Heute starten knapp 30 Wissenschaftler aus 13 Ländern in Punta Arenas (Chile) mit dem Forschungsschiff JOIDES Resolution die Expedition 383 des International Ocean Discovery Program (IODP). Dr. Frank Lamy vom Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung und Prof. Gisela Winckler vom Lamont-Doherty Earth Observatory der Universität Columbia (USA) leiten die Expedition gemeinsam. Mit von der Partie sind zwei weitere AWI Wissenschaftler Dr. Oliver Esper und Dr. Lester Lembke-Jene.
Ziel des Teams aus Forschenden, Technikern, Bohrfachleuten und Besatzung ist es, Sedimentkerne im zentralen Südpazifik und am Eingang der Drake Passage zu erbohren. Dieses Gebiet liegt im Antarktischen Zirkumpolarstrom, der mächtigsten Meeresströmung der Erde. Der Zirkumpolarstrom transportiert 150-mal soviel Wasser wie alle Flüsse zusammengenommen rund um den antarktischen Kontinent und wird dabei von keiner Landmasse gebremst. Er verbindet alle Weltmeere und spielt daher eine wichtige Rolle im Klimasystem, da hier sehr viel Wärme und Kohlenstoff zwischen dem Ozean und der Atmosphäre ausgetauscht wird. Wissenschaftler nehmen an, dass dem Südozean in der Erdgeschichte eine entscheidende Rolle bei der Regulierung natürlicher Klimaschwankungen zukommt. Gegenstand der aktuellen Forschungsarbeiten ist daher zu verstehen, wie sich der Zirkumpolarstrom im Wechsel von Warm- und Kaltzeiten verändert hat. Die Rekonstruktion der daran gekoppelten Prozesse soll helfen zu verstehen, wie der Antarktische Zirkumpolarstrom und der Antarktische Eisschild in Zukunft auf die menschgemachte Erwärmung reagieren.
Am Eingang zur Drake-Passage müssen die Forscher dafür bis zu 500 Meter tief in das Klimaarchiv Meeresboden bohren, um Sedimentablagerungen aus einem Klimaintervall zu bergen, das etwa 3 Millionen Jahre zurückliegt und in dem es 2-3° C wärmer war als heute. „Bei unseren Untersuchungen wird es in erster Linie um die Fragen gehen, wie die Wind- und Meeresströmungen der Südhalbkugel in der Vergangenheit auf globale Erwärmungstrends reagiert haben und welche folgenschweren Wechselwirkungen es zwischen der Atmosphäre, dem Ozean und den Eismassen der Antarktis gab“, erläutert AWI-Meeresgeologe Frank Lamy.
An der Expedition, die am 20. Juli 2019 in Punta Arenas enden soll, nehmen neben deutschen und US-amerikanischen Wissenschaftlern japanische, britische, südkoreanische, italienische, chinesische, brasilianische, französische, neuseeländische, niederländische, spanische und indische Forschende teil. IODP ist ein internationales Forschungsprogramm, an dem sich die USA, Japan, China, Korea, Indien, Brasilien, Neuseeland, Australien und 15 europäische Länder beteiligen, darunter auch Deutschland. Das US-amerikanische IODP-Schiff „JOIDES Resolution“ kann bis zu 50 Wissenschaftler und 65 Crew-Mitglieder beherbergen. Sein Einsatz wird durch die US-amerikanische National Science Foundation sowie durch die Förderorganisationen aller anderen IODP-Mitgliedsländer finanziert.