Nach dreitägigem Eisbrechen vor Neumayer hatte Polarstern erfolgreich die Eiskante erreicht. Die Nautiker dieses Schiffes haben hier einmal mehr einen hervorragenden Job gemacht.
Die Entladung und Versorgung verlief flüssig, zwischendurch wurde Wissenschaft und Besatzung die Gelegenheit gegeben, die beeindruckende Station zu besichtigen. Der Transit erfolgte mit offenem Schlitten, gut geeignet auf einer einstündigen Fahrt etwas über antarktische Temperaturen zu erfahren.
Die auf Neumayer eingestiegene Gruppe zur Untersuchung der Robbenpopulation wurde im Drescher Inlet abgesetzt. Auf dem Weg dorthin kommen wir in reichlich Eis mit dicker Schneeauflage nur langsam voran. Eine kleinere freie Wasserfläche wird für die erste Station genutzt. Passend zum 24. Dezember kommen biologische und ozeanografische Weihnachtsgeschenke an Deck. Alle Geräte funktionieren einwandfrei und in den Laboren herrscht geschäftiges Treiben um das Probenmaterial zu verarbeiten. Am Heiligen Abend selbst wird nicht gearbeitet, es gibt eine kleine Feier im „Blauen Salon“ mit Reden und Verteilung von Geschenken. Weihnachten an Bord ist eine „spezielle“ Veranstaltung, die jeder individuell empfindet und daher am besten persönlich zu Hause berichtet.
Die Arbeiten am Drescher Inlet werden gut im Polarstern-Blog beschrieben. Auch diese Entladung verläuft einwandfrei. Einen Tag lang fliegen die Helis 3 Tonnen Güter zum Camp am 25 km langen Inlet. Mit dem Fächerecholot den Meeresboden vermessend, fahren wir abends weiter Richtung Süden. In einer Küstenpolynya kommen wir gut voran. Die jetzt folgende Stationsarbeit wird im Detail mit Hilfe eines GIS-Systems geplant (Geografisches Informationssystem). Es enthält Daten/Karten von Topografie, Sedimenten, Eis, Probenstationen und ehemaligen Kursen aus unserem Arbeitsgebiet. Die WissenschaftlerInnen generieren aus den bereits vorhandenen Daten und ihren aktuellen wissenschaftlichen Fragestellungen die Stationsplanung für die nächsten Tage.
Auf den Stationen ist von der Besatzung eine Vielfalt an Geräten zu fahren: CTD zur Messung von Temperatur und Salzgehalt inkl. Wasserproben, ROV zur Video/Foto-Dokumentation des Meeresbodens, Netze zum Einsammeln von am Boden lebenden Organismen, Bodengreifer und -lot, Fischfallen und Wasserschöpfer. So geräumig das Arbeitsdeck auch ist, es steht voller Geräte, die im ständigen Wechsel zu bewegen und an die entsprechenden Tiefseedrähte zu hängen sind. Die Decksmannschaft leistet hier eine wirklich hervorragende Arbeit.
Auf dem Weg in den Süden treffen wir das von der Station „Halley“ kommende britische Versorgungsschiff „Ernest Shackleton“. Beide Schiffe legen an einer Eisscholle an. Ein kurzer Austausch zwischen den Schiffsleitungen vervollständigt die in dieser Gegend äußerst wichtigen Informationen über die aktuelle Eissituation. Eine Gruppe aus der Besatzung der Shackelton besucht Polarstern und erhält eine Schiffsführung zwischen Brücke und Wellentunnel.
Nach dem Einsatz einiger Bodenschleppnetze, werden jetzt auch die Erwartungen der Biologen bedient. Jeder erhält die Organismen auf die er/sie spezialisiert ist. Im Wechsel füllen die immer wieder ausgebrachten Wasserschöpfer die Probenflaschen der Ozeanographen. Auch die Geologen haben mit einem Greifereinsatz ein Stück ungestörten Meeresboden an Bord befördert.
Die Forschung geht voran - das Jahr geht zu Ende - mit einem Grillabend und einem gemeinsamen Besuch der Brücke zum Jahreswechsel. Dieser Bericht endet mit 2015 - der nächste folgt zum Neuen Jahr.
Ein frohes und gesundes Neues Jahr 2016 wünschen Wissenschaft und Besatzung