02. Juni 2022
Online-Meldung

Die Antarktis: eine Postleitzahl in Ihrer Nähe

Bericht des Ausschusses für Antarktisforschung zeigt dramatische Veränderungen in der Antarktis mit weitreichenden Folgen
Berge aus Eis an der Antarktischen Halbinsel (Foto: Robert Ricker)

Der Klimawandel beeinflusst das Leben und die Natur in der Antarktis erheblich. Diese Veränderungen bleiben jedoch nicht in der Südpolarregion, sie wirken sich auch auf den Rest der Welt aus, bis vor unsere Haustür. Das zeigt der neue Bericht des Wissenschaftlichen Ausschusses für Antarktisforschung, den Hans-Otto Pörtner, Ökophysiologe am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) auf der 44. Antarktisvertragsstaaten-Konferenz (ATCM) in Berlin vorgestellt hat.

Die Eisschilde schmelzen, das Klima des Kontinents ist im Wandel, der Südliche Ozean erwärmt sich und verliert Sauerstoff. Die Antarktis verändert sich und das beeinflusst auch den Rest der Welt: Der globale Meeresspiegel steigt durch das schmelzende Eis und in vielen Regionen führen die Veränderungen in der Antarktis dazu, dass Wetterextreme wie Dürre oder Starkregen häufiger und stärker auftreten. Der Ausschuss für Antarktisforschung (Scientific Committee on Antarctic Research, SCAR) zeigt in seinem neuen Bericht die Auswirkungen des Klimawandels auf die Antarktis und wie sich diese Veränderungen auf das gesamte Erdsystem auswirken werden.

So hat der Klimawandel auf lokaler Ebene bereits Auswirkungen auf Wale, Robben und Pinguine sowie den Krill, auf den sie als Nahrung angewiesen sind. Kaiserpinguine könnten bis zum Ende des Jahrhunderts so gut wie ausgestorben sein, wenn keine weitreichenden Maßnahmen umgesetzt werden. Besorgniserregend sind laut Bericht vor allem die Prognosen für den Anstieg des Meeresspiegels durch das Abschmelzen der Eisschilde in den nächsten Jahrzehnten: Im schlimmsten Fall könnte der Meeresspiegel um bis zu zwei Metern ansteigen, bevor das Jahrhundert zu Ende geht. Bereits ein Anstieg von 40 Zentimetern würde dazu führen, dass Küstenüberschwemmungen, die bisher alle 100 Jahre auftreten, zu jährlichen Ereignissen werden.

Der Bericht macht deutlich, dass sich die Veränderungen in der Antarktis und ihre Auswirkungen auf Gesellschaft und Natur weltweit erheblich verringern würden, wenn die Ziele des Pariser Klimaabkommens zumindest eingehalten und Treibhausgasemissionen deutlich reduziert werden. Der SCAR hat den Bericht speziell für die Vertragsparteien des Antarktisvertrags entwickelt, die in Berlin zu ihrer 44. jährlichen Tagung ATCM zusammenkommen. Die Vertragsparteien sind die Länder, die für das Umweltmanagement der Antarktis verantwortlich sind. „Die Veränderungen in der Antarktis haben tiefgreifende Folgen für uns alle“, sagt Professor Steven Chown von der Monash University, Direktor von Securing Antarctica's Environmental Future (SAEF) und Leiter des Berichts: „Die Antarktis war schon immer unser stiller, entfernter Nachbar. Jetzt brauchen wir nicht mehr zu reisen, um sie zu besuchen. Sie ist direkt hier, stört lautstark die Nachbarschaft und droht mit mehr: Höhere Meeresspiegel, mehr Extreme, weniger Hilfe beim Management des globalen Klimas.“ Der ehemalige Präsident von SCAR betont, dass die Vertragsparteien auf der diesjährigen ATCM eine echte Chance hätten, ihre Antworten auf den Klimawandel zu verstärken, um der Welt bei der Bewältigung ihrer tiefgreifendsten existenziellen Krise zu helfen. Deshalb beinhaltet der neue SCAR-Bericht Empfehlungen, die für die zukünftige strategische Ausrichtung der nationalen und internationalen Klimaforschungen in der Antarktis wichtig sind.

Zum SCAR-Report: Antarctic Change and the Environment (ACCE)

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