Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat am 25.02.22 als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine in Abstimmung mit Auswärtigem Amt und Bundeskanzleramt eine grundlegende Änderung seiner Kooperationspolitik mit Russland und Belarus angekündigt. National und international verfolgt diese das Ziel, die russische Regierung soweit wie möglich zu isolieren. Aus diesem Grund werden auch alle laufenden und geplanten Projekte des Alfred-Wegener-Instituts mit staatlichen Stellen in Russland eingefroren und/oder kritisch überprüft. Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Adresse taskforce.ukraine@awi.de.
Forschungsstation Insel Samoylov
Die Forschungsstation “Insel Samoylov” befindet sich im Lena-Delta im Nordosten Sibiriens (Russische Arktis). Das Delta erstreckt sich über 150 Kilometer weit in die Laptewsee und stellt eins der größten Naturschutzgebiete Russlands dar. Diese einzigartige Region ist entscheidend für das Verständnis der Prozesse, welche den Permafrost in der sibirischen Arktis beeinflussen. Die Station wird unterhalten von dem Trofimuk-Institut für Erdöl- und Erdgas-Geologie und Geophysik, Sibirische Abteilung, Russische Akademie der Wissenschaften, und wird hauptsächlich für die russisch-deutschen LENA-Forschungsexpeditionen genutzt, die jedes Jahr von Frühling bis Herbst stattfinden. Diese Aktivitäten werden in erster Linie von drei Instituten organisiert: dem Alfred-Wegener-Institut Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresforschung, dem Arktischen und Antarktischen Forschungsinstitut in St. Petersburg und dem Melnikov Permafrost-Institut, Sibirische Abteilung, Russische Akademie der Wissenschaften in Jakutsk. Die Insel Samoylov (N 72°22’, E 126°29’) kann bei geeignetem Wetter von Tiksi aus mit dem Helikopter erreicht werden (45 Minuten), bei offenem Wasser im Sommer mit dem Motorboot (vier Stunden) oder mit speziellen Geländewagen (acht Stunden), wenn die Gewässer zugefroren und der Boden durchgefroren ist.
Bis zu 20 Wissenschaftler können gleichzeitig in der Station leben und arbeiten. Das Ziel der Feldarbeit während der Expedition ist es, die Entwicklung der regionalen Geologie, des Klimas und der Biologie während des Quartärs zu erforschen, mit einem speziellen Fokus auf der Interaktion von Permafrost-Landschaften mit der rezenten Klimaerwärmung und deren Konsequenzen. Zahlreiche Langzeit-Messstationen für die Überwachung der Permafrost-Bedingungen, der Mikrometeorologie, dem Austausch von Spurengasen und zahlreicher biologischer Parameter sind auf der Insel installiert und stellen seit 1998 wichtige Daten für die internationale Forschungsgemeinschaft zur Verfügung.
Datenzugang:
Die hier bereitgestellten Links für INTERACT Virtual Access führen zu den Samoylov-Datensätzen in der Datenbank PANGAEA und des Data Management Systems des Global Terrestrial Network for Permafrost (GTN-P). Datensätze seit 2002 sind frei zugänglich im Informationssystem PANGAEA, das als Open Access library betrieben wird, mit der Absicht, georeferenzierte Daten des Systems Erde zu archivieren, zu publizieren und der internationalen Wissenschaftsgemeinde sowie der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Über 230 Datensätze können hinsichtlich ihres Autors, des Erscheinungsjahres, des Titels (Forschungsdisziplin), der Methode und des Ortes ausgewählt werden. Der Link zur GNT-P-Datenbank stellt Temperaturdaten von Bohrlöchern in Permafrostböden in verschiedenen Tiefen seit 2006 zur Verfügung. Daten für die saisonale Auftautiefe (Active Layer) werden in GTN-P seit 2002 bereitgestellt. Die Daten des Samoylov-Observatoriums werden mittels dieser Datenbanken regelmäßig zur Verfügung gestellt, nach ihrer Freigabe durch die Russischen Behörden und einem Qualitätstest durch die zuständigen Wissenschaftler.
Wochenberichte
Sibirische Permafrost-Ökosysteme im Wandel - über 25 Jahre gemeinsame Erforschung
Sibirischer Permafrost und dortige Ökosysteme sind aufgrund ihrer Wechselwirkungen mit dem Klima von globaler Bedeutung. Seit mehr als 25 Jahren erforschen wir die Zusammenhänge von Permafrost, Biodiversität und Klima in enger und freundschaftlicher Zusammenarbeit. Mit gemeinsamen Arktis-Expeditionen, gemeinsam betriebenen Observatorien und Laboren, und einem regen Austausch des wissenschaftlichen Nachwuchs liefern wir einen international einzigartigen und anerkannten Forschungsbeitrag zur einer der großen gesellschaftlichen Herausforderungen.
“Sibirische Permafrost-Ökosysteme im Wandel - über 25 Jahre gemeinsame Erforschung” ist eine langjährige und kontinuierliche russisch-deutsche Kooperation von:
- Arktisches und Antarktisches Forschungsinstitut, St. Petersburg (AARI)
- Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Potsdam und Bremerhaven (AWI)
- Melnikov Permafrost-Institut, Sibirische Abteilung, Russische Akademie der Wissenschaften, Jakutsk (MPI SB RAS)
- Trofimuk-Institut für Erdöl- und Erdgasgeologie und Geophysik, Sibirische Abteilung, Russische Akademie der Wissenschaften, Nowosibirsk (IPGG SB RAS)
- Nordöstliche Föderale Universität, Jakutsk (NEFU)
unter Beteiligung zahlreicher weiterer russischer und deutscher Partner unter dem Dach der WTZ-Fachvereinbarung zur Meeres- und Polarforschung.