AWI-Nordseebüro
Das AWI-Nordseebüro vermittelt wissenschaftliche Inhalte an Politik, Umweltverbände und Öffentlichkeit. Die Nordsee ist ein einzigartiger Naturraum und eine bedeutende Wirtschaftsregion. Daraus entstehende Nutzungskonflikte und globaler Klimawandel stellen große Herausforderungen an die Gesellschaft, politische Entscheidungsträger und Behörden.
Das AWI untersucht an den Standorten Bremerhaven, Helgoland und Sylt seit vielen Jahren die Veränderungen der Nordsee. Mit umfangreichem Expertenwissen aus zahlreichen Forschungsprojekten sind die Wissenschaftler des AWI in nationalen und europäischen Fach- und Beratungsgremien vertreten. Gemeinsam mit Politik und Umweltschutzverbänden entwickelt das AWI Strategien für einen nachhaltigen Umgang mit einer sich verändernden Nordsee.
Im Fokus
Themenschwerpunkte
Immer mehr nicht-heimische Arten werden durch den transozeanischen Schiffsverkehr und Aquakulturaktivitäten an unsere Küsten verschleppt. Hier bewirken sie nicht vorhersehbare Effekte auf die heimischen Ökosysteme. Das Nordseebüro ist in diesem Zusammenhang enger Kooperationspartner nationaler Umweltbehörden und erarbeitet einen Bewertungsindikator, um die Auswirkungen von neuen Arten auf die Meeresumwelt einschätzen zu können. Dieser stellt ein elementares Werkzeug bei der Umsetzung der EU- Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie dar.
Ansprechpartner: Dr. Christian Buschbaum
Die Nordsee ist eines der meist genutzten Meere weltweit. Schifffahrt, Fischerei und andere anthropogene Aktivitäten greifen stark in die natürlichen Ökosysteme ein und beeinflussen damit auch die biologische Vielfalt der Nordsee. Durch die Erforschung von aktiven Meeresnaturschutzmaßnahmen arbeitet das Nordseebüro gemeinsam mit dem Bundesamt für Naturschutz an der Sicherung dieser Biodiversität, unter anderem durch die Wiederherstellung ökologisch wichtiger Arten und Lebensräume.
Ansprechpatnerin: Dr. Bernadette Pogoda
Forschungsprojekte
Die europäische Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie verpflichtet die Mitgliedstaaten, den Zustand und die Entwicklung der Artengemeinschaften des Meeresbodens zu überwachen. In einem vom Bundesamt für Naturschutz geförderten Forschungsprojekt entwickeln und betreiben wir ein Monitoringprogamm, mit dessen Hilfe die Bodengemeinschaften verschiedener Biotoptypen in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone der Nordsee kontinuierlich erfasst werden.
Ansprechpartner: Dr. Jan Beermann
Seegraswiesen sind hochproduktive Lebensräume an der Küste und von großer ökologischer Bedeutung, da sie eine Vielzahl wichtiger ökologischer Funktionen erfüllen. Sie reagieren auch sehr empfindlich auf eine Reihe schädlicher Umwelteinflüsse, besonders auf Eutrophierung. Deswegen werden Seegraswiesen als Indikator für den ökologischen Zustand gesehen und als solcher für die EU-Wasserrahmenrichtlinie verwand.
Die Überwachung ihres Zustandes erfolgt im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer durch eine Kombination verschiedener Methoden. Eine flächendeckende und großräumige Kartierung der Seegrasbestände auf den Wattflächen erfolgt aus der Luft vom Flugzeug aus. Am Boden werden in ausgesuchten Teilgebieten präzise, detaillierte und hochaufgelöste Daten erhoben, um die Ergebnisse der Flugzeugkartierung wertvoll zu ergänzen und zu verifizieren. Darüber hinaus werden historische Luftbilder ausgewertet, was eine Rekonstruktion der langfristigen Entwicklung der Seegrasbestände erlaubt.
