05. Juli 2021
Online-Meldung

Gletscherschmelze in den Hochgebirgen Asiens

Wissenschaftliche Studie nennt Erwärmung der Sommer als Grund für Beschleunigung
Tienschan Gletscher (Foto: Tobias Bolch)

Die Gletscher in den asiatischen Hochgebirgen schmelzen in den letzten Jahren aufgrund steigender Sommertemperaturen immer schneller. Die Gletscherschmelze setzt sich nun auch in Gebieten durch, in denen die Gletscher zuvor wuchsen, hat ein Forscherteam unter Leitung der University of St Andrews und mit Beteiligung des Alfred-Wegener-Instituts festgestellt. Ihre Ergebnisse erscheinen in der Fachzeitschrift Nature Communications.

Anhand von Satellitenbildern, die von den US-Spionagesatelliten Corona und Hexagon in den 1960er und 1970er Jahren sowie von mehreren modernen Satelliten aufgenommen wurden, untersuchten die Glaziologen das Verhalten der Gletscher in verschiedenen Regionen des asiatischen Hochgebirges, zu dem die Himalaya-Region, aber auch andere große Gebirgszüge wie der Pamir, der Tienschan und die Berge Tibets gehören.

Die jetzt in Nature Communications veröffentlichten Ergebnisse haben Auswirkungen auf zukünftige Projektionen des Eisverlustes in der Region und geben Anlass zur Sorge, dass die Gletscher der Region in den kommenden Jahrzehnten nicht mehr als zuverlässige Wasserquelle dienen können.

Das Verhalten der Gletscher liefert den deutlichsten Hinweis auf die Auswirkungen des Klimawandels in Hochgebirgsregionen. Die vergletscherten Regionen des asiatischen Hochgebirges sind die Quelle einiger der größten Flüsse des Kontinents, auf deren Wasser Hunderte Millionen von Menschen angewiesen sind.

Hauptautor Dr. Atanu Bhattacharya von der School of Geography and Sustainable Development an der University of St Andrews, der vor kurzem an die JIS University in Kolkata, Indien, wechselte, erläutert: „Unsere Ergebnisse zeigen, wie stark die Gletscher seit den 1960er Jahren abgeschmolzen sind, und liefern die erste multitemporale Aufzeichnung der Gletscherschwankungen in mehreren Regionen des asiatischen Hochgebirges, einschließlich des Himalaya, der tibetischen Gebirge , des Tienschan und des Pamir über fast sechs Jahrzehnte.“ Dr. Niklas Neckel vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), stellte aktuelle Höhenmessungen aus Satellitenradardaten zur Verfügung, um die Zeitreihen zu ergänzen.

Dr. Tobias Bolch von der School of Geography and Sustainable Development an der University of St. Andrews, der die Studie initiiert und geleitet hat, fasst zusammen: „Die Rate des Massenverlustes von Gletschern in den meisten Regionen der asiatischen Hochgebirge hat seit den 1960er Jahren stetig zugenommen, und der Eisverlust findet jetzt sogar in Regionen statt, in denen die Gletscher über mehrere Jahrzehnte hinweg nur wenig Masse verloren hatten.“

Die Arbeit untersuchte auch den Zusammenhang zwischen Gletschermassenverlust und dem sich ändernden Klima. Das Team kombinierte Messungen aus einem Netzwerk von hoch gelegenen Wetterstationen mit modellierten Klimadaten, um die wichtigsten klimatischen Treiber des Eisverlustes in den verschiedenen Regionen Hochasiens zu untersuchen.

Dr. Kriti Mukherjee von der University of Northern British Columbia, Kanada, hält fest: „Die Ergebnisse zeigen, dass ein erheblicher Anstieg der Eisverlustraten in erster Linie durch höhere Sommertemperaturen angetrieben wurde, während Veränderungen im Niederschlag die Variabilität bestimmt haben.“

Originalpublikation:

Bhattacharya, A., Bolch, T., Mukherjee, K., King, O., Menounos, B., Kapitsa, V., Neckel, N., Yang, W. and Yao, T.: High Mountain Asian glacier response to climate revealed by multi-temporal satellite observations since the 1960s; Nature Communications (2021). DOI: 10.1038/s41467-021-24180-y

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