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Prof. Dr. Bela H. Buck
Deutschland betrachtet die Kombination von umweltfreundlicher Stromerzeugung auf Basis der Windenergie, kombiniert mit der ökologischen Verbesserung von Offshore-Aquakulturen, als eine sehr wichtige Chance für die Entwicklung eines Mehrfachnutzungskonzepts (Multi-Use). Unsere Forschung konzentriert sich dabei auf extensive "Open Ocean Aquaculture"-Systeme und Technologien.
An den Teststationen, die alle im Offshore-Bereich der Deutschen Bucht liegen, kann grundsätzlich von einer guten Durchmischung der Wassersäule ausgegangen werden, da die Wasserkörper kontinuierlich durch die Gezeitenströmungen bewegt und ausgetauscht werden, was zu einer kontinuierlichen Versorgung mit sauberem Wasser mit guten Sauerstoffbedingungen führt. Darüber hinaus ist die Konzentration von Schadstoffen, Pestiziden und anderen oberflächennahen Belastungen als gering einzustufen. Der Schwankungsbereich des Salzgehalts und der Temperatur ist in diesen Offshore-Bereichen gering und liegt im Toleranzbereich der vorgeschlagenen Kandidaten. Die hydrodynamischen Bedingungen von Strömungen von ca. 1-2 m/s und mittlere Wellenhöhen von ca. 2-3 m (18 m alle 100 Jahre) erfordern jedoch resistente Spezies und Technologien.
Es gibt eine Vielzahl von Kandidaten, die unter solchen Wetter- und Wellen/Strömungsbedingungen in der Nordsee ökosystem-freundlich kultiviert werden können und darüber hinaus große Potenziale auf dem deutschen Markt haben. Insbesondere die Miesmuschel (Mytilus edulis) und Austern (Ostrea edulis & Crassostrea gigas) können diesen harschen Bedingungen standhalten. Zudem weisen die Muscheln und Austern ein hohes Vermarktungspotenzial auf dem deutschen Markt auf. In der Gruppe der Algen können einige Braunalgenarten diesen Offshore-Bedingungen widerstehen und haben zusätzlich ein ökonomisches Potenzial (Saccharina latissima, Palmaria palmata).
In Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Terramare (Wilhelmshaven) wurden im Januar 2003 alle Meeresgebiete, in denen Windparks geplant wurden, mit Verankerungssystemen ausgestattet, um die Ansiedlung von Miesmuscheln bzw. das Wachstum von Miesmuscheln, Austern und Zuckertangen zu testen. Diese Verankerungssysteme wurden mit zwei Kulturversuchsanlagen, sogenannten "LAM"-Rahmen, in einer Tiefe von 4-6 m unter der Wasseroberfläche konstruiert. Der obere Rahmen hatte eine Hängevorrichtung für die Kultur von Saccharina latissima und Austern, am unteren Rahmen wurden Muschel-Kollektoren und Miesmuschel-Brut in kleinen Säckchen eingespannt. Auf monatlichen Expeditionen wurden alle diese Stationen mittels der Nutzung von mobilen Forschungsplattformen aufgesucht und Proben entnommen (z.B. Planktonfracht in der Wassersäule, Wachstumsparameter, ozeanographische Daten, etc.). Die Ergebnisse dieses Projekts werden die Machbarkeit Aquakulturen in Offshore-Windparkgebieten für die extensive Kultur von Muscheln und Meeresalgen verdeutlichen.
Prof. Dr. Bela H. Buck