Am antarktischen Ekström-Schelfeis ist zwischen 12. und 13. August 2021 ein Eisberg abgebrochen. Der Eisberg ist noch nicht offiziell benannt, wird nach den internationalen Statuten aber vermutlich den Namen #A77 erhalten. Er ist etwa 53 Kilometer lang, hat eine Fläche von etwa 370 Quadratkilometern und ist damit ungefähr halb so groß wie Hamburg.
Wie an allen Schelfeisen kalben auch vom Ekström-Schelfeis regelmäßig Eisberge, das letzte größere Kalbungsereignis im Osten der Atkabucht gab es im Jahr 2009. Bereits seit mehreren Jahren beobachtet Christine Wesche vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung die Entwicklung des Risses im westlichen Ekström Schelfeis. Aufnahmen des ESA-Satelliten Sentinel zeigen jetzt das Kalben.
Auslöser für den Abbruch könnte ein Sturm gewesen sein, der Ende letzter Woche in der Atkabucht wütete. In der etwa 20 Kilometer entfernten Neumayer-Station III des Alfred-Wegener-Instituts. „In der Nacht von Freitag auf Samstag haben wir hier Windgeschwindigkeiten von max. 94,9 Knoten (175,7 km/h) im Minutenmittel aufgezeichnet. Die stärkste Böe hatte 112 Knoten (207 km/h oder auch rund 50 m/s). Das ist mit Abstand die höchste Windgeschwindigkeit der vergangen Jahre hier“, berichtet Stationsleiter Peter Jonczyk. Bei solchen Windgeschwindigkeiten kann man sich nicht mehr auf den eigenen Beinen halten - und bleibt deshalb in der Station. Wie die ganze Station während des Sturms vibriert hat, zeigt das Video aus dem Hospital. Vom Eisbergabbruch hat das Überwinterungsteam direkt jedoch nichts mitbekommen. Weder die Station noch der Anleger für die Versorgungsschiffe sind beeinträchtigt.