20. Mai 2003
Pressemitteilung

Französischer Tiefseeroboter auf deutschem Forschungseisbrecher

Meeresforscher gehen der arktischen Tiefsee auf den Grund
Am 22. Mai verlässt „Polarstern“, der Forschungseisbrecher des Alfred-Wegener-Instituts (AWI), Bremerhaven und bricht zu einer elfwöchigen Tiefsee-Expedition in den nördlichen Nordatlantik und die Arktis auf. Insgesamt wird ein internationales Team von 150 Wissenschaftlern, Ingenieuren und Technikern während drei verschiedener Fahrtabschnitte geologische, biologische, chemische und ozeanografische Prozesse in der Tiefsee untersuchen.

Die Forschungsfahrt wird vom Alfred-Wegener-Institut und dem französischen Institut Ifremer (Institut français de recherche pour l´exploitation de la mer) organisiert. Außerdem nehmen
Wissenschaftler aus folgenden deutschen Forschungseinrichtungen an der Expedition teil: International University Bremen, Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie Bremen, Universität Bremen, Deutscher Wetterdienst Hamburg, GEOMAR Forschungszentrum für Marine Geowissenschaften Kiel, Institut für Polarökologie der Universität Kiel, Institut für Geowissenschaften der Friedrich- Schiller- Universität Jena, Institut für Paläontologie der Universität Erlangen und Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz. Zusätzlich werden Forscher aus Irland, England, Belgien, Russland und Polen an Bord der „Polarstern“ arbeiten.

Der Tiefseeroboter „Victor 6000“

Im Mittelpunkt der bevorstehenden „Polarstern“-Expedition steht das ferngesteuerte unbemannte Tauchfahrzeug „Victor 6000“, welches vom Ifremer entwickelt wurde und vier Tonnen wiegt. Dieser Tauchroboter kann in Tiefen von bis zu 6000 Meter vordringen. Von mehreren ferngesteuerten Kameras dirigiert, können die Wissenschaftler mit zwei Greifarmen und verschiedenen Messgeräten operieren und mit „Victor 6000“ gezielt Organismen, Sediment- oder Wasserproben entnehmen und den Meeresboden vermessen.<

AWI und Ifremer: Partnerschaft in der Meeresforschung, Ausdruck deutsch-französischer Freundschaft

Um das Tauchfahrzeug an Bord zu nehmen, legt „Polarstern“ vom 25. Mai bis zum 1. Juni einen ersten Zwischenstopp in der französischen Hafenstadt Brest ein. Neben der technischen Installation von „Victor 6000“, werden Wissenschaftler und Politiker aus Frankreich und Deutschland auf der „Polarstern“ ein Jubiläum feiern: Vor 40 Jahren wurde mit dem Elysée-Vertrag die deutsch-französische Freundschaft besiegelt. Seitdem haben sich intensive Beziehungen weit über die politische Zusammenarbeit hinaus entwickelt. Seit 1991 besteht in der Meeresforschung und den Geowissenschaften eine enge Zusammenarbeit zwischen dem AWI und dem Ifremer, die durch die Unterzeichnung eines „Memorandum of understanding“ im Juli 2001 weiter ausgebaut wurde. Am 1. Juni veranstalten AWI und Ifremer in Brest einen „Tag der Offenen Tür“ auf „Polarstern“.

Tiefsee-Korallen in der „Porcupine Bight“
Unter der Fahrtleitung von Prof. Dr. Jörn Thiede, Direktor des AWI, nimmt die „Polarstern“ nach der Installation von „Victor 6000“ Anfang Juni von Brest aus Kurs auf die „Porcupine Bight“, ein Gebiet südwestlich von Irland. Hier untersuchen Meeresforscher, welche Arten von Tiefsee-Korallen es in der Tiefsee gibt, und bestimmen deren Rolle im Ökosystem. Außerdem werden der mögliche Einfluss der Fischerei auf die Lebensgemeinschaft der Tiefsee-Korallen analysiert und mit Hilfe von „Victor 6000“ und einem besonderen Echolot - „Hydrosweep DS2“ - die Struktur und Sedimentzusammensetzung des Meeresbodens untersucht. Dieser Fahrtabschnitt endet am 20. Juni in Galway/Irland und die Leitung der weiteren Reise liegt in den Händen von Dr. Michael Klages, Leiter der Tiefsee-Arbeitsgruppe des AWI.

Untersuchungen an einem Schlamm speienden Vulkan
Der zweite Fahrtabschnitt führt vom 20. Juni bis zum 19. Juli nordwestlich von Norwegen in die Barentssee zu dem „Håkon Mosby Schlammvulkan“. Dieser wurde 1996 in einer Tiefe von 1250 Metern entdeckt und speit keine Lava, sondern bringt Schlamm und das klimawirksame Treibhausgas Methan hervor. Der Vulkan wurde mit „Victor 6000“ erstmalig 2001 vom AWI und Ifremer intensiv beprobt. Da hier Methan entweicht, dient der „Håkon Mosby-Schlammvulkan“ als natürliches Laboratorium zum Studium der Prozesse, die am Austritt und dem Abbau dieses Gases beteiligt sind.

Ein Tiefseeobservatorium in der Arktis
Vom 19. Juli bis zum 7. August ist ein vor vier Jahren vom AWI installiertes Langzeit-Tiefseeobservatorium („AWI-Hausgarten“) in der Framstraße westlich von Spitzbergen das letzte Ziel der Arktis-Expedition. Neben einem zentralen Experimentierfeld in 2500 Meter Wassertiefe wurden hier mehrere Stationen bestimmt, die jährlich aufgesucht werden. „Die wiederholte Beprobung unseres „Hausgartens“ erlaubt die Beobachtung der natürlichen Veränderungen, die sich im Verlauf der Jahreszeiten und im Laufe von Jahren an einer im globalen Klimageschehen außerordentlichen sensiblen Region des Ozeans in den Lebensgemeinschaften der Tiefsee entwickeln“, so Dr. Michael Klages.

Tägliche Berichte über die Fahrt finden Sie auf unseren Webseiten.


Bremerhaven, den 20. Mai 2003

Downloads