In den letzten zehn Jahren ist das Interesse, die marinen Küstengebiete als alternative, nachhaltige Quelle für die Nahrungsmittelproduktion zu nutzen, deutlich gewachsen. Ein Expertenteam aus 28 Ländern, darunter auch Wissenschaftler:innen des Alfred-Wegener-Institutes, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) hat das "SeaWheat"-Projekt im Rahmen des EU-Programmes „COST“ ins Leben gerufen, um die traditionelle aquatische Ernährung aus den Küstenmeeren zu modernisieren und diese nachhaltiger und gesünder zu gestalten.
Die Europäische Vereinigung für wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit (COST) unterstützt das von der EU finanzierte Programm, das es Forschenden ermöglicht, ein Forschungsnetzwerk über verschiedene wissenschaftlicher Disziplinen hinweg einzurichten. In dem Projekt „SeaWheat“ geht es darum, die einzigartigen Eigenschaften der grünen Meeresalge „Ulva“, auch als „Meersalat“ bekannt, zu nutzen, um die Alge als einen Modellorganismus für eine neuartige europäische Marikultur, also eine Aquakultur im Meer, zu erproben.
Wissenschaftler:innen haben verschiedene Ulva-Arten eingehend auf ihren Wert als Lebensmittel, Futtermittel, Lebensmittelzutat (z. B. Proteine, Kohlenhydrate, Pigmente, Antioxidantien), chemische Bestandteile und medizinische Eigenschaften untersucht. In der Marikultur kann Ulva entweder an Land oder im Meer kultiviert werden. Ulva kann mehr Biomasse pro Quadratmeter produzieren als Landpflanzen (25-40 Tonnen Trockengewicht pro Hektar und Jahr, verglichen mit 2,1, 4,1 und 5,1 Tonnen bei Sojabohnen, Weizen bzw. Mais). Darüber hinaus erbringt die Ulva eine grundlegende Ökosystemleistung als ökologischer Biofilter, der die Nachhaltigkeit der ständig wachsenden Fischzucht an Land und im Meer unterstützt und die Eutrophierung der Küstengewässer verhindert.
Das COST-Projekt „SeaWheat“ verbindet interdisziplinäre Ansätze zur nachhaltigen Nutzung der Meeresressourcen und umfasst alle Facetten der Biologie, Ökologie, Aquakultur, Technik sowie der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Ulva-Alge. Diese Aktion wird zur Entwicklung fortschrittlicher Wissenschaft und Technologie führen, Geschäfts- und Beschäftigungsmöglichkeiten in der Meeres- und Küstenwirtschaft schaffen und einen erheblichen Einfluss auf das gesellschaftliche Wohlergehen haben.
Diese COST-Aktion entspricht den aktuellen "Prioritäten für gesellschaftliche Herausforderungen" der europäischen Horizont-2020-Strategie für Ernährungssicherheit, und ihre Durchführung wird zu den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (UN Sustainable Development Goals 14, UNSDG) für die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen beitragen.
SeaWheat-Projektwebsite: https://www.cost.eu/actions/CA20106/#tabs+Name:Description