01. Juli 2021
Online-Meldung

Start eines neuen Citizen Science Projekts

Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus Deutschland und Kanada sammeln gemeinsam Daten über das Abtauen des arktischen Permafrosts
Drohne in Startposition auf der stillgelegten Eisenbahnstrecke zwischen Winnipeg und Churchill, Manitoba (Kanada) (Foto: Soraya Kaiser)

Die Arktis verändert sich durch die globale Erwärmung überdurchschnittlich schnell. Während einige alarmierende Auswirkungen, wie das Schmelzen von Eisschilden und Meereis, direkt beobachtet werden können, findet der Großteil des Auftauens des Permafrosts in den verborgenen Tiefen des Bodens statt. Da im Permafrost jedoch große Mengen Kohlenstoff gespeichert sind, die beim Auftauen in Form von Kohlenstoffdioxid und Methan freigesetzt werden, besteht die Gefahr, dass die Erderwärmung durch stetiges Abtauen des Permafrosts weiter verstärkt wird. Um zuverlässige und aktuelle Daten über das Abtauen des Permafrosts sammeln zu können startet heute das Verbundprojekt „UndercoverEisAgenten“.

Unter Koordination des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), zusammen mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und dem Heidelberger Institut für Geoinformationstechnologie (HeiGIT) werden Bürgerinnen und Bürger in Deutschland und Kanada eingeladen, gemeinsam mit Forschenden Daten über sichtbare Landschaftsstörungen in der kanadischen Arktis zu sammeln, um so bessere Erkenntnisse zum Ausmaß und zur Geschwindigkeit des Permafrost-Tauens zu gewinnen. Dafür sammeln Schüler und Schülerinnen in Aklavik (Region Inuvik, Nordwest-Territorien, Kanada) gemeinsam mit Forschenden hochauflösende Luftaufnahmen aus Drohnenflügen und Satellitenbildern der arktischen Erdoberfläche. In enger Zusammenarbeit mit drei Schulen in Deutschland (Jena, Heidelberg und Berlin) werden diese Bilddaten anschließend verarbeitet und in kleine Kartierungsaufgaben („Micro-Tasks“) aufgeteilt. Diese können von Schülerinnen und Schülern sowie Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern sogar per Smartphone erledigt werden. Durch ihren Beitrag entsteht ein einzigartiger Referenzdatensatz, der von großem Nutzen sein wird, um die Qualität der fernerkundungsgestützten Überwachung und Vorhersage von Permafrost-degradierung zu verbessern.

Das Projekt verbessert aber nicht nur die Verfügbarkeit von wichtigen Daten, sondern bindet auch Bürger und Bürgerinnen in die Permafrostforschung und den wissenschaftlichen Diskurs ein. Schülerinnen und Schüler in Deutschland werden sich mit Gleichaltrigen in der kanadischen Arktis austauschen und so ein unmittelbareres Verständnis der Folgen des Klimawandels erlangen. Später wird der Ansatz ausgeweitet auf außerschulische Lernorte, die interessierte Öffentlichkeit und die wissenschaftliche Gemeinschaft.

"UndercoverEisAgenten" ist eines von 15 neuen Citizen Science Projekten, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert werden. Es gehört zu 15 Projekten, die bis Ende 2024 die Zusammenarbeit von Bürger*innen und Wissenschaftler*innen inhaltlich und methodisch voranbringen und Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen geben sollen. Das AWI ist dabei der Koordinator dieses Verbundprojekts, organisiert die Feldkampagnen in die kanadische Arktis (Mackenzie Delta), und leitet die wissenschaftliche Auswertung der gewonnen Daten. Die Abteilung Citizen Science am DLR Institut für Datenwissenschaften in Jena bietet hingegen wertvolle Erfahrung in den Bereichen IT-basierter Strategien, Nutzbarmachung von öffentlich verfügbaren Daten, innovativer Bildungskonzepte sowie der Entwicklung von Tools zum Wissens- und Datenmanagement. Das HeiGIT stellt die Mapping-Anwendung bereit, die es Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern ermöglicht, in durch Mittel der Fernerkundung erzeugten Bilddaten Veränderungen an der Erdoberfläche als Anzeichen für tauenden Permafrost zu erkennen und zu kartieren. Die Web-Plattform „UndercoverEisAgenten” wird wissenschaftliche Information zur Verfügung stellen und der Öffentlichkeit Zugang zu den Ergebnissen des Kartierungsprojektes bieten.

Projekte wie diese sind essentiell um die rasanten und vielfältigen Auswirkungen der Klimaerwärmung auf Permafrostlandschaften zu erfassen und messbar machen zu können. Denn neben den klassischen wissenschaftlichen Methoden bedarf es dringend neuer Mittel und innovativer Wege, um Daten schneller und umfassender erheben zu können. Dabei steht ein sorgsamer, transparenter und offener Umgang mit den erhobenen Daten stets an höchster Stelle.

Weitere Informationen zu den Citizen Science Projekten des BMBF:

Kontakt

Wissenschaft

Josefine Lenz
+49-(0)331 58174-5466

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