14. Dezember 2021
Wochenbericht

Ein stürmischer Beginn

Abb. 1: Bremerhaven Schleuse. (Foto: Johanna Brehmer)

Mit Schneewetter verabschiedete sich die Polarstern am 5. Dezember 2021 um 13 Uhr aus Bremerhaven und fuhr aus dem Hafen, durch die Schleuse in Richtung des Englischen Kanals.

Dem normalen Arbeitsablauf entsprechend, gab es eine Standard Einführung zum Schiff, verschiedene Sicherheitsübungen und eine Übersicht über die Mission und wissenschaftlichen Vorhaben. Zudem gab es jeden Abend eine wissenschaftliche Präsentation der folgenden Arbeitsgruppen/Personen: Fahrtleitung, Bathymetrie & Parasound, OCEANET, Test Clean CTD, Polarstern II und DWD. Auf dem Atlantik Transit werden durchgängig Messungen der Bathymetrie, des Meerwassers und atmosphärischer Parameter vorgenommen, sowie Trainingseinheiten im Bereich  der Hydroakustik abgehalten und neues Equipment getestet. Die lange Werftzeit der letzten Monate ist an vielen Stellen sichtbar, so gibt es u. A. eine neue Küche, neue Bathymetrie Geräte und einen ganz frischen Anstrich, um nur ein paar Neuheiten zu nennen.

An Bord fahren neun Arbeitsgruppen mit: Bathymetrie, Parasound Training, OCEANET, SAT Clean CTD, Logistik, Reederei, Kommunikation- und Medienabteilung, Projekt Polarstern II und der Deutsche Wetterdienst (DWD). Die meisten der Gruppen werden das Schiff in Las Palmas verlassen und nur die OCEANET und die Bathymetrie Arbeitsgruppe bleiben bis Kapstadt an Bord. Die Zusammensetzung der wissenschaftlichen Gruppe (scientific party) ist insofern besonders, da sie bei dieser Reise zur Hälfte aus Wissenschaftler:innen besteht und zur Hälfte aus logistischen und technischen Mitarbeiter:innen und einer Fotografin.

Die Arbeitsgruppe „Polarstern II“ ist an Bord um Vorgänge zu beobachten, den Arbeitsalltag der Wissenschaftler:innen kennenzulernen und die Pläne für das neue Schiff zu überprüfen. Das Interesse für das neue Schiffe, sowohl von wissenschaftlicher Seite als auch der Crew, war natürlich hoch und so präsentierte die Arbeitsgruppe den aktuellen öffentlichen Stand.

Die erste Woche begann mit einer Überraschung. Das anfangs typisch wolkig-graue Dezember-Wetter, wurde bald zu einem Orkan vor der irischen Küste, der Polarstern mit Windstärke 9-10 Beaufort und einem Wellengang von 8-9m schaukeln ließ. Der Sturm kam am 7. Dezember, genau als wir die Straße von Dover passieren wollten und um nicht direkt hineinzufahren musste schnell gehandelt werden. Daher suchten wir für zwei Tage Schutz nördlich der Straße von Dover in den tieferen Gewässern östlich von Harwich, mit stetiger Überwachung der Wetterlage durch den DWD. Tatsächlich war der Orkan heftiger als vorhergesagt, sodass es eine Unwetterwarnung gab und in manchen Bereichen vor der Küste Irlands Wellenhöhen von bis zu 14m und Winde mit 12+ Beaufort erreicht wurden. Die Werte haben es noch mal deutlich gemacht, dass es eine sehr weise Entscheidung war, den Sturm abzuwarten und die Reise zu verzögern, auch wenn das einen organisatorischen Mehraufwand für die Wissenschaftler:innen bedeutet, die nun zwei Tage später aus Las Palmas zurückfliegen werden.

Nachdem der Sturm überstanden war, ging die Fahrt endlich durch die viel befahrene Straße von Dover. Umgeben von großen Containerschiffen, gab es auch einen guten Ausblick auf Frankreich und Großbritannien. Für viele der antarktiserprobten Wissenschaftler:innen hatten die Klippen von Dover eine erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Antarktischen Schelfeis. Gleichzeitig mit den ersten Aufnahmepunkten des Multibeamsystems begann auch das Parasound Training.

Zusätzlich wurde das neue Test Clean CTD und das dazugehörige Windencontainer-System gemäß instrument sea acceptance test geprüft. Dies war auch unsere erste Station am 10. Dezember, leider unter nicht unbedingt idealen Bedingungen. Mit einer Tiefe von über 4000m und langen Wellenlängen etwas außerhalb der Biskaya, war es anfangs etwas stürmisch, wurde aber ruhiger als das Schiff in der endgültigen Position stand. Neue Geräte bringen immer etwas Unsicherheit, aber auch Vorfreude und Begeisterung mit sich, was auf dem ganzen Schiff zu spüren war. Ob als Zuschauer:in oder Mitwirkende:r waren alle dabei, als die Flaschen platziert, die Geräte bereitgestellt und die Winde ausgefahren wurde. Die ersten Auswertungen der aufgenommenen Daten zeigten verschiedene Wassermassen, zu unterscheiden durch ihre Temperatur und den Salzgehalt. Insgesamt war es eine aufregende erste Woche.

Am Freitag gab es noch eine Feuerübung an der sowohl die Crew, als auch die Wissenschaftler:innen teilnahmen. Dabei werden u. A. „search and rescue“ Einsätze geübt, sowie das Löschen von Feuern.

 

Mit besten Grüßen von Polarstern

Laura Hehemann (Fahrtleiterin)

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