28. Januar 2003
Pressemitteilung

20.000 Jahre vor unserer Zeit

Eiskern-Bohrung in der Antarktis erreicht tausend Meter Tiefe

An der Kohnen-Station des Alfred-Wegener-Institutes für Polar- und Meeresforschung (AWI) in der Antarktis förderten Wissenschaftler am 22. Januar 2003 einen Eisbohrkern aus einer Tiefe von eintausend Metern zu Tage. Dieses Eis ist rund 20.000 Jahre alt und gibt damit Hinweise auf das Klima während des letzten glazialen Maximums (Eiszeit). Bei der Datierung hilft eine Ascheschicht in 802 Metern Tiefe, die ein prähistorischer Vulkanausbruch vor 14.000 Jahren hinterlassen hat. Sie wurde bereits an einer anderen antarktischen Eisbohrstation (Dome Fuji) gefunden und konnte als Meilenstein dienen. Die 24 Frauen und Männer auf der Kohnen-Station (75°S, 0°W) feierten den tausendsten Meter mit Sekt und Musik. Inzwischen geht die Arbeit weiter: Bis zum geplanten Ende der Sommersaison am 14. Februar soll eine Tiefe von 1400 Metern erreicht werden.

Mit EPICA in die Klimavergangenheit
Die Bohrung in Dronning Maud Land ist Teil des Europäischen Projekts für Eisbohrungen in der Antarktis (EPICA). EPICA ist ein Gemeinschaftsprojekt von zwölf Instituten aus zehn europäischen Ländern, das von der Europäischen Union und den einzelnen Ländern gefördert wird. Im Rahmen von EPICA werden für die Klimaforschung derzeit zwei tiefe Eiskernbohrungen in der Antarktis durchgeführt. Die Bohrung auf Dome Concordia ist bereits 3163 Meter tief und überdeckt voraussichtlich die letzten 500.000 bis eine Million Jahre; das ist das längste Klimaarchiv, das jemals aus dem Eis gewonnen wurde. Der Kern, der an der Kohnen-Station in Dronning Maud Land erbohrt wird, überdeckt „nur“ bis zu 300.000 Jahre, aber aufgrund seiner höheren zeitlichen Auflösung gestattet er eine genauere Klimarekonstruktion. Noch wichtiger ist jedoch, dass dies der erste tiefe Eiskern aus dem atlantischen Sektor der Antarktis ist. Er ist deshalb besonders geeignet, die Kopplung von Klimaänderungen in der Nord- und Südhemisphäre zu untersuchen. Diese Kopplung ist ein immer noch ungelöstes Rätsel für Paläoklimatologen und kann auch Konsequenzen für unser Verständnis zukünftiger Klimaänderungen haben.

Bremerhaven, 28.1.03

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