15. März 2021
Wochenbericht

Bilder vom Meeresboden

Abb. 1: Das Ocean Floor Observation and Bathymetry System (OFOBS) wird von Polarsterns A-Frame aus ausgesetzt (Foto: G. Brenneis)

Ein Großteil der während PS124 durchgeführten Arbeiten, konzentriert sich auf den Einsatz und die Bergung von Sensoren und Geräten, die uns ein besseres Verständnis der Charakteristiken und der Strömungsdynamik des Wassers und des Eises im südlichen Weddellmeer ermöglichen. Dies ist jedoch nicht das ausschließliche Forschungsziel.

Ergänzend zur Erforschung der Wassersäule und des Eises wird auch der Meeresboden von mehreren Gruppen untersucht, unter anderem von dem Team des Ocean Floor Observation and Bathymetry System (OFOBS).

Bestehend aus Benthosökologen, Technikern und in Zusammenarbeit mit dem Bathymetrie-Team an Bord, wird das OFOBS-Gerät während vieler Nächte eingesetzt (Abb. 1), um die verschiedenen Meeresböden im südlichen Weddellmeer zu untersuchen.

Das OFOBS ist ein geschlepptes Gerät, das über ein spezielles Glasfaser- und Stromkabel mit POLARSTERN verbunden ist und eine hohe Daten- und Stromverbindung in die Tiefe ermöglicht. Diese Strom- und Datenkommunikation ist notwendig, da das OFOBS-System eine fortschrittliche Forschungsplattform ist, die eine hochauflösende Standbildkamera, eine Videokamera, vorwärts und seitwärts gerichtete Sonarsysteme, drei genaue Positionierungssysteme und eine Vielzahl anderer Hilfsinstrumente unterstützt. Durch die Möglichkeit, vom Schiff aus in Echtzeit mit dem OFOBS zu interagieren, können während des Einsatzes die bestmöglichen Daten gesammelt werden. Das OFOBS ist eine aktualisierte Version des Ozeanboden-Beobachtungssystems (OFOS), das seit einigen Jahren in der Antarktis und der Arktis eingesetzt wird. Es wird auch gelegentlich von anderen Forschungsschiffen aus eingesetzt, wie z.B. von der Sonne aus Deutschland und dem neuen Eisbrecher RV Kronprins Hakkon aus Norwegen. Das Gerät wurde z.B. eingesetzt, um die tiefsten jemals beobachteten benthischen Kraken im Pazifik und kürzlich die kriechenden Tiefseeschwämme der Arktis zu filmen.

Während COSMUS wird das OFOBS eingesetzt, um Daten von unterschiedlichen Meeresböden zu sammeln. Nicht der gesamte Meeresboden ist schlammig und unbesiedelt. So haben wir während PS124 zahlreiche interessante Habitate gefunden, die wir mit dem Gerät kartiert haben. Einige stellen wir in den folgenden drei Abbildungen vor:

  • Bei einem der ersten Tauchgänge zeigen die Bilder des OFOBS viele tote Eisfische (Abb. 2). Tote Kadaver sind für viele Tiere eine willkommene Futtergelegenheit, da Nährstoffe in solch extremen Umgebungen oft rar sind. Der Oktopus scheint seine neu gefundene Nahrungsquelle zu genießen und auch einige Seesterne profitierten von diesem Festmahl.
  • Tauchgang Nr. 18 überrascht uns mit schnellen Wechseln des Lebensraums (Abb. 3). Verschiedene Arten von Moostierchen sind durchgehend vorhanden, aber die Megafauna-Gemeinschaft wechselt von ein paar Seesternen und Seegurken mit schönen Federsternen, die in der Wassersäule schwimmen, zu einem Wald aus Weichkorallen, Schwämmen und Manteltieren. Auch sessile Federsterne können beobachtet werden.
  • Beim 20. Tauchgang treffen wir auf einen schlammigen Meeresboden mit einer benthischen Gemeinschaft, die von solitären Fassschwämmen dominiert wird (Abb. 4). Diese Schwämme können eine Höhe von ca. 50 cm erreichen und werden oft von anderen benthischen Organismen wie Federsternen, Schlangensternen und Seegurken besiedelt, da diese nicht in der Lage sind, sich auf sehr weichem Sediment festzusetzen. Da die meisten dieser Tiere Suspensionsfresser sind, profitieren sie außerdem von der Ausdehnung des Schwamms in die Wassersäule. Beim genauen Hinschauen kann auch ein Eisfisch (Channichthyidae) beobachtet werden, der den hohlen Schwamm als Versteck nutzt.

 

PS124 grüßt aus dem wenige nautische Meilen breiten Spalt, der sich durch den Abbruch des Eisbergs A74 vom Brunt Schelfeis aufgetan hat.

 

Hartmut H. Hellmer (Fahrtleiter)

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