regelmäßigen Stationen an jedem Morgen mit XBT und Pütz-Proben vom langsam fahrenden Schiff. Da die Zeit für Probennahmen auf der Überfahrt sehr begrenzt ist, müssen wir die Schiffszeit auf diese Weise so gut es geht nutzen. Weitere laufende Messungen, die uns zur Verfügung stehen, sind die Schiffs Thermosalinographen, die Ferry Box und Satellitenbilder.
Dennoch sind die Studenten viel beschäftigt, um alle Proben zu bearbeiten und die Daten gut auszuwerten. Jeden Abend berichten Studenten über ihre eigene Arbeit und auch die Wissenschaftler und Lehrenden am Bord stellen weitere Forschungsthemen vor, wie z.B. die Messungen der Atmosphäre.
An Bord ist ein 7köpfiges Team des Leibniz Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS, Leizig), die regelmäßig auf den Überfahrten im Rahmen des OCEANET Projektes wertvolle Daten für die Klimaforschung sammeln (Fig. 1). Der Fokus liegt dabei auf den Wechselwirkungsprozessen zwischen Aerosolen und Wolken, die den Strahlungshaushalt der Erde beeinflussen können. Die Atlantikdurchquerung von Nord nach Süd erlaubt den Wissenschaftlern, den Kontrast zwischen der anthropogen belasteten Nordhemisphäre und der deutlich saubereren Südhemisphäre mit Ihren Messgeräten festzuhalten. Von einem Messcontainer aus strahlt ein grüner Laserradar (LIDAR) Strahl senkrecht in die Luft, um die über dem Ozean vorhandenen Luftschichten zu charakterisieren (Fig. 2). In einem anderen Container wird die Luft gefiltert für detaillierte mikrophysikalische und chemische Analyse der Wolkenkondensations- und Eiskeime. Es stehen 11 weitere bodengebundene Messgeräte zur Verfügung für die Analyse der Aerosole.
Das Wetter war ruhig und selbst in der Innertropischen Konvergenzzone blieben die sonst üblichen heftigen Regenschauer und Gewitter ganz aus. Es war drückend warm und das Oberflächenwasser erreichte Temperaturen von 28 bis 29 Grad. Zwischen 7°N und 5°N sahen wir große Ansammlungen der treibenden Alge Sargassum (Fig. 3). Von den Cap Verden haben wir einige blinde Passagiere an Bord genommen. Offenbar war ein ganzer Schwarm Grillen an Bord geflogen und man hört seitdem überall das Zirpen.
In der Nacht vom 18. zum 19. 11. überquerten wir den Äquator. Genau am Äquator wurde eine volle Station gefahren mit einer CTD bis zum Boden und Planktonnetzen. Alle Studenten waren mit Eifer dabei an dieser besonderen Station Proben zu nehmen. As Besonderheit wurden an dieser Station viele Dinoflagellaten gefunden, die symbiontische Blaualgen enthielten.
An Bord gab es sehr viele (47) Ungetaufte. Nach vielen drohenden Ankündigungen von Seiten Neptuns und heftiger Gegenwehr der Täuflinge wurde eine Äquatortaufe für den Sonnabend, den 21.11., angekündigt. Alle Täuflinge wurden von Neptuns Mitarbeitern sehr früh geweckt, aber die langwierige Prozedur der Taufe wurde von allen mit Bravour gemeistert (Fig. 4). Selbst die Fahrtleiterin und ihr Co-Fahrtleiter mussten getauft werden und konnten daher kein gutes Wort bei Neptun und seiner Gattin Thetis für die unglücklichen Täuflinge einlegen. Auch die bösartigen Gerüchte, die die Täuflinge über die Mitarbeiter Neptuns gestreut haben, wurden alle als völlig haltlos entlarvt. Nun ist an Bord wieder Ruhe eingekehrt und alle haben die Taufe gut überwunden.
Mit den besten Grüßen von allen an Bord
Karin Lochte