11. Mai 2017
Pressemitteilung

125 Jahre Meeresforschung Helgoland

Biologische Anstalt Helgoland am Alfred-Wegener-Institut lädt zum Tag der offenen Tür ein
Helgoländer Felswatt (Foto: Uwe Nettelmann)

Vor 125 Jahren wurde die Königliche Biologische Anstalt auf Helgoland gegründet und die Meeresforschung hat seitdem einen festen Platz auf der Insel. Daraus entstand später die Biologische Anstalt Helgoland (BAH), die 1998 Teil des Alfred-Wegener-Instituts wurde. Generationen von Wissenschaftlern forschen auf Helgoland sowie seit 1924 in der Zweigstelle in List auf Sylt über die Ökologie der Küsten- und Schelfmeersysteme. Die Forschung auf Helgoland und Sylt nimmt mit ihrer langen Tradition und gleichzeitig zukunftsweisenden Ausrichtung einen führenden Platz in der europäischen Meeresforschung ein. Anlässlich des Jubiläums lädt die BAH am Alfred-Wegener-Institut zu einem Tag der offenen Tür ein. Besucher können am 19. Mai auf Helgoland und am 20. Mai auf Sylt exklusiv die Forscher und ihre Arbeit kennenlernen.

Das 19. Jahrhundert war eine Blütezeit der Meeresforschung. Charles Darwin und Ernst Haeckel weckten mit ihren Untersuchungen an bis dahin weitgehend unbeachteten Meeresorganismen das Interesse von Forschern für das Leben im Meer. Wissenschaftler entwickelten außerdem zahlreiche neue Methoden und Instrumente, um die Meere und Küsten zu erkunden. Laborarbeiten auf dem Festland und vereinzelte Expeditionen reichten Meeresforschern schließlich nicht mehr aus, um notwendige Daten zu gewinnen.

1892 wurde deshalb die Königliche Biologische Anstalt auf Helgoland gegründet, um fortan als Basis für Meereswissenschaftler aus Deutschland und der Welt zu dienen. Im Jahr 1924 wurde außerdem für die Forschung im Wattenmeer auf Sylt eine Zweigstelle eingerichtet, aus der später die Wattenmeerstation hervorging. Seit 1998 gehört die BAH zum Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). Zum 125. Jubiläum der Meeresforschung auf Helgoland wird es für geladene Gäste am 19. Mai 2017 eine offizielle Festveranstaltung im Aquariumsgebäude geben. In diesem Rahmen wird auch mit einer Vorschau zum BLUEHOUSE-HELGOLAND über die geplante Ausstellung im ehemaligen Aquarium informiert. Am 20. Mai wird es außerdem einen Festakt auf Sylt geben, bei dem auch der „Lister Austernpfad“ mit Informationen zur Forschung und Geschichte der nordfriesischen Austern eröffnet wird.

Dass Helgoland und Sylt für die Meeresforschung von großer Bedeutung sind, zeigte sich bereits vor der Gründung der Forschungsstationen. Renommierte Wissenschaftler verbrachten im 19. Jahrhundert viel Zeit auf den Inseln und etablierten sie so als Forschungsstandorte. Der Naturphilosoph und Meeresbiologe Johannes Müller etwa gilt als Begründer der Planktonforschung auf Helgoland. Die Nordseeinsel mitten in der Deutschen Bucht bot ihm dafür die besten Voraussetzungen. Das Felswatt und die über 35 Quadratkilometer große unterseeische Felslandschaft Helgolands beherbergen die reichste marine Tier- und Pflanzenwelt der deutschen Küste. Der Zoologe Karl Möbius prägte durch seine Forschung an Sylter Austernbänken um 1870 das wegweisende Konzept der ökologischen „Lebensgemeinschaft“. Möbius formulierte auf dieser Basis erste Naturschutzgedanken und machte Vorschläge für eine nachhaltige Nutzung von Ressourcen. Viele weitere Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen folgten und brachten neue Erkenntnisse über die Ökologie der Küsten- und Schelfmeersysteme.

Doch erst mit der Gründung einer wissenschaftlichen Station konnte die Meeresbiologie mit engem Bezug zur Nordsee und ihrer Küstengebiete deutlich vorangetrieben werden. Hervorzuheben sind dabei die einzigartigen Langzeit-Datenreihen zur Meeresforschung. 1962 etwa hat die tägliche Beprobung des Nordseewassers begonnen. Auch wenn es damals noch niemand ahnte: In den folgenden Jahrzehnten entstand mit der Messreihe „Helgoland Reede“ ein Datenschatz, der es Wissenschaftlern erlaubt, Klimaveränderungen und menschliche Eingriffe in der Nordsee genauer zu analysieren.

