21. September 2022
Online-Meldung

Unterwegs in norwegischen Gewässern

Helmholtz-Nachwuchsgruppe ARctic JELlies untersucht die Rolle und Verbreitung von Quallen in atlantischen und arktischen Gebieten
Das wissenschaftliche Team der RISING-Expedition (Foto: Andrea Eschbach)

Elf Forschende aus sieben verschiedenen Nationen verließen am 9. August 2022 Bremerhaven in Richtung Arktis. An Bord des Forschungsschiffs Heincke startete die RISING-Expedition, eine Initiative der Helmholtz-Nachwuchsgruppe ARctic JELlies (ARJEL) des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). Das internationale Team bestand aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des AWI, GEOMAR und der Universität Bergen. Ziel war es, Quallen entlang eines polwärts gerichteten Längengrads von Nordnorwegen entlang der Barentssee bis zur Westküste von Spitzbergen zu untersuchen, um eine grundlegende Datenlage für die Quallenvielfalt und -verbreitung zu schaffen.

Die arktische Region verändert sich schneller als jeder andere Ort der Welt. Die Fjorde von Spitzbergen sind durch das Abschmelzen der Gletscher besonders betroffen und stehen zudem zunehmend unter dem Einfluss von einströmenden atlantischen Wassermassen. Diese raschen Veränderungen der Umweltbedingungen in den letzten Jahrzehnten haben sich auch in den Veränderungen der Plankton- und Fischgemeinschaften niedergeschlagen: Das Wissenschaftsteam an Bord der Heincke führte vergleichende Erhebungen der biologischen Vielfalt in Fjorden, im offenen Meer und in verschiedenen Wassermassen durch. Das Team nahm Wasser-und Sedimentproben, um Spuren von DNA nachzuweisen („Umwelt-DNA“), die von Quallen zurückgelassen wurden. Die Forschenden werden nun die entnommene DNA in den AWI-Laboren an Land mit bereits vorhandenen DNA-Sequenzen vergleichen, um herauszufinden, um welche Quallenarten es sich handelt.

Ein weiteres Ziel der „RISING“ Expedition war es, die Rolle von Quallen im arktischen und atlantischen Nahrungsnetz auf der Expedition zu untersuchen. Hierfür wird das ARJEL-Team, die in den Mägen von Fressfeinden vorhandene DNA untersuchen und sie zurück zu den Beutetieren verfolgen: „Diese Studien können zeigen, ob Quallen eine wichtige Nahrungsquelle für räuberisches Zooplankton und Fische sind“, erklärt Charlotte Havermans, Gruppenleiterin des ARJEL-Teams. Um mehr Erkenntnisse über die Nahrung von Quallen selbst zu gewinnen, planen die Forschenden Fettsäure- und stabile Isotopenprofilen der Quallen und anderer Komponenten des Nahrungsnetz zu erstellen. Die so gewonnen Erkenntnisse sind entscheidend um Vorhersagen über die Auswirkung möglicher Verbreitungsverschiebungen von einigen Quallenarten zu treffen.

„Die vorläufigen Expeditionsergebnisse sind bereits sehr vielversprechend“, so Havermans. „Die Quallenexpertinnen und -experten an Bord zählten fast vierzig verschiedene Arten aus den Netzfängen, was einen signifikanten Teil der bisher beschriebenen Quallenfauna in der Arktis ausmacht“. Während der Expedition wurden überraschende Artenvorkommen dokumentiert, darunter auch einige Arten, für die diese Fahrt den bisher nördlichsten Nachweis in der wissenschaftlichen Literatur darstellt. Weiterführende Studien werden zeigen, ob dies ein Zeichen für eine Ausweitung ihres Lebensraums mit der Erwärmung des Wassers ist oder ein Zeichen für Lücken in der bisherigen Probenentnahme.

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Wissenschaft

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+49(471)4831-1530

Pressestelle

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