Eine ungewöhnliche Kälteperiode in der arktischen Stratosphäre (s. Pressemitteilung vom 10. Februar) ging Mitte März mit einer eindrucksvollen Stratosphärenerwärmung zu Ende. Zuvor war befürchtet worden, dass bei einem Anhalten der Kälte bis in den April hinein mit schwerem Ozonverlust in der Arktis gerechnet werden müsse. Dementsprechend wird es aller Voraussicht nach auch in Mitteleuropa keine extrem hohe UV-Strahlung durch ein Ozonminimum in der Stratosphäre geben.
Plötzliche Stratosphärenerwärmungen gehören zu den dynamischsten und eindrucksvollsten Ereignissen, die die globale Atmosphäre zu bieten hat. Ausgelöst durch das Brechen atmosphärischer Wellen stürzen dabei in der Stratosphäre gewaltige Luftmassen polwärts und abwärts. Die zusätzliche Masse komprimiert die polare Luftsäule und wie beim Zusammendrücken der Luft in einer Luftpumpe heizt sich die Luft dabei dramatisch auf. Im Verlauf einer Stratosphärenerwärmung springt die Temperatur am Nordpol in der unteren Stratosphäre innerhalb von ein paar Tagen nicht selten um mehr als 40 Grad Celsius nach oben.
So eine eindrucksvolle Stratosphärenerwärmung hat Mitte März die bis dahin beobachtete ungewöhnliche Kälteperiode in der arktischen Stratosphäre beendet. Bis zu diesem Zeitpunkt war es zu erheblichen Ozonverlusten in der Arktis gekommen und die Ozonschichtdicke dort erreichte bereits in der ersten Märzhälfte bedenkliche Tiefstände. Erst eine detaillierte Datenanalyse in den nächsten Monaten kann zeigen, ob der bisherige Rekordozonabbau vom Frühjahr 2011 dabei erreicht wurde. Sorgen, dass dieser Rekord bei anhaltender Kälte noch übertroffen werden könnte, sind durch die Erwärmung nun zunächst zerstreut. Mit den polwärts stürzenden Luftmassen ist auch frisches Ozon in die Arktis transportiert worden, so dass es bereits zu einer teilweisen Regeneration der Ozonschicht dort gekommen ist. Somit ist jetzt die Gefahr gebannt, dass ein Ozonminimum durch Großwetterlagen Mitteleuropa erreichen und hier für extrem hohe UV-Strahlung sorgen könnte.
„Die zum Glück gerade noch rechtzeitig erfolgte Stratosphärenerwärmung hat uns in diesem Jahr vor Schlimmeren bewahrt. Die Ereignisse des Winters davor zeigen jedoch, wie anfällig die arktische Ozonschicht zur Zeit noch für extreme Kälteperioden ist, trotz des langfristigen Erfolgs des Montrealer Protokolls zum Schutz der Ozonschicht. Die gegenseitigen Wechselwirkungen zwischen Klimawandel, stratosphärischen Bedingungen und der Ozonschicht wirken sich dabei bis hin zum Wettergeschehen am Erdboden aus. Daher müssen wir diese Wechselwirkungen besser verstehen und zum Bestandteil unserer Klimaprognosen machen“ sagt Dr. Markus Rex vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) und Koordinator des Europäischen Forschungsprojekts StratoClim, welches die Rolle der Stratosphäre im Klimasystem mit einer Reihe von Messkampagnen und Modellstudien untersucht und dabei auch den Ozonverlust in der Arktis in diesem Frühjahr genau beobachtet hat.