Während die Seegraswiesen im Norden des Schleswig-Holsteinischen Wattenmeeres seit 1994 deutlich an Fläche zugenommen haben, ist eine Erholung der Bestände im Süden leider nicht zu beobachten. Wir vermuten, dass die Seegraswiesen im Norden in den vergangenen Jahren von einer Reduzierung der Nährstoffeinträge durch Flüsse in letzter Zeit profitieren, während die Bestände im Süden zu nah an den großen Flussmündungen Elbe, Weser und Ems gelegen sind.
Ansprechpartner: Dr. Tobias Dolch
Miesmuschelbänke nehmen eine besondere Rolle in küstennahen Gebieten ein, da sie Lebensraum und Nahrungsgrundlage für eine Vielzahl anderer Organismen bieten. Während die verschiedensten ökologischen Aspekte von Muschelbänken auf trockenfallenden Wattflächen weitreichend untersucht worden sind, ist nur wenig über Miesmuschelvorkommen in ständig mit Wasser bedeckten Gebieten (Sublitoral) bekannt.
Eine besondere Möglichkeit sublitorale Muschelvorkommen im Wattenmeer zu untersuchen hat sich durch das neue Programm zur Muschelbewirtschaftung in Schleswig-Holstein ergeben. In diesem Zusammenhang wird das Lister Tief im Norden der Insel Sylt nicht mehr von der Muschelfischerei genutzt und vorher ausgewiesene Kulturflächen wurden aufgegeben. Restbestände ehemaliger Kulturmuscheln und Schillbestände in Verbund mit dem ausbleibenden Fischereidruck bieten günstige Bedingungen die sowohl Dynamik sublitoraler Miesmuschelbestände zu erfassen, als auch das Potential zur Ausbildung ausdauernder Muschelaggregationen abzuschätzen.
Ansprechpartner: Dr. Andreas Waser
Die Europäische Auster Ostrea edulis war als heimische Austernart in der Nordsee einst weit verbreitet und bildete eigene Lebensräume die sich durch eine hohe Biodiversität auszeichneten. Durch Überfischung ist die Art seit ca. 100 Jahren aus der Deutschen Bucht verschwunden. In dem vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) geförderten Projekt RESTORE erforschen und erproben wir seit 2016 die Wiederansiedlung der Europäischen Auster in den tiefen Gewässern der Nordsee und untersuchen die Entwicklung der Biodiversität rund um das Pilotausternriff im Meeresschutzgebiet Borkum Riffgrund.
Ansprechpartnerin: Dr. Bernadette Pogoda
Die Veränderung des Klimas und der Verlust der Artenvielfalt sind die größten Herausforderungen, denen die Ökosysteme der Nord- und Ostsee in den nächsten Jahrzehnten ausgesetzt sind. Um die Effekte des Klimawandels auf unsere marinen Ökosysteme sowie auf das natürliche Kohlenstoffspeicherpotential zu evaluieren erstellt das Nordseebüro in dem vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) geförderten Projekt DEFINE eine umfassende Literaturstudie zum aktuellen Wissensstand sogenannter Blue Carbon Ökosysteme.
Ansprechpartnerin:Corina Peter und Dr. Bernadette Pogoda
Effizienter Schutz und nachhaltige Nutzung unserer Ökosysteme sind eine große Herausforderung um der Biodiversitätskrise und der Klimakrise zu begegnen. Das von der Deutschen Allianz für Meeresforschung (DAM) in der Mission sustainMare geförderte Projekt CREATE erarbeitet und erforscht Konzepte zur Verringerung anthropogener Belastungen auf marine Ökosysteme und auf die biologische Vielfalt. 32 Expert:innen aus 15 Institutionen sind in diesem Projekt vereint, um lösungsorientiertes Wissen für politische und gesellschaftliche Entscheidungsprozesse zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung unserer Meere zu generieren.
Ansprechpartnerin: Dr. Bernadette Pogoda
Team
Standortverantwortung
Bremerhaven: Dr. Lars Gutow
Helgoland: Dr. Bernadette Pogoda
Sylt: Dr. Christian Buschbaum
Mitarbeiter/innen
Leitung