Heute morgen ist das Forschungsschiff Polarstern des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in seinen Heimathafen Bremerhaven zurückgekehrt. Knapp 100 wissenschaftliche Fahrtteilnehmende und Crewmitglieder hatten in den vergangenen gut sechs Wochen in der zentralen Arktis geowissenschaftliche Arbeiten sowie Meereisuntersuchungen und meteorologische Forschung durchgeführt. Außerdem waren Studierende des deutsch-kanadischen ArcTrain Graduiertenprogramms an Bord.
Der AWI-Geologe und wissenschaftliche Expeditionsleiter Prof. Dr. Rüdiger Stein freut sich besonders über Gesteinsproben vom Meeresgrund, die vermutlich 20 bis 45 Millionen Jahre alt sind – das zumindest legen paläomagnetische Daten derzeit nahe. „Auf einem von uns entdeckten sogenannten ‚Fast-Seamount‘ haben wir sehr alte Sedimentgesteine vom Untergrund mit der Dredge gewonnen,“ so Stein. Ein besonderes Highlight dieser Expedition, denn diese Sedimente bieten eine einzigartige Chance, weit in die Erdgeschichte zurückzublicken, d.h., in Zeiten, wo der Arktischen Ozean viel wärmer und im Sommer eisfrei war. Rüdiger Stein: „Wenn wir jetzt in unseren Gesteinsproben bestimmte Leitfossilien finden – also Schalen von kleinen Mikrofossilien wie Diatomeen oder Dinoflagellaten - , können wir das Alter der Gesteine angeben und damit auch genauer das Alter des Basements bestimmen, was wiederum eine Angabe zur Öffnungsgeschichte des Eurasischen Beckens erlaubt.“ Weiterhin würden die organisch-geochemischen Untersuchungen es dann ermöglichen, genaue Aussagen über die Oberflächenwassertemperatur und die Meereisverbreitung während der Übergangsphase vom Treibhaus zum Eishaus-Klima zu machen. Zahlreiche weitere Sedimentkerne konnten die Wissenschaftler im Untersuchungsgebiet der Zentralarktis gewinnen. Die Kerne zeigen Glazial-Interglazialzyklen im Verlauf des Quartärs (2,6 Millionen Jahre bis heute). Von den jetzt anstehenden Laboruntersuchgen dieser quartären Sedimente versprechen sich die Geologen neue wichtige Information über Klimaschwankungen während dieses Erdzeitalters.
Die Polarstern liegt in den kommenden dreieinhalb Wochen für routinemäßige Wartungs- und Reparaturarbeiten in der Lloyd Werft in Bremerhaven. Anschließend beginnt die Antarktissaison mit der Versorgung der Neumayer-Station III und dem Ziel, im Frühjahr das Gebiet des Larsen-C-Schelfeises zu erreichen, von dem im vergangenen Jahr ein riesiger Eisberg abgebrochen war.
Die Arktis rückt im Oktober in den Fokus der weltweiten Wissenschaftspolitik
„Forschung in der Arktis – gemeinsam Handeln, Herausforderungen meistern“. Unter diesem Motto kommen Wissenschaftsministerinnen und -minister aus der ganzen Welt am 25. und 26. Oktober 2018 zur „Zweiten Arktiswissenschaftsministerkonferenz“ (2nd Arctic Science Ministerial) in Berlin zusammen. Repräsentanten aus 30 Nationen diskutieren dann über die Arktisforschung der Zukunft. Die indigenen Völker der Arktis sind ebenfalls vertreten. Ziel ist, die internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit in der arktischen Region zu stärken. Bundeskanzlerin Angela Merkel ist die Schirmherrin der Konferenz. Deutschland lädt gemeinsam mit der Europäischen Kommission und Finnland zu dem Treffen ein.
Mehr Informationen zur Konferenz unter: https://www.arcticscienceministerial.org