Als Ende Dezember die Temperaturen am Nordpol auf knapp über Null Grad Celsius stiegen, waren nicht nur die relativ warmen Temperaturen für diese Region ungewöhnlich. Auch dass überhaupt Wetterdaten vorlagen, ist keine Selbstverständlichkeit, sondern dem Einsatz von Schneebojen zu verdanken, die das AWI betreibt.
Was Wetterdaten betrifft, ist die Arktis eher eine datenarme Region. Die nächste bemannte Wetterstation liegt etwa 1500 Kilometer vom Pol entfernt auf Spitzbergen. Allerdings macht es der Einsatz von sogenannten Schneebojen inzwischen möglich, Daten zur Lufttemperatur nahe am Pol zu liefern. Diese Schneebojen wurden vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung entwickelt und vor einigen Jahren erstmals eingesetzt.
Die am nächsten zum Pol gelegene Boje hatte am 30. Dezember eine Entfernung von 229 Kilometern, lag jedoch so weit im Westen Richtung Kanada, dass sie von keiner starken Erwärmung erreicht wurde. Die höchste Temperatur von gut zwei Grad über dem Gefrierpunkt hatte eine Boje gemessen, die etwa 500 Kilometer vom Pol in Richtung Spitzbergen entfernt war.
"Die Schneebojen dienen in erster Linie zur Messung der Schneedicke aus Meereis. Dafür messen vier Ultraschallsensoren die Entfernung bis zur Schneeobergrenze", erklärt der AWI-Meereisphysiker Dr. Marcel Nicolaus. "Zudem messen die Bojen die Lufttemperatur und den Luftdruck. Diese Daten teilen wir dann mit internationalen Netzwerken." Durch die Kooperation mit der Weltorganisation für Meteorologie stehen die Messungen für Wettervorhersagen und andere Wissenschaftler zur Verfügung. Darüber hinaus leisten sie einen Beitrag zum Internationalen Arktischen Bojen Programm, in dem möglichst viele solcher automatischen Messstationen zusammengefasst werden.
Vor drei Jahren konnte das Alfred-Wegener-Institut diese Technik etablieren. Zur Zeit hat das AWI mit insgesamt sieben Schneebojen besonders viele im Einsatz. Sie wurden im vergangenen September im Rahmen des Forschungsprogramms FRAM während einer Polarstern-Expedition ausgebracht. Innerhalb von Minuten werden die aktuellen Wetterdaten in das internationale Datennetzwerk eingespeist. „Ohne diesen Einsatz hätte den Wärmeanstieg am Nordpol keiner gemerkt“, sagt Dr. Marcel Nicolaus.
Die unten abgebildete Karte zeigt die Position aller derzeit aktiven Schneebojen in der Arktis. Die Linien geben die Bewegung der einzelnen Bojen seit dem 1. November wieder. Dies entspricht der Drift der Eisscholle, angetrieben von Wind und Ozean. Weitere Karten und Daten der Schneebojen finden Sie in unserem Meereisportal. Einen Überblick zu den Methoden der AWI-Meereisphysiker bietet unsere Meereis-Grafik.