18. Februar 2022
Online-Meldung

Bibliothek biologischer Unterwassergeräusche

Die weltweit erste Geräusche-Sammlung dieser Art zur Überwachung der sich verändernden Meeresfauna
Buckelwal im Südpolarmeer (Foto: Alfred-Wegener-Institut)

Meeresexperten aus der ganzen Welt arbeiten zusammen, um eine globale Plattform mit den Geräuschen der Unterwasserwelt zu erstellen. Ziel ist es, die sich verändernde Umwelt zu überwachen und Informationen zum Meeresschutz zur Verfügung zu stellen. Sie stellen das Projekt jetzt in der Fachzeitschrift Frontiers in Ecology and Evolution vor.

Die frei zugängliche „Global Library of Underwater Biological Sounds“ (GLUBS) ist ein Vorschlag von 17 Fachleuten aus neun Ländern, darunter das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), und wird die charakteristischen Geräusche von Säugetieren wie Walen, aber auch von Wirbellosen, Fischen und Krustentieren enthalten. Viele dieser Arten sind nachtaktiv oder schwer aufzufinden, was visuelle Beobachtungen erschwert.

Das Team ruft in der aktuellen Publikation zu einem Workshop in diesem Jahr auf, der Meeresforschende und Digitalexperten zusammenbringen soll, denn auch künstliche Intelligenz (KI) soll zukünftig für die Sound-Bibliothek genutzt werden. Das Abhören des Lebens in Meer-, Brack- und Süßwasser ermöglicht es den Forschenden, die sich verändernde Vielfalt, Verteilung und Abundanz zu erfassen und auch neue Arten zu identifizieren. So wollen sie anhand der akustischen Eigenschaften der Unterwassergeräuschkulisse die Art und den Zustand eines Ökosystems charakterisieren.

Bereits heute gibt es viele Millionen Aufnahme-Stunden von Unterwassergeräuschen auf der ganzen Welt, die potenziell ausgewertet werden könnten, berichten die Autorinnen und Autoren der Studie. Angesichts des weltweiten Rückgangs der biologischen Vielfalt und der unaufhaltsamen Veränderung der Geräuschkulisse unter Wasser durch den Menschen müssten die Quellen der Unterwassertöne von Tieren dokumentiert, quantifiziert und vestanden werden, bevor sie möglicherweise verschwänden. Zusätzlich zu den Lauten zur Kommunikation erzeugen viele aquatische Lebewesen auch „passive Geräusche“ beim Fressen, Schwimmen oder Krabbeln, die wichtige Informationen über die Ökosysteme liefern.

Die vom Team vorgeschlagene Plattform sieht vor, bestehende Bibliotheken auf der ganzen Welt zu integrieren und zu erweitern, um eine frei zugängliche Referenzbibliothek mit bekannten und unbekannten biologischen Geräuschquellen bereitzustellen. Sie soll eine Trainingsplattform für KI-Algorithmen zur Erkennung und Klassifizierung von Geräuschen enthalten, Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen die Erstellung von Karten der Artenverteilung ermöglichen und eine Komponente für Bürgerwissenschaften enthalten.

Die Wissenschaft geht davon aus, dass von den rund 250.000 bekannten Meeresarten alle 126 Säugetiere Laute von sich geben - beispielsweise Buckelwale oder Zwergwale, die regelmäßig auf den Aufnahmen der AWI-Unterwasser-Lauschstation PALAOA in der Antarktis auftreten. Hörbar sind auch mindestens 100 wirbellose Tiere, außerdem 1.000 der weltweit 34.000 bekannten Fischarten.

Originalpublikation

Miles J. G. Parsons, Tzu-Hao Lin, T. Aran Mooney, Christine Erbe, Francis Juanes, Marc Lammers, Songhai Li, Simon Linke, Audrey Looby, Sophie L. Nedelec, Ilse Van Opzeeland, Craig Radford, Aaron N. Rice, Laela Sayigh, Jenni Stanley, Edward Urban und Lucia Di Iorio: Sounding the Call for a Global Library of Underwater Biological Sounds, Frontiers in Ecology and Evolution (2022). DOI: 10.3389/fevo.2022.810156

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