Das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) und das Institut Français de Recherche pour l’Exploitation de la MER (Ifremer) verlängern am 28. Juni im Beisein des französischen Forschungsministers in Paris ihre vertraglich geregelte Zusammenarbeit um weitere fünf Jahre. Seit annährend einem Jahrzehnt kooperieren die beiden Institute intensiv. Die Zusammenarbeit konzentrierte sich in den letzten Jahren auf die Tiefseeforschung, unbemannte Unterwasserfahrzeuge und Meerestechnik. Ein neues virtuelles Institut soll die Kompetenzen in diesem Bereich stärken und weiter ausbauen.
Deutsch-französische Zusammenarbeit
Die Kooperation zwischen dem Alfred-Wegener-Institut und dem Institut Français de Recherche pour l’Exploitation de la Mer (Ifremer) wurde im Jahre 2001 durch die Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding (MoU) besiegelt. In diesem Schriftstück wurden wichtige Schlüsselbereiche der Zusammenarbeit festgelegt und jährliche Treffen auf Leitungsebene vereinbart. Es soll am 28. Juni 2006 im Beisein des französischen Forschungsministers in Paris fortgeschrieben werden. Wichtiger Motor der beiderseitigen Bemühungen war die Überzeugung, dass Großgeräte der marinen Grundlagenforschung gemeinsam effizienter genutzt werden müssen. Der Einsatz des ferngelenkten Unterwasserfahrzeugs „Victor 6000“ des Ifremer auf dem Forschungseisbrecher Polarstern, Flaggschiff des Alfred-Wegener-Instituts, eröffnete auch für Wissenschaftler anderer europäischer Staaten neue Forschungsmöglichkeiten, da AWI und Ifremer ihre Infrastruktur während mehrerer großer Expeditionen in den Dienst europäischer Kooperationen stellten. Mit der vertraglich geregelten finanziellen Beteiligung des Alfred-Wegener-Instituts an der Entwicklung einer neuen Geräte- und Sensorbaugruppe für den „Victor 6000“ wurde die Zusammenarbeit weiter gefestigt. Inzwischen werden die Unterwasserfahrzeuge und -geräte des jeweils anderen Partners auf den eigenen Forschungsschiffen eingesetzt. So kamen im Jahr 2005 beispielsweise ein autonomer Tauchroboter des Ifremer auf FS „Heincke“ zum Einsatz und ein vergleichbares Fahrzeug des Alfred-Wegener-Instituts in der Barentssee auf der französischen “Atalante“.
Länderübergreifendes virtuelles Institut
Die beiden Institute ergänzen sich im Bereich Unterwassertechnologie hervorragend. Die teure Infrastruktur kann durch eine enge Zusammenarbeit und Zusammenführung der zuständigen Abteilungen beider Institute effizienter genutzt und weiterentwickelt werden. So entsteht ein für Europa unvergleichliches Kompetenzspektrum. Die einander ergänzenden inhaltlichen Schwerpunkte der Forschungsprogramme beider Institute, sowie das gemeinsame Auftreten von AWI und Ifremer in europäischen Verbundprojekten sind weitere Motive für die Gründung eines virtuellen Instituts („Virtual Institute of Underwater Systems and Technologies“). Dessen Aufgaben sind vor allem die Optimierung und Entwicklung von Unterwassergeräten, die Ausbildung von Studenten aus ingenieur- und naturwissenschaftlichen Studiengängen, sowie die Kooperation mit der maritimen Industrie.
Schwestersystem zu „Victor 6000“
Ein nächster Schritt ist der Bau eines Schwestersystems zu „Victor 6000“. Das Gerät wird in Bremerhaven beheimatet sein, im Sinne der Kooperation allerdings auch auf französischen Schiffen für Forschungsvorhaben des Ifremer und anderer französischer Institute zur Verfügung stehen. Das Schwestersystem “Victoria 4000“ soll in wesentlichen Komponenten kompatibel zu „Victor 6000“ sein. Alle bereits existierenden und künftig angedachten Instrumente sollen zwischen beiden Systemen austauschbar sein. Das Gleiche gilt für die bereits entwickelte Software, mit der die enormen Datenmengen, die beim Unterwassereinsatz anfallen, bearbeitet und ausgewertet werden können. Es soll nicht nur das Gesamtgewicht des Systems verringert werden, sondern insbesondere der neueste Stand der Technik in „Victoria 4000“ einfließen, so dass im weltweiten Vergleich ein System der nächsten Generation entsteht. Der Finanzbedarf für die Fertigstellung von „Victoria 4000“ wird mit mindestens fünf Millionen Euro veranschlagt. Bei einer Auslastung von circa acht Monaten pro Jahr auf See - je zur Hälfte von AWI und Ifremer - und einer Betriebsmannschaft in der Größenordnung von sieben Ingenieuren fallen jährliche Personalmittel in Höhe von ca. 300.000 Euro an.
Bremerhaven, den 23. Juni 2006
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