26. Februar 2007
Pressemitteilung

Polargebiete erforschen, Klima verstehen: Am 1. März beginnt das Internationale Polarjahr 2007/08

<link fileadmin user_upload news press_releases polarstern-horn2.mp3>Polarstern begrüßt das Internationale Polarjahr!

Das System Erde und Klima zu verstehen, ist eine unserer größten Herausforderungen. Die Polargebiete nehmen dabei eine Schlüsselrolle ein. Hier zeigt sich der Klimawandel mit seinen ökologischen und ökonomischen Folgen schon heute besonders deutlich. Das Abschmelzen der Eismassen der Arktis führt dazu, dass die dort lebenden Menschen und Tiere ihre gewohnten Lebensweisen aufgeben müssen. Eisbären finden weniger Eisschollen, die Rentierherden der Nomadenvölker versinken im Schlamm. Allerdings werden auch neue Seewege erschlossen, die bislang von Meereis versperrt waren. Das Internationale Polarjahr 2007/08 fällt in eine Zeit, in der die Diskussion um den Klimawandel in den Medien und in den Köpfen der Bevölkerung fest verankert ist. Der gerade veröffentlichte Weltklimabericht des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) zeigt einmal mehr, dass wir unser Klima dramatisch verändern. „Dass gerade jetzt eine der größten international koordinierten Forschungskampagnen in den Polargebieten stattfindet, ist eine einmalige Chance. Nur wenn wir das globale Klima verstehen, können wir gute Vorhersagen machen und uns auf mögliche Veränderungen angemessen vorbereiten“, sagt Prof. Dr. Reinhard Dietrich, Vorsitzender der Deutschen Kommission für das Internationale Polarjahr.

Polargebiete als Klimaindikatoren
Ziel des Internationalen Polarjahres ist es, die Rolle der Arktis und Antarktis für das Klima und die Ökosysteme der Erde zu untersuchen. Schmilzt das Festlandeis, steigt der Meeresspiegel und große Küstengebiete werden unbewohnbar. Tauen die Dauerfrostgebiete, werden riesige Mengen des Klimagases Methan freigesetzt.  Ökosysteme verändern sich, Pflanzen, Tiere und auch der Mensch müssen sich anpassen oder werden verdrängt. Wir können aber nur dann auf Umweltveränderungen reagieren, wenn wir die Zusammenhänge kennen und gute Vorhersagen machen können. Dazu sind Daten nötig, die das heutige und das vergangene Klima wiedergeben. Dazu ist eine Vielzahl von Expeditionen notwendig. Im ewigen Eis ist die Klimageschichte von Hunderttausenden von Jahren gespeichert. Aus winzigen Einschlüssen im Eis und aus den Sedimenten des Meeresbodens können die Wissenschaftler das Klima der Vergangenheit rekonstruieren.

Die größte internationale Forschungskampagne der letzten 50 Jahre
Trotz ihrer großen Bedeutung sind die Polargebiete noch weitgehend unerforscht.  Dies liegt zum einen am hohen logistischen Aufwand, der notwendig ist, um in den lebensfeindlichen Gebieten der Arktis und Antarktis zu leben und zu arbeiten. Zum anderen gibt es zwischen  einzelnen Staaten manchmal unterschiedliche Prioritäten, die eine Zusammenarbeit erschweren können. Das Polarjahr 2007/08 bietet nun eine einmalige Gelegenheit, das Wissen, das Können und die logistischen Möglichkeiten von Instituten und Universitäten aus mehr als 60 Ländern zu bündeln, um gemeinsam einen wissenschaftlichen Durchbruch in der Polar- und Klimaforschung zu erreichen. Die gewonnenen Daten werden beispielsweise für alle zugänglich und einsehbar sein. Erstmals werden in großem Ausmaß die Öffentlichkeit und besonders die Schulen mit in die Forschungskampagnen eingebunden. Damit soll nicht nur ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, wie bedeutend die Polargebiete für unser Klima sind, sondern auch eine neue Generation von Wissenschaftlern für die Forschung begeistert wird.

Von Entdeckungsreisen zu internationalen Forschungskampagnen
Die international koordinierte Polarforschung begann vor 125 Jahren mit dem ersten  Internationalen Polarjahr 1882/83, eine Initiative des aus Hessen stammenden Carl Weyprecht. Dass mehrere Nationalstaaten sich zusammenschlossen, um gemeinsam ein Forschungsvorhaben durchzuführen, war damals eine Sensation. Zuvor dienten die gefährlichen Expeditionen vor allem dem Ruhm und den politischen und wirtschaftlichen Interessen einzelner Länder: Neue Gebiete sollten beansprucht und Seewege entdeckt werden. Jetzt erkannte man jedoch die Notwendigkeit der internationalen und interdisziplinären Zusammenarbeit. Auf das erste Internationale Polarjahr folgte das zweite Internationale Polarjahr (1932/33) und das Internationale Geophysikalische Jahr (1957/58). Diese großen wissenschaftlichen Ereignisse erbrachten mit einer Vielzahl von Expeditionen, der Errichtung neuer Forschungsstationen und international koordinierter Beobachtungsprogramme entscheidende Kenntnisfortschritte über die Polarregionen. Das Internationale Polarjahr 2007/08 will an diese Tradition anknüpfen. Es wird getragen durch den Internationalen Wissenschaftsrat (ICSU - International Council for Science) und die Welt-Meteorologische Organisation (WMO - World Meteorological Organisation).

