Die Eisschilde auf der Waage
Dr. Ingo Sasgen, Glaziologe am Alfred-Wegener-Institut.
Eisschilde
Gletscher
Meeresspiegelanstieg
Mithilfe von Satelliten können wir inzwischen sehr genau bestimmen, wie viel Eis der grönländische und der antarktische Eisschild verlieren und in welchem Maße sich die Gletscher weltweit zurückziehen. Ihre gemeinsamen Eisverluste verursachen mittlerweile etwa zwei Drittel des aktuellen globalen Meeresspiegelanstieges. Der restliche Anstieg wird in erster Linie durch die Meereserwärmung und die damit verbundene wärmebedingte Ausdehnung des Wassers hervorgerufen. Die Entwicklung der Eisschilde und Gletscher wird demzufolge maßgeblich darüber entscheiden, mit welchen Meeresspiegelhöhen wir in Zukunft rechnen müssen und wie wir uns am besten auf die steigenden Pegelstände vorbereiten.
Die zurückliegenden zwei Jahrzehnte haben gezeigt, dass die grönländischen und antarktischen Eismassen sehr empfindlich auf die Klimaerwärmung reagieren und dass Verlustprozesse angestoßen wurden, die noch lange nachwirken werden. In der Arktis steigen die Temperaturen etwa doppelt so schnell wie im globalen Mittel, weshalb der Massenverlust des grönländischen Eisschildes seit den 1990er Jahren zugenommen hat. Die einst als Ausnahmeereignis bezeichneten Rekordverluste aus dem Jahr 2012 beispielsweise wurden schon sieben Jahre später, im Jahr 2019, erneut übertroffen. In der Antarktis kommt der Entwicklung der großen Schelfeisgebiete eine entscheidende Bedeutung zu. Diese stützen das Inlandeis, werden aber in Zukunft voraussichtlich kleiner werden und an Rückhaltekraft verlieren. Für genaue Vorhersagen zur Entwicklung des antarktischen Eisschildes fehlt es weiterhin an Messungen durch Fernerkundung und vor Ort. Diese sind die Grundlage für ein besseres Prozessverständnis und wichtig für eine genauere Abschätzung der beteiligten Kopplungseffekte.
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