06. Februar 2019
Wochenbericht

Antarktis bye-bye

Abb. 1: Die Ultra Clean CTD wird zu Wasser gelassen. (Foto: Sven Pont)

Eine letzte große Anstrengung steht Wissenschaft und Schiff bevor.  Eine viertägige, dichte Abfolge von CTD - und Ultra Clean CTD (Abb. 1) Stationen, sowie Verankerungsaufnahmen und –auslagen ist geplant.

Kurze Abstände zwischen den Stationen, lediglich 15 nautische Meilen, bedeuten, dass die Wissenschaft nur wenig Zeit hat, um Proben abzufüllen und Geräte auszulesen. Doch die Teams laufen zu Hochtouren auf und schaffen das Pensum ohne Zeitverluste.

Besonderes Augenmerk liegt auf den auf diesem Schnitt geplanten vier „Fischverankerungen“.  Ziel ist es, eine Methode zu entwickeln, mit der der Riesen-Antarktisdorsch (Dissostichus mawsoni), auch Antarktischer Seehecht genannt, effizient für wissenschaftliche Untersuchungen lebend gefangen werden kann. Nur wenig ist über diese bis zu 50 Jahre alt werdenden Tiere bekannt; Wissen, das dringend benötigt wird, um ihn effizient vor der stetig zunehmenden Befischung zu schützen bzw. diese zielführend regulieren zu können. Doch für genetische und physiologische Untersuchungen ist es unumgänglich, Tiere zu fangen und zu hältern, wozu wir für diese Expedition extra ein Hälterungsbecken im Vorraum zum Fischlabor aufgestellt haben. Doch leider erweisen sich die drei Fischverankerungen (Abb. 2), mit Hilfe derer die Tiere langsam und schonend aus der Tiefe gezogen werden sollen und die wir für jeweils 24 Stunden auf 800, 1000 und 1200m ausbringen, als nicht sehr fangfreudig.  Kein einziger Antarktischer Seehecht ist beim Aufnehmen der Verankerung an der Leine.

Die Arbeiten auf dem Schnitt enden des Nachts mit einem Manta-Netz (Abb. 3). Das Netz parallel zum Schiff ziehend, durchsieben unsere Schweizer Kollegen damit große Mengen an Wasser nach Mikroplastik, einem mittlerweile nahezu global auftretenden Vermächtnis unserer Zivilisation. An Bord lassen sich zwar nur die größeren Partikel erkennen und identifizieren, doch mittels detaillierteren Analysen zurück in den Laboren des AWI-Partners auf Helgoland werden auch die kleinsten Partikel auf ihre Zusammensetzung hin untersucht.

Nahe der Elefanteninsel erfolgen die letzten Stationsarbeiten. Eine letzte Verankerung mit ozeanographischen und ozeanakustischen Instrumenten wird geborgen und wieder ausgelegt, weitere drei Fischverankerungen ausgelegt und einen Tag später, die Wartezeit nutzen wir schnell für ein Gruppenfoto (Abb. 4), geborgen und ein letztes RMT und Manta-Netz gefahren.  Das NIOZ Ultra Clean CTD Team zieht die Proben ihres letzten Inkubatoren- Experiments auf dem Peildeck und beginnt danach ihre Geräte abzubauen.  Schiffsweit beginnen die Wissenschaftler Instrumente und Proben zu verpacken und zu stauen, sind doch die Labore leer und sauber an die nächste Expedition zu übergeben, als ob wir nie da gewesen wären.

Bleibt noch, ein Resümee dieser Expedition zu ziehen. Auch wenn wir durch medizinische Evakuierung und logistischen Einschränkungen erhebliche Zeitverluste erlitten, so haben wir doch den größten Teil unserer Ziele erreichen können, auch weil eine ungewöhnlich geringe Eisbedeckung und minimale Sturmaktivität ein schnelles Vorankommen ermöglichten. Alle ozeanographischen Verankerungen, sowie acht Fischverankerungen, wurden geborgen und wieder ausgebracht (mit Ausnahme einer ozeanographischen Verankerung die wegen schlechten Wetters nicht ausgelegt werden konnte). Mehr als 80 Netze wurden gefahren und brachten vielfältige Proben an Bord. Die globale Flotte an profilierenden Argo Floats wurde um 22 Geräte erweitert und unser Verständnis des Südozeans mittels über 80 CTD und UCC Einsätzen und der dadurch erhobenen Temperatur- und Salzgehaltsprofile weiter verbessert.  Dabei wurden Wasserproben für eine Vielzahl von Projekten genommen, analysiert und für weitere Untersuchungen konserviert.  Unsere Vogel- und Walbeobachter verbrachten bei Wind und Wetter nahezu 400 Stunden auf dem Peildeck. Und, nicht zuletzt, wurden bei 6 Eisstationen und 7 unter-Eis ROV- Einsätzen die Fauna direkt unter dem Meereis untersucht. Alles in allem, trotz der vielen Hindernisse, ein bemerkenswertes Ergebnis, welches durch die Leistungen der engagierten wissenschaftlichen Teams und einer herausragenden Mannschaft und Schiffsführung zustande kam, die sich beide unserem gemeinsamen Ziel verschrieben hatten: Die Rätsel dieser einzigartigen Umwelt unseres Heimatplaneten zu enthüllen.

Von einer relativ windigen – es herrschen 8 Bft und 5m Welle – Überfahrt über die Drake Passage winken Wissenschaft und Schiff der am Horizont verschwindenden Antarktis bye-bye und freuen sich auf die baldige Einfahrt in die Magellan Straße und den Zielhafen dieser Expedition, Punta Arenas.  Bis bald daheim!

 

Olaf Boebel

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