Zwei Kräfte, die vereint auf die Insel einwirken
Die Wissenschaftler haben entdeckt, dass gleich zwei Prozesse auf die kleine Insel in der Laptewsee einwirken und ihre Eisklippen bröckeln lassen. „Zum einen liegt der Permafrost an den Steilküsten blank und ist der steigenden Lufttemperatur sozusagen schutzlos ausgeliefert. Dadurch taut er hier schneller, was dazu führt, dass sich die Landmasse immer weiter zurückzieht“, erklärt der AWI-Geograf. Zum anderen zehren die Wellen des Eismeeres und der Lena an Muostakhs gefrorenem Untergrund. „Früher schützte eine dicke Meereisdecke fast das ganze Jahr hindurch die Küsten vor der Erosion. Allein in den vergangenen drei Jahren aber ist die Zahl der eisfreien Tage pro Jahr stark gestiegen. Im Schnitt umtosen die Wellen Muostakh jetzt jährlich zwei Wochen länger als dies in den vergangenen 20 Jahren der Fall gewesen ist“, erklärt Dr. Paul Overduin, AWI-Spezialist für untermeerischen Permafrost, von dem Muostakh ebenfalls umgeben ist.
Die zwei zusätzlichen eisfreien Wochen und die steigende Lufttemperatur bergen noch eine weitere Gefahr für die Insel: Bis vor einigen Jahren wirkten die Tauprozesse und das offene Wasser zeitlich verschoben. Während der Boden den ganzen Sommer über taute und im späten August langsam wieder zu gefrieren begann, zog sich die Meereisdecke erst in den späten Sommermonaten zurück. Im frühen Herbst kehrte sie dann wieder zurück. Heute beginnen diese Prozesse sich in ihrer Abfolge mehr und mehr zu überlagern. „Das sind schlechte Nachrichten für Muostakh. Denn gemeinsam entfalten beide Prozesse eine noch stärkere Wirkung als jeder einzelne für sich genommen. Und sie sind äußerst effektiv darin, die Erosion der Insel voranzutreiben“, erklärt Frank Günther.