Diese Mission ist bis heute gültig. Wichtige Fragestellungen, die die Meeresforscher auf Helgoland bearbeiten, betreffen unter anderem die Folgen von menschlichen Eingriffen in das Ökosystem der Nordsee, die Auswirkungen von Temperatur- und Nährstoffänderungen sowie die Folgen von Plastikverschmutzung.

An beiden Inselstandorten arbeiten derzeit rund 100 Wissenschaftler und Servicemitarbeiter. Hinzu kommen traditionell zahlreiche Gastforscherinnen aus dem In- und Ausland, die dort Feldarbeiten und Laborversuche durchführen. Im „Centre of Excellence in Observational Oceanography“ – einem Gemeinschaftsprojekt mit der Nippon-Foundation und der Partnership for Observation of the Global Oceans – werden seit 2013 außerdem jedes Jahr auf Helgoland und Sylt Stipendiaten aus Schwellen- und Entwicklungsländern in der interdisziplinären Ozeanografie ausgebildet.

Tag der offenen Tür und Open Ship

Was passiert mit Plastikmüll im Meer? Wie funktioniert die weltweit längste Plankton-Daueruntersuchung? Und was machen eigentlich Forschungstaucher? Anlässlich des Jubiläums lädt die BAH am Alfred-Wegener-Institut zu einem Tag der offenen Tür ein. Besucher können am 19. Mai exklusiv die Forscher der BAH und ihre Arbeit kennenlernen. Kinder lernen während einer Rallye Spannendes über die Meeresforschung. Die Besucher erfahren unter anderem, wie sich die Methoden der Planktonbestimmung im Laufe der Zeit entwickelt haben und können selbst Plankton bestimmen. Sie erfahren außerdem, wie sich Plastik nach einigen Jahren im Wasser verändert und können auch hierzu Proben untersuchen. Im Tauchzentrum lernen die Besucher Methoden und Verfahren des wissenschaftlichen Tauchens kennen. In interaktiven Mitmach-Aktionen können sie nachempfinden, wie facettenreich die Arbeit unter Wasser sein kann und was es bedeutet unter erschwerten Bedingungen – wie zum Beispiel schlechte Sicht und niedrige Temperaturen – mit entsprechender Ausrüstung Messtechnik zu installieren.

Außerdem öffnet das Forschungsschiff Heincke an diesem Tag seine Luken für die Besucher. Mit einer Länge von fast 55 Metern ist die Heincke das zweitgrößte Schiff in der AWI-Flotte. An gut 250 Tagen im Jahr ist das Schiff auf See und bietet bis zu zwölf Wissenschaftlern einen Platz zum Leben und Arbeiten. Die Einsatzgebiete der Heincke sind die Nordsee und der Nordatlantik. Besucher können sich auf dem Forschungsschiff umschauen und die Brücke, die Kammern, die Labore sowie das Arbeitsdeck kennenlernen. In den Laboren werden Wissenschaftler die Methoden der Meeresforschung von früher und heute erläutern.

Tag der offenen Tür AWI Helgoland im Überblick

Wann:
19.05.2017, 14:00 bis 18:00 Uhr

Wo und Was:
AWI Helgoland, Gebäude im Südhafen
Ökolabor, Ostkaje 1118 - Vorträge, Laborbesichtigungen, Führungen, Schülerlabor, Materialversand

Werkstattgebäude am Ökolabor - Wissenschaftliche Werkstätten, Vorstellung der Industriemechaniker-Ausbildung, Führungen durch die Haustechnik (um 14:30 und 16:30 Uhr)

Tauchzentrum (Am Binnenhafen 1117) – Wissenschaftliches Arbeiten unter Wasser

Die Forschungsschiffe Heincke und Uthörn liegen im Südhafen – Achtung: Open Ship nur 14:30 bis 17:30 Uhr

Tag der offenen Tür AWI Sylt im Überblick

Wann:
20.05.2017, 14:00 bis 18:00 Uhr

Wo und Was:  
AWI Sylt, Wattenmeerstation
(Hafenstraße 43, 25992 List)   

15 Stationen in den Labor- und Kursräumen zum Besichtigen und Experimentieren; Vorträge im großen Seminarraum; Vorstellung der Mesokosmenanlage und des „Lister Austernpfad“ auf dem Außengelände, Führungen

Das Forschungsschiff MYA II kann im Lister Hafen besichtigt werden.

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