Das Dallmann-Labor feiert Jubiläum
Am 19. Januar 2004 feiert das Dallmann-Labor auf King George Island in der Antarktis zehnjähriges Bestehen. Biologen und Geowissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) nutzen das in einer flachen Meeresbucht gelegene Labor zur Erforschung von eisfreien Flächen und küstennahem Flachwasser. Dies ist nur in wenigen antarktischen Gebieten möglich, da die meisten Küsten von dickem Schelfeis oder Gletschern bedeckt werden.
Wissenschaftliche Untersuchungen
Die Untersuchung des Ökosystems Potter Cove, einer Bucht mit einer gut ausgeprägten Gezeitenzone, ist Kernpunkt der Forschungsarbeiten des Dallmann-Labors. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen die Auswirkungen globaler Umweltveränderungen auf die antarktischen Lebensgemeinschaften. Besonders in der Antarktis ist eine Abnahme der Ozonschicht zu beobachten, wodurch mehr UV-Strahlung bis zur Erdoberfläche gelangt. Zurzeit untersucht eine Arbeitsgruppe im Dallmann-Labor die Folgen erhöhter UV-Strahlung auf Großalgengemeinschaften. Diese so genannten Algenwälder bilden die Nahrungsgrundlage für viele Tierarten. Eine Verringerung des Algenwachstums könnte auch einen Bestandsrückgang von Krebsen und Fischen nach sich ziehen. Im Labor konnten AWI-Wissenschaftler bereits nachweisen, dass sich eine erhöhte UV-Strahlung negativ auf das Wachstum bestimmter Algenarten auswirkt. In diesem Jahr steht nicht das einzelne Individuum im Mittelpunkt, vielmehr untersuchen die Biologinnen und Biologen Lebensgemeinschaften verschiedener Algenarten in ihrem natürlichen Lebensraum.
Internationale Zusammenarbeit
An der Eröffnung und dem Betrieb des Dallmann-Labors waren und sind Forschungsinstitute aus Deutschland (AWI) und Argentinien (Instituto Antártico Argentino) beteiligt. Die Niederlande (Netherlands Geoscience Foundation) haben sich 1996 angeschlossen. Entsprechend der klimatischen Bedingungen auf King George Island ist das Dallmann-Labor im antarktischen Sommer - von Oktober bis März – geöffnet. Es ist an die ganzjährig geöffnete argentinische Station Jubany angeschlossen. Der Name des Labors erinnert an den Bremer Kapitän Eduard Dallmann, der 1873 die erste deutsche Fahrt zur Antarktischen Halbinsel leitete und die von ihm entdeckten Gebiete kartographierte. Drei Laboratorien, zwei Aquarienräume, die Werkstatt, das Lager und mehrere „Iglu-Hütten“ des Dallmann-Labors bieten Wohn- und Arbeitsplätze für zwölf Personen. Im Jubiläumsjahr kommen weitere vier Laboratorien und eine neue Dekompressionskammer hinzu. So werden auch Tauchgänge in Tiefen bis zu dreißig Metern gemäß den strengen deutschen Sicherheitsbestimmungen möglich.
Veröffentlichungen
Das Sozialverhalten von See-Elefanten, Kälteanpassungen antarktischer Muscheln oder die Auswirkungen von erhöhter UV-Strahlung auf Flohkrebse – dies sind Beispiele für die Themenvielfalt, die in den vergangenen zehn Jahren im Dallmann-Labor bearbeitet wurde. In dieser Zeit entstanden hier über hundert wissenschaftliche Publikationen, die in hochrangigen internationalen Zeitschriften veröffentlicht wurden. Darüber hinaus gab das AWI die Ergebnisse der Zusammenarbeit im Dallmann-Labor unter dem Titel: "The Potter Cove coastal ecosystem, Antarctica“ in den Berichten zur Polarforschung heraus.
Bremerhaven, den 13. Januar 2004