Zehn Institutionen in Bremerhaven haben sich zu einem Notfallverbund zusammengeschlossen, um den Kulturgutschutz zu stärken. Ein umfassender Vertrag legt die Grundlage für eine enge Zusammenarbeit, in der die Partnereinrichtungen im Notfall schnell personelle und sachliche Ressourcen zur Verfügung stellen, um einen aktiven und solidarischen Kulturgutschutz gewährleisten zu können. Dies umfasst die Unterstützung bei Bränden, Überflutung, Unwetterschäden oder ähnlichen Ereignissen. Das Archiv für deutsche Polarforschung (AdP) des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) ist als Gründungsmitglied mit dabei.
Das AWI sieht in der Vertragsunterzeichnung zum Kulturgut-Notfallverbund Bremerhaven eine entscheidende Sicherheitsmaßnahme für Notfälle. AWI-Verwaltungsdirektor Karsten Wurr freut sich über die Gründung des Verbundes: „In Bremerhaven hat damit die Freiwillige Feuerwehr der Archive eine Geschäftsgrundlage bekommen.“ Auch der Archivar des Archivs für deutsche Polarforschung, Christian Salewski, freut sich über die Entscheidung: „Was lange währt, wird endlich gut. Der Verbund und seine Mitglieder sichern dem AdP schnelle und kompetente Unterstützung zu. Im Notfall erhalten das AdP und das AWI nun vielfältige Unterstützung durch die Bremerhavener Kultureinrichtungen. Für einen solchen Fall sind unsere Archivbestände nun damit bestmöglich geschützt.“
Die Archivbestände des AdP umfassen mehr als 150 Jahre deutsche Polarforschung. Zu den herausragenden Beständen des Archivs gehören Sammlungen zu historischen Expeditionen wie etwa zur ersten deutschen Südpolarexpedition (1901-1903), Vor- und Nachlässe von bedeutenden Polarforschern wie Carl Koldewey und Alfred Wegener sowie AWI-Aktenbestände zu historischen Projekten und zu bedeutenden Expeditionen wie etwa MOSAiC.
Christian Salewski war von Anfang an maßgeblich an der Entstehung des Verbundes beteiligt. Er arbeitete bereits gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen des Stadtarchivs Bremerhaven an der Planung und Durchführung des Workshops „Wasser marsch! Lösungsstrategien für Notfallverbünde von Kultureinrichtungen“ im Deutschen Schifffahrtsmuseum im Jahr 2017. Diese Zusammenarbeit führte zur Gründung einer Arbeitsgruppe, die aus Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Kultur- und Wissenschaftsinstitutionen besteht. In den folgenden Jahren kamen weitere hinzu und die Idee, einen Notfallverbund zu gründen, wurde weiterverfolgt. Im Jahr 2019 wurde unterstützend durch einen Magistratsbeschluss ein 'Letter of Intent' verfasst, der schließlich in den aktuellen Vertrag mündete. Zu den zehn Vertragspartnern zählen neben dem AWI die Amtsstelle für Arbeitssicherheit, die Feuerwehr Bremerhaven, das Historische Museum Bremerhaven, das Stadtarchiv Bremerhaven, die Stadtbibliothek Bremerhaven, das Stadttheater Bremerhaven, die Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven gemeinnützige GmbH, das Deutsche Schifffahrtsmuseum – Leibniz-Institut für Maritime Geschichte und die Hochschule Bremerhaven.
In Zukunft sind jährliche praktische Übungen in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr und dem Katastrophenschutz in Bremerhaven sowie regelmäßige Treffen der Ansprechpersonen geplant. Darüber hinaus sind Fachveranstaltungen angedacht, die bei Bedarf gemeinsam mit dem Notfallverbund Bremen durchgeführt werden können.
Die Mitglieder des Verbundes können sich darauf verlassen: Im Notfall steht das Archiv für deutsche Polarforschung und die Institutsbibliothek unterstützend zur Seite. Dabei greift sie auf die Ressourcen des AWI zurück, die derzeit im Wesentlichen in der im Jahr 2022 erworbene Gefriertrocknungsanlage bestehen. Mit dieser Anlage kann schnell zum Beispiel von Löschwasser durchfeuchtetes Archivgut getrocknet werden.
Mit seinem Engagement im Notfallverbund, aber auch mit seinen Anstrengungen, die Unterlagen des AWI und anderer Forschungseinrichtungen der wissenschaftlichen Gemeinschaft der Polar- und Meeresforschenden zu archivieren, leistet das AWI-Archiv fortan einen wichtigen Beitrag zur Bildung und Bewahrung der wissenschaftshistorischen Überlieferung der Stadt.