Eröffnungsveranstaltung in Deutschland
Das Internationale Polarjahr wird mit einer Veranstaltung am 1. März um 10 Uhr in Berlin im Langenbeck-Virchow-Haus eröffnet. Zahlreiche Wissenschaftler werden über ihre Projekte sprechen und einen Eindruck von der Vielfalt der Forschungsvorhaben im Polarjahr geben. Eine Live-Schaltung zur deutsch-französischen Arktis-Forschungsstation sowie eine Präsentation der neuen Antarktis-Forschungsstation Neumayer-Station III gehören ebenfalls zum Programm. Die Einbindung von Kindern und Jugendlichen ist ein wichtiges Anliegen im Polarjahr. Bei der Eröffnungsveranstaltung werden einige Aktivitäten für Schulen vorgestellt und die Preisträger des Malwettbewerbs „Wie stellen sich Kinder die Polargebiete der Erde vor?“ geehrt. Zahlreiche der eingesandten Bilder werden zu sehen sein.

Bremerhaven, den 22. Februar 2007
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Hinweise für Redaktionen:

Ihre Ansprechpartnerin in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Alfred-Wegener-Instituts ist Dr. Susanne Diederich (Tel: 0471 4831-1376, E-Mail: Susanne.Diederich@awi.de). Ihre Ansprechpartner in der Deutschen Kommission für das Internationale Polarjahr sind Prof. Dr. Reinhard Dietrich (Tel: 0351-463-34652, E-Mail: Reinhard.Dietrich@tu-dresden.de) und Dr. Eberhard Fahrbach (Tel: 0471-4831-1820, E-Mail: Eberhard.Fahrbach@awi.de). Weitere Informationen zum Polarjahr und zu den Eröffnungsveranstaltungen finden Sie unter www.polarjahr.de und unter www.ipy.org.

Pressekonferenz: Pressevertreter sind am 1. März um 12 Uhr im Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin zu einer Pressekonferenz eingeladen. Bitte melden Sie sich bei Dr. Martina Kunz-Pirrung an: Tel: 0471-4831-1236, E-Mail: Martina.Kunz-Pirrung@awi.de.

Eröffnungsveranstaltung:
das Programm der deutschen Eröffnungsveranstaltung und eine Zusammenstellung der vorgestellten Forschungsprojekte mit den jeweiligen Ansprechpartnern finden Sie unter www.polarjahr.de/Eroeffnungsveranstaltung.193.0.html

Eine internationale Schulaktion
zum Start des Polarjahres finden Sie unter:
www.ipy.org/index.php
www.polarjahr.de/Breaking-the-Ice.218.0.html

Eine Übersicht
über die weltweiten Eröffnungsveranstaltungen finden Sie unter: www.ipy.org/index.php

Infos zur Geschichte der Polarforschung finden Sie unter: www.polarjahr.de/Geschichte-1882-1958.63.0.html

Eine Liste der Forschungsprojekte sortiert nach Themen finden Sie unter: www.polarjahr.de/Forschungsprojekte.26.0.html

Schnittmaterial für Fernsehbeiträge finden Sie unter www.polarjahr.de/Filme.142.0.html
www.iwf.de/IWF/Faecherinfos/Umweltwissenschaften/Polarstern_Expedition.htm

Aktuelle Berichte von Expeditionen finden Sie unter:
www.polarjahr.de/Expeditionsberichte.38.0.html
blogs.dw-world.de/polarstern/

Das internationale Polarjahr-Komitee hat einen Text über die Bedeutung und die Ziele des Polarjahres verfasst, der hier herunter geladen werden kann:
www.ipy.org/index.php

Ansprechpartner aus der Deutschen Kommission für das Internationale Polarjahr finden Sie unter: www.polarjahr.de/Deutsche-Kommission.17.0.html

Eine Liste der am Polarjahr beteiligten deutschen Institute und Universitäten finden Sie hier: www.polarjahr.de/Institute.144.0.html

Eine Übersicht über Veranstaltungen im Polarjahr finden Sie hier:
www.polarjahr.de/Veranstaltungen.40.0.html



Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der gemäßigten sowie hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der fünfzehn Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.