29. Juni 2018
Online-Meldung

Polareis könnte weicher sein als gedacht

Wissenschaftler untersuchen die Fließgeschwindigkeit des Eises in Nordgrönland
Piedmont-Gletscher im Nordosten Grönlands (Foto: Coen Hofstede)

Eismassen der polaren Eisschilde fließen unter der Last ihres eigenen Gewichts Richtung Ozean. Um künftige Schwankungen des Meeresspiegels insbesondere unter veränderten Klimabedingungen vorhersagen zu können, ist es wichtig, die Fließgeschwindigkeit des Eises möglichst genau zu bestimmen. Dazu haben Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts gemeinsam mit der Universität Tübingen, der University of Otago (Neuseeland) und der Autonomen Universität Barcelona (Spanien) eine neue Studie am grönländischen Eisschild durchgeführt, die in den Geophysical Research Letters veröffentlicht wurde. Ihren Ergebnissen zufolge ist das Polareis weicher als bisher angenommen. Dies ist auch relevant für Modelle zur Entwicklung des Meeresspiegels.

Frühere Studien wiesen darauf hin, dass der grönländische Eisschild auf bis zu 50 Prozent seiner Fläche an der Basis schmelzen könnte. „Unsere neue Studie zeigt, dass das Ausmaß der basalen Schmelze vermutlich stark überschätzt wurde. In bisherigen Arbeiten wurde Eis als härter eingeschätzt, als es tatsächlich ist“, sagt Professor Paul Bons von der Universität Tübingen.

Die Neubewertung der Eigenschaften des Eises verringere die Fläche deutlich, auf der die Eisdecke basal geschmolzen sein muss. „Das bedeutet nicht notwendigerweise, dass das Eis den Ozean langsamer erreicht und der Meeresspiegel weniger schnell steigt. Vielmehr müssen wir nun die interne Deformation der Eisdecke als weitaus bedeutender für den Eisfluss bewerten als bislang angenommen“, erklärt AWI-Glaziologin Ilka Weikusat. Die neuen Ergebnisse sollten in Modelle zur Vorhersage der Entwicklung des Meeresspiegels einfließen.

Die vollständige Pressemitteilung und ausführliche Informationen finden Sie auf der Seite der Universität Tübingen.

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