19. Juni 2017
Online-Meldung

An der nördlichen Grenze giftiger Algen

Merian-Expedition führt Oldenburger und Bremerhavener Meeresforscher nach Grönland
Das Forschungsschiff Maria S. Merian. (Foto: Daniela Voß, Universität Oldenburg)

Schmelzende Gletscher beschleunigen den Süßwasserabfluss ins Meer und verringern den Salzgehalt. Wenn zusätzlich Temperaturen steigen, finden giftige Algenblüten, die das marine Ökosystem beeinträchtigen können, beste Bedingungen. Doch gibt es eigentlich eine nördliche Grenze für gefährliche Algen? Dieser Kernfrage geht jetzt eine Expedition auf dem Forschungsschiff Maria S. Merian „MSM65“ nach. Vom 25. Juni bis zum 19. Juli erforschen Wissenschaftler aus Oldenburg und Bremerhaven, gemeinsam mit Experten aus Nordamerika und Chile, die Küste und Fjorde auf der Westseite Grönlands – einer Region, in der die Einflüsse der globalen Erwärmung direkt greifbar sind. Fahrtleiter ist der Meeresphysiker Prof. Dr. Oliver Zielinski, Direktor des Instituts für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität Oldenburg.

Die Expedition mit dem Namen „GreenHAB II“ wird in St. John‘s in Kanada starten und die Wissenschaftler nach Durchqueren der Baffin Bay von Nuuk in Grönland in nördlicher Richtung durch Fjorde und entlang der westgrönländischen Küste bis hoch zum 75. nördlichen Breitengrad führen. Entlang der Route werden die Wissenschaftler immer wieder Proben nehmen, sowohl in den oberen Wasserschichten als auch vom Meeresboden – immer mit dem Ziel, die Entstehung und Verbreitung giftiger Algenblüten und deren toxische Zusammensetzung besser verstehen zu können und somit auch den Einfluss des globalen Klimawandels auf die mikrobielle Artenvielfalt. Zum Einsatz kommen unter anderem moderne bio-optische Messverfahren, die mittels spektraler Eigenschaften marine Inhaltsstoffe und Organismen direkt und hochauflösend erfassen können.

An Bord werden Wissenschaftler verschiedener Meeresforschungsinstitute ihr Wissen bündeln. Aus Deutschland zählen dazu das ICBM der Universität Oldenburg, das Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz- Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) sowie das Institut für Umweltphysik (IUP) der Universität Bremen. Weitere Forscher kommen aus den USA (Woods Hole Oceanographic Institution), Chile und Kanada. Viele der 22 Wissenschaftler an Bord kennen sich bereits von einer früheren Expedition vor Grönland und Island, die im Sommer 2012 unter Leitung von Prof. Dr. Allan Cembella (AWI) stattfand. „Auf der Basis dieser Ergebnisse haben wir die Hypothese entwickelt, dass giftige Mikroalgen, die in gemäßigten Breiten häufig Blüten bilden, auch in polaren Regionen in geringen Konzentrationen präsent sind und dort unter günstigen Umweltbedingungen massenhaft auftreten können. Diese Hypothese wollen wir nun gemeinsam überprüfen“, sagt Oliver Zielinski. Von dem Projekt erwarten sich die Wissenschaftler außerdem neue Erkenntnisse über die Wechselwirkungen von physikalischen und bio-optischen Bedingungen, die das Überwintern und die Entwicklung giftiger Algenarten begünstigen – und damit eine Antwort auf die Frage, ob es eine nördliche Grenze für gefährliche Algen gibt.

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