Die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats der UN-Dekade - darunter eine AWI-Forscherin - rufen in ihrem ausführlichen Statement Politik und Gesellschaft auf, sich dafür einzusetzen, dass das von der EU-Kommission vorgeschlagene Nature Restoration Law verabschiedet wird. Die Verordnung sei eine entscheidende Voraussetzung, um die EU-Biodiversitätsstrategie 2030 umzusetzen und den Verpflichtungen aus dem globalen UN-Biodiversitätsabkommen (GBF) vom Dezember 2022 nachzukommen.
„Wir appellieren eindringlich an die Politik und alle gesellschaftlichen Gruppen in Deutschland und Europa, sich in den EU-Verhandlungen und in den Mitgliedstaaten für die Verabschiedung des Nature Restoration Law einzusetzen.“
Die 17 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler liefern in ihrem Statement eine ausführliche Begründung dafür, den gesellschaftlichen Anstrengungen für die Erhaltung und Wiederherstellung von Ökosystemen und biologischer Vielfalt einen verlässlichen, gesetzlichen Rahmen zu geben. In ihrer Perspektive und den Empfehlungen für einen gesellschaftlichen Handlungsprozess betonen sie, dass eine Umsetzung nur in Kooperation der verschiedenen gesellschaftlichen Akteure gelingen kann. Ein Schlüssel für die Erreichung der ökologischen Ziele liege im Ausgleich der unterschiedlichen Interessen und in einer konstruktiven Zusammenarbeit. Naturschutz, Wiederherstellung von Ökosystemen und eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sollten Hand in Hand gehen. Es gehe um die faire Honorierung von Gemeinwohlleistungen für die biologische Vielfalt, ebenso wie um die Weiterentwicklung naturfreundlicher, betrieblicher Geschäftsmodelle.
Verbindliche EU-Ziele für die Wiederherstellung von Ökosystemen
Der Verordnungsentwurf der EU-Kommission für das Nature Restoration Law verfolgt einen breiten Ansatz und nimmt die gesamte Landschaft in den Blick. So soll Flüssen mehr Raum gegeben, Forste in naturnahe Wälder umgebaut, Moore wiedervernässt und Böden wiederhergestellt werden. Zur Wiederherstellung gehört auch, Meeresökosysteme wie Seegraswiesen, Algenwälder und Salzwiesen zu ermöglichen und in der Stadt neue Bäume zu pflanzen sowie urbane Grünflächen anzulegen. Der Vorschlag enthält zum Beispiel das Ziel, dass bis 2030 auf 20 Prozent der Land- und Seefläche EU-Maßnahmen zur Wiederherstellung der Natur ergriffen wurden. Darüber hinaus soll es bis dahin EU-weit wieder 25.000 km frei fließende Flüsse geben.
Über den wissenschaftlichen Beirat der UN-Dekade
Der wissenschaftliche Beirat berät und unterstützt das Büro der UN-Dekade in Deutschland bei der Entwicklung, Umsetzung und Reflexion der Aktivitäten. In das Gremium wurden siebzehn renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den fünf Ökosystem-Bereichen der UN-Dekade berufen: Kultur- und Agrarlandschaften, Wälder, Moore- und Feuchtgebiete, Gewässer und Auen sowie Küsten und Ozeane.
https://www.undekade-restoration.de/wissenschaftlicher-beirat/
AWI-Beteiligung
Ein Mitglied des nationalen, wissenschaftlichen Beirats der UN-Dekade für Ökosystemwiederherstellung ist Dr. Bernadette Pogoda, Wissenschaftlerin am Alfred-Wegener-Institut Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). Sie hat aktiv am Beratungsprozess und an der Verfassung des Statements mitgearbeitet. Ihr Schwerpunkt lag dabei, gemeinsam mit Prof. Dr. Ulrich Bathmann, ebenfalls langjähriger Wissenschaftler am AWI und später Direktor des Instituts für Ostseeforschung in Warnemünde (IOW), auf dem Bereich „Küsten und Ozeane“, sowie auf den notwendigen politischen Entscheidungsprozessen für eine ökologisch nachhaltige Umsetzung. Als Meeresökologin und Koordinatorin mariner Restaurationsprojekte im Rahmen von Meeresnaturschutzmaßnahmen sieht Bernadette Pogoda die großskalige Wiederherstellung zerstörter Ökosysteme und Lebensräume als einen entscheidenden Baustein bei der Bewältigung der Biodiversitäts- und Klimakrise an. Durch die Wiederansiedlung der heimischen Europäischen Auster arbeitet sie derzeit an der Wiederherstellung biogener Riffe in der Nordsee.
Die internationale UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen
Die Vereinten Nationen haben die Jahre 2021 bis 2030 zur UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen erklärt. Sie rufen dazu auf, die fortschreitende Verschlechterung und Zerstörung von Ökosystemen überall auf der Welt zu stoppen und degradierte Ökosysteme wiederherzustellen. Die nationalen Beiträge, die Deutschland zur Wiederherstellung von Ökosystemen leistet, sind Teil der internationalen Aktivitäten.
Die Stellungnahme und ihre Kurzfassung zum Download finden Sie auf der UN-Dekade-Webseite:
https://www.undekade-restoration.de/news/wissenschaftler-fordern-einsatz-fuer-eu-nature-restoration/
Ausgezeichnete Projekte 2024
Die UN-Dekade hat jetzt zwei AWI-Projekte als „Top10 Projekt 2024“ ausgezeichnet. In RESTORE und PROCEED untersuchen AWI-Forschende, wie sie die Europäische Auster nachhaltig anzüchten und in der deutschen Nordsee wieder ansiedeln können.
Zur offiziellen Meldung der UN-Dekade:
https://www.undekade-restoration.de/projekte/restore-proceed/
Weitere Informationen zur UN-Dekade
https://www.undekade-restoration.de/