10. März 2019
Wochenbericht

Schritt für Schritt

Abb. 1: Übersichtskarte mit Kursplot. (Grafik: Karte, S. Dreutter; Logo A. Purser)

Wir sind jetzt schon fast in Sichtweite des Eisbergs A68 und während einer Erkundung mit einem Eisdickenmesser ist A68 bereits überflogen worden. Schwere Meereisbedingungen machen unser Weiterkommen sehr mühsam. Während der letzten Woche haben wir uns zwischenzeitlich nur Meter um Meter vorwärtsgekämpft. Zeitweise machte die Eisdrift unseren Fortschritt komplett zunichte.

Die letzte Woche begann damit, dass wir uns östlich von Snowhill Island in freiem Wasser über einer Untiefe befanden. Einige Eisberge waren hier gestrandet und haben das von Süden herantreibende Meereis gestaut. Nördlich der Eisberge, also vor uns, hat sich dadurch eine freie Wasserfläche – eine sogenannte Polynya – gebildet. Um weiterfahren zu können mussten wir daher einen Weg durch die Eisbergkette nach Süden finden. Nach einer Eiserkundung fanden wir einen Durchgang und setzten unseren Weg durch die fast vollständig geschlossene Meereisdecke fort. Vorgegeben von Durchgängen im Eis verfolgten wir einen Zickzack-Kurs durch das Weddellmeer.

Auf diese Weise arbeiteten wir uns stetig Richtung Larsen C vor, bis wir am 26.02. leider in einen Bereich stark verfestigten, alten Meereises gerieten. Alleine um eine ca. 100 m breite Eisbarriere zu durchbrechen, brauchten wir fast drei Tage. Nach unzähligen Anläufen gelang es dem Schiff am 02.03. endlich dieses Hindernis so zu bearbeiten, dass es zerbrach und uns den Weg freigab. Als wir die zerbrochene Barriere passierten, zeigte sich, dass die Scholle bis auf Deckshöhe der Polarstern reichte, was einer Eismächtigkeit von ca. 10 m entspricht. Doch auch nach dieser Barriere kamen wir nur sehr schleppend voran, da die Schollen in diesem Teil des Weddellmeeres zu dick zum Eisbrechen waren. Und auch die Masse an zerbrochenem Meereis zwischen den Eisschollen erwies sich als sehr zäh. Daher kamen wir, obwohl wir wieder frei waren, nur quälend langsam voran. Aufgrund der Meereissituation, der verbleibenden Strecke bis in das Abbruchgebiet von A68 und fehlender offener Kanäle – sogenannte Leads – in denen wir zügig hätten vorwärtskommen können, wurde Sonntagabend beschlossen, den Versuch den Larsen C Eisschelf zu erreichen, aufzugeben. Seitdem befinden wir uns auf dem Weg, um unsere Arbeiten in Alternativgebieten weiter nördlich durchzuführen.

Wieder mal hat sich gezeigt, dass das westliche Weddellmeer nicht umsonst eines der am schwierigsten zugänglichen und dadurch wenigsten erforschten Gebiete der Welt ist. Sehr gerne hätten wir ihm seine Geheimnisse entlockt, doch es war uns nicht vergönnt…

Auch wenn wir diese Enttäuschung jetzt erst einmal verdauen müssen, haben die Vorbereitungen für die nächsten Stationen, bereits begonnen. Ich bin mir sicher, sobald die ersten Proben vom Meeresboden an Deck geholt werden, wird die ursprüngliche Euphorie wieder einsetzen. An dieser Stelle daher nochmal ein Lob für alle an Bord, dass sie auch trotz dieses Rückschlags die Stimmung nicht sinken lassen und motiviert an einem positiven Ausgang unserer Expedition arbeiten.

 

Wir schicken viele Grüße aus einem fast vollständig mit Meereis bedecktem Weddellmeer,

Boris Dorschel im Namen aller PS118 Expeditionsteilnehmer

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