Auf der Suche nach einer Alternative zum teuren und ökologisch bedenklichen Fischfuttermittel Fischmehl, sind Forscher des Alfred-Wegener-Institutes und des Technologie-Transfer-Zentrums Bremerhaven einen großen Schritt vorangekommen.
In einem vom Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) geförderten Forschungsprojekt zur Optimierung von Lupinenmehl für die Aquakultur konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass Fischfutter bis zu 50 Prozent aus Lupinenmehl bestehen kann, ohne dass sich die Wachstums- und Futterverwertungsraten der Fische verschlechtern. Erst ab einem Lupinenanteil von 50 Prozent und mehr kommt es bei den Fischen zu einer Beeinträchtigung der Lebergesundheit.
Für diese Studie hatten die AWI-Biologinnen Christina Hörterer, Monika Weiss und Sinem Zeytin Futter-Mischungen mit unterschiedlichen Lupinen-Anteilen an Europäische Wolfsbarsche (Dicentrarchus labrax) verfüttert. Das Ergebnis: Die Raubfische nahmen das pflanzliche Futter sehr gut an, konnten es hervorragend verwerten und wuchsen genauso schnell wie die mit Fischmehl gefütterte Vergleichsgruppe. Darüberhinaus schmeckten die mit Lupinenmehl gefütterten Wolfsbarsche den Verkostern am Ende auch genauso gut wie die mit Fischmehl gefütterten Tiere. „Lupinenmehl stellt deshalb aus unserer Sicht eine nachhaltige und deutlich kostengünstigere Alternative zu Fischmehl dar. Wir sehen ein großes Potenzial für die Verwendung von Lupinenmehl in der Aquakultur“, sagt Christina Hörterer.
Handelsübliches Fischfutter für Raubfische wie Lachse oder Wolfsbarsche enthält derzeit neben Fischmehl etwa 20 Prozent Soja. Für dessen Anbau werden in Südamerika nicht nur großflächig Regenwälder abgeholzt. Die Pflanzen sind zum Teil auch genmanipuliert, weshalb sowohl ihr Anbau als auch die Weiterverarbeitung der Ernte ökologisch fragwürdig und sehr umstritten ist.
Lupinen dagegen wachsen auch in Mitteleuropa und werden oft als Gründüngung angebaut. Die Hülsenfrüchtler haben von allen heimischen Körnerleguminosen den höchsten Eiweißgehalt. „Eine Fischfutterindustrie mit Lupinenmehl als Eiweißbasis kann die Agrobiodiversität auf europäischen Feldern erhöhen, die regionale Beschaffung von Rohstoffen fördern und eine nachhaltige Alternative zu Fischmehl bieten", sagt Dr. Matt Slater, Leiter der Gruppe Aquakulturforschung am Alfred-Wegener-Institut.
Um Lupinenmehl als Futtermittel marktreif zu machen, gilt es im nächsten Schritt, den Herstellungsprozess zu optimieren. Dazu zählen unter anderem Versuche, in denen die Wissenschaftler den Einsatz von Proteinkonzentraten aus Lupinen im Fischfutter testen wollen. Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) fördert dieses Forschungsprojekt in der Eiweißpflanzenstrategie über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Die am Projekt beteiligten Wissenschaftler kooperieren außerdem mit dem "Demonstrationsnetzwerk zur Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung von Lupinen". Es wird von der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern koordiniert.