Bremerhaven, den 25. März 2010. Professor Dr. Peter Lemke vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung ist der mit 50.000 Euro dotierte „Bayer Climate Award 2010“ zuerkannt worden. Mit dem Preis der Bayer Science & Education Foundation wird Lemke für seine grundlegenden und wegweisenden Beiträge zum Zusammenhang von Meereis und Klima geehrt. Werner Wenning, Vorsitzender des Vorstands der Bayer AG, wird den Preis im Rahmen der internationalen Klimakonferenz „Continents under climate change“ der Humboldt-Universität am 22. April 2010 in Berlin überreichen.
Ein unabhängiger, mit internationalen Experten besetzter Stiftungsrat hat den Preisträger unter 16 Kandidaten ausgewählt, die von den Präsidenten der großen europäischen Forschungsgemeinschaften nominiert worden waren.
„Ich freue mich sehr über den Bayer Climate Award“, sagte Lemke. „Er ist zum einen eine schöne Anerkennung für die klimawissenschaftlichen Beiträge, die ich gemeinsam mit meinen Kollegen leisten konnte. Zum anderen spornt eine solche Auszeichnung zusätzlich an, am Ball zu bleiben und weiter für das bessere Verständnis der Zusammenhänge zwischen Meereis und Klima zu forschen.“
„Ich bin stolz darauf, dass mit Prof. Peter Lemke ein Wissenschaftler unseres Instituts mit dem Bayer Climate Award ausgezeichnet worden ist“, freut sich Prof. Dr. Karin Lochte, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung. „Peter Lemke steht für fundierte Klimaforschung und engagierte Arbeit in internationalen Gremien wie dem IPCC. Damit leistet er als Klimaforscher wichtige Beiträge, die als Entscheidungsgrundlagen für Politik, Gesellschaft und Wirtschaft notwendig sind.“
Lemke beschäftigt sich bereits seit den 1970er Jahren mit der Beobachtung von klimarelevanten Prozessen in Atmosphäre, Meereis und Ozean und insbesondere mit deren Wechselwirkungen. Starke natürliche Variabilität und langfristige Trends in Atmosphäre und Ozean werden im Meereis abgebildet. Denn die Bildung oder das Schmelzen des Eises hängen in erster Linie von den Luft- und Wassertemperaturen ab. Einwirkung und Reaktion sind aber schwierig voneinander zu trennen, weil das Meereis wiederum die Atmosphäre und den Ozean verändert und damit auf seine Antriebsgrößen zurück wirkt. Der Träger des Bayer Climate Award 2010 hat an sieben mehrmonatigen Polarexpeditionen mit dem deutschen Forschungseisbrecher „Polarstern“ teilgenommen – an fünf davon als Fahrtleiter. Neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen zog Lemke daraus auch ganz praktische Konsequenzen: Wegen der schlechten Beobachtungslage in den Polargebieten engagierte er sich stark für neue Messtechniken, insbesondere für Fernerkundungen mit Satelliten wie beispielsweise im Wissenschaftler-Team für den ESA Satelliten „CryoSat“.
Professor Lemke ist 63 Jahre alt und in Soltau geboren. Er arbeitet seit 2001 am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft, an dem er gegenwärtig den Fachbereich Klimawissenschaften leitet, sowie als Professor für Physik von Atmosphäre und Ozean am Institut für Umweltphysik der Universität Bremen. Zu seinen vorherigen wissenschaftlichen Stationen zählen die Universität Kiel, die Princeton University, New Jersey (USA), das Max-Planck-Insititut für Meteorologie, Hamburg, die Universität Hamburg (Diplom in Physik, Promotion und Habilitation in Meteorologie) und die Freie Universität Berlin (Studium Physik und Mathematik).
Im Rahmen seiner internationalen Gremienarbeit war der Preisträger unter anderem von 1995 bis 2006 im „Scientific Committee“ für das „World Climate Research Programme (WCRP)“ aktiv. Dies ist das höchste internationale Gremium für die Klimaforschung, das er als erster Deutscher auch sechs Jahre geleitet hat. Ein Ergebnis dieser Arbeit ist die Neuausrichtung des WCRP auf längerfristige Klimavorhersagen basierend auf ersten Erfolgen mit wesentlich verbesserten saisonalen Klimaprognosen in den Tropen, die unter anderem aus der Beobachtung des „El Niño“ genannten Klimaphänomens resultieren. Dies ist eine immer wieder auftretende ungewöhnliche Wassererwärmung im äquatorialen Pazifik. Daraus entstehen regelmäßig Unwetter in Lateinamerika sowie Dürren in Australien und Indonesien mit katastrophalen Folgen.
Aktuell widmet sich Peter Lemke der Entwicklung von Modellen für die Analyse und Vorhersage regionaler Klimaveränderungen. Diese sind von besonderer Bedeutung, denn erst wenn man weiß, wie sich das Klima in bestimmten Regionen entwickeln wird, kann man sich mit Anpassungsmaßnahmen darauf vorbereiten. Dieser Aufgabe widmet sich die Klimainitiative „REKLIM (Regionale Klimaänderungen)“ der Helmholtz-Gemeinschaft, in der acht Forschungszentren zusammenarbeiten und die von Lemke geleitet wird.
Professor Lemke war maßgeblich am Weltklimabericht des „Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)“ beteiligt, das 2007 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. 1991 erhielt er den Preis für Polarmeteorologie (Georgi-Preis) der Alfred-Wegener-Stiftung (heute: Geo-Union). 2005 wurde er zum Ehrenprofessor der „China Meteorological Administration“ (Chinesischer Wetterdienst) ernannt.
Weitere Informationen zum Bayer-Klimaprogramm unter: www.klima.bayer.de
Informationen zur Bayer Science & Education Foundation unter: www.bayer-stiftungen.de
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Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren sowie hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der sechzehn Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.