Die globale Erwärmung sowie die jüngsten Dürren und Überschwemmungen bedrohen Siedlungen entlang großer Flüsse in Deutschland aber auch auf der ganzen Welt, wie etwa entlang des Niltals. Zu verstehen, wie ein so großer Fluss auf einen belebten Wasserkreislauf reagieren wird, ist eine dringende Frage. Einblicke hierein geben die Untersuchungen eines Forschungsteam unter der Leitung des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ, an dem auch das Alfred-Wegener-Institut und die Universität Innsbruck beteiligt waren. Ein Sedimentkern aus dem Niltal zeigt, dass in der Vergangenheit feuchteres Klima zu sehr starken, aber auch schwachen Überschwemmungen und einem äußerst instabilen Flusssystem geführt hat, wodurch das Niltal möglicherweise unbewohnbar wurde. Die Studie ist im Fachmagazin Nature Geoscience erschienen.
Die legendären Überschwemmungen des Nils werden oft mit der Entwicklung der Bewässerung und der Landwirtschaft im pharaonischen Ägypten in Verbindung gebracht. Aber auch heute noch sind saisonale Niederschläge und Überschwemmungen entscheidend für die Versorgung großer Bevölkerungsgruppen im Niltal vom Äquator bis zur Mittelmeerküste. Klimamodelle sagen für alle Szenarien aufgrund der globalen Erwärmung eine starke Zunahme der Monsunregenfälle in dieser Region voraus. Um diese Gefahren in der Zukunft anzugehen, ist es wichtig zu verstehen, wie große Flusssysteme auf verstärkte Regenfälle reagieren werden. Erkenntnisse können aus der Untersuchung vergangener Zeiträume gewonnen werden, die bekanntermaßen feuchter und wärmer waren als die heutige Zeit.
Um Zugang zu diesen alten Zeiten zu erhalten, haben Cécile Blanchet und Kolleg:innen vom Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ, Monica Ionita (Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, AWI) und Arne Ramisch (Universität Innsbruck) einen einzigartigen Sedimentkern analysiert. Er stammt direkt von der Nilmündung und zeichnet saisonale Überschwemmungen aus der nordafrikanischen Feuchtperiode vor elf- bis sechstausend Jahren auf. Diese brachten unterschiedliche Mengen an fluvialen Partikeln mit sich, die in Form feiner Schichten erhalten blieben.
Die Analyse der Bohrkerne zeigt, dass feuchteres Klima zu sehr starken, aber auch schwachen Überschwemmungen und einem äußerst instabilen Flusssystem geführt hat, wodurch das Niltal möglicherweise unbewohnbar wurde. Obwohl die Variabilität der Überschwemmungen stärker wurde, unterlag sie ähnlichen klimatischen Einflüssen wie heute, die auf mehrjährigen – wie El Niño – bis mehrdekadischen Zeitskalen wirken. Die Daten aus der Vergangenheit könnten dazu beitragen, das Auftreten solcher Extremereignisse vorhersehbarer zu machen, was dazu beitragen kann, die Risiken für die lokale Bevölkerung durch zuverlässige Prognoseinstrumente und eine angemessene Infrastruktur zu verringern.
Originalpublikation:
Blanchet, C.L., Ramisch, A., Tjallingii, R. et al. Climatic pacing of extreme Nile floods during the North African Humid Period. Nat. Geosci. (2024). https://doi.org/10.1038/s41561-024-01